Die Geschichte vom normalen Brot, das ein gutes Brot wurde

Vor vielen Hundert Jahren lebte ein Bäcker in einer kleinen Stadt, der stolz auf sein Bäckerhandwerk war. Als sein Sohn bei ihm in die Lehre ging, zeigte er ihm, wie man Brot backt, das satt macht, gesund ist und wirklich gut schmeckt. Sein Sohn lernte fleissig und als sein Vater einmal nicht mehr backen konnte und bald schon starb, übernahm er die Bäckerei. Da er die Brote wie sein Vater backte, hatte er eine große Kundschaft und einen sehr guten Ruf.

Der Tischler, der hier ebenfalls sein Brot einkaufte, vergas eines Tageseinen Sack mit feinem Sägemehl. Der fiel dem neuen Lehrling versehentlich um und vermischte sich mit dem Brot. Das sollte keiner merken und so räumte er schnell auf. Die Leute merkten seltsamerweise kaum etwas. Nur wenige meinten, dass mit den Broten irgendetwas anders gewesen sei. Als der Lehrling seinem Meister dies verriet, bekam er einen Klaps auf den Kopf, doch bei einem Bier am Abend dachte der Bäcker: „Sägemehl ist viel billiger als normales Mehl. Ich muss herausfinden, woran die Leute es gemerkt haben, dass da Sägemehl dran war.

Die Leute meinten, das Brot hätte nicht so herzhaft geschmeckt.

Um die Geschichte kurz zu machen: Dem Bäcker fielen noch viele Dinge ein, die er dem Brot zusetzen konnte, die viel billiger waren, weniger nahrhaft und doch fiel es niemandem auf. Der Bäcker wurde ein sehr reicher Mann und die Leute sagten: “ Wenn jemand so viel Einnahmen macht, dann muss er ja gut sein!“

Eines Tages, da war der Bäcker schon alt und sein eigener Sohn hatte die Bäckerei übernommen, verriet er einem Freund von seinen Tricks. Dieser Freund baute in seiner Werkstatt Kutschen und so begann auch er darüber nachzudenken, wo man sparen könnte.

Mit der Zeit sprach sich das herum und bald gab es kein Handwerk mehr, welches nicht versucht hätte, zu sparen. Ja, es wurde so üblich, dass man sogar offen darüber zu sprechen begann und die Leute kratzten sich am Kopf und fragten sich, ob das normal sei. Aber es war ja normal. Also konnte es nicht falsch sein.

Eines Tages fand eine Tochter der Bäckerfamilie, das war bald 300 Jahre später, ein altes Backbuch. Darin standen all die wertvollen, teuren Zutaten. Da kam ihr eine Idee. Sie eröffnete eine Bäckerei und bot Brot an, welches frei war von Sägemehl und anderen schlechten, billigen Dingen. Und weil es ja nun nicht mehr normal war, so etwas Gutes zu verkaufen, konnte sie dafür auch den doppelten Preis nehmen. Und sie wurde eine sehr reiche Frau.

Das bekamen natürlich auch der Fleischer, der Sattler, der Schmied und wie sie nicht alle heißen, mit. Viele konnten nun gute Ware für viel mehr Geld verkaufen als ihre Vorfahren. Auf einem langen Weg war aus normaler Ware eine besondere Ware geworden.

Als die Welt zusammenwuchs und alle Städte der Welt einander kennenlernten, wurde alles natürlich noch viel komplizierter, Aber die Fortsetzung der Geschichte seht ihr jede Woche im Supermarkt 😉

Das Weihnachts – Wunder (ein Star Trek Gedicht)

(Dieses Gedicht schrieb ich ursprünglich für das Trekdinner Hildesheim. Es erschien auch auf Trekzone.de unter https://www.trekzone.de/2022/12/21/das-weltraum-wunder/).

Sterne zieh´n vorbei am Schiff,
der Captain hat es fest im Griff,
Viel Fremdes gibt es zu entdecken,
Alte Grenzen neu zu stecken.

Da kommt ein Ding auf sie hinzu,
das lässt Spock keine Ruh,
„Captain, mein Hirn hat wohl gelitten,
da kommt was auf uns zugeritten!“

„Ihr Hirn ist logisch, denn fürwahr,
auch ich seh es ganz deutlich, klar,
da ruft ein Mann, der wohl sehr froh
von seinem Schlitten: „Ho Ho Ho!“

„Doch“, brütet Spock, „wissen alle Mann,
im Weltraum man nicht atmen kann!“
Sagt Kirk: „Noch Schlitten fah´rn mit Säugetieren,
die müssten alle längst erfrier´n!“

„Uhura, fragen sie mit nettem Ton
nach dessen Ziel oder Mission!“
Doch Uhura bekommt Null Kontakt,
nicht mal „Rauschen“ oder „Abgehackt“.

McCoy betritt die Brücke nun,
er hat g´rade sonst nichts zu tun.
„Verdammt Jim, ist das der Weihnachtsmann,
der grade trabt zu uns heran?“

Spock und Jim wechseln nen Blick,
„DU kennst den Mann,
das ist ja schick.
Warum denn wohl, woher, seit wann?“

McCoy grinst mit glänzend, frohen Augen.
„Beamt ihn herein mit allem,
ihr könnt mir glauben:
Er wird euch ganz gewiss gefall´n!“

Hereingebeamt mit Sack und Pack
steht dort mit roten Wangen
der Santa Claus im roten Frack,
mit einem Bart,´nem Langen.

„In allen Quadranten muss ich verteilen
Geschenke und muss mich sehr beeilen,
die Kazon, die Dominon – Bande,
viele aus unbekanntem Lande…

Sie alle waren brav in diesem Jahr,
könnt ihr mir helfen?
Das wäre wunderbar.
Dann schaffte ich es, g´rad bis aufs Haar.

McCoy stellt den Herrn erst einmal vor,
erzählt von alten Weisen, vom Stern
in Bethlehem auf dem Erdenrund,
wo gute Mär wurd einst bekund´t.

Wie man den Weihnachtsmann erfand,
der just im ganzen All bekannt,
da er tatsächlich Geschenke bringt
und Weihnachtslieder herrlich singt.

Kirk findet das ganz einfach toll,
selbst Spock hilft gerne ohne Groll.
So gehen sie bald auf Warp 3,
bringen Geschenke überall im All vorbei.

Chapel, Rand, Sulu und Scott,
Letzterer im Schottenrock,
sie alle feiern nebenbei
und bekommen dafür frei.

Als im Schiff gesungen wird,
Spock wieder auf die Logik schwört:
„Lieber Herr Weihnachtsmann, ich ahn´
am Weihnachtsfest ist gar nichts dran.“

Da weht der Mann mit weißem Bart
mit einem Handstreich, der ganz zart,
ein goldig funkeln in die Nacht,
das im Vulkanier Weihnachtsfreud´entfacht.

Freuden strahlend hilft dieser weiter,
nun um des Zaubers viel gescheiter
und mit geeinter Kraft,
ist es schließlich auch geschafft.

Am Ende fragt der Weihnachtsmann,
„Jim Kirk, was willst denn du gern haben?
Ich hab noch viele süße Gaben!
Vielleicht etwas zum dran erlaben?“

„Die Enterprise, mein schönes Schiff,
diese Freunde an meinen Seiten,
das ist der Geschenke höchster Schliff,
mehr kann man mir nicht bereiten.“

„Doch ein Wunsch, fällt mir g´rade ein,
der muss doch noch, wenn möglich, sein:
Frieden mit den Klingonen
das wäre fein, das würd´ sich lohnen.“

Da schmunzelt gewitzt der Weihnachtsmann,
„Das ist nichts, was ich dir geben kann!
Das lass ich dir, du wirst schon seh´n,
nach „Star Trek VI“ wirst du´s versteh´n!

Sie winken dem Schlitten hinterher,
ein Stern, ein Funken,
Dann ist nichts mehr;
nur noch der Weltenraum, ganz leer.

Spock fragt: „Was ist uns hier gescheh´n?“
„Das werden wir wohl nie verstehn“ sagt Jim
und Pille freut sich: „Seht her, ne neue Spritze,
das Geschenk, das find ich spitze!“

Die Enterprise reist treulich weiter,
an Bord ist man entspannt und heiter,
in weiter Ferne hört man g´rad noch so
ein ganz, ganz leises „Ho Ho Ho!“

© Matthias Wieprecht

Totengesang – Nachwort einer Liebesgeschichte

Diese kleine Geschichte dachte ich mir um 1998 aus. Im übertragenen Sinne gibt es biografische Ähnlichkeiten. Vor Allem aber faszinierte mich die Szenerie und das Ende… Wie man hören wird, ist dies ein – gewollt! – dramatische Stück.

Dies ist mein zweiter Versuch einen Text in dieser Form zu präsentieren und der erste mit einem so vergleichweise langen Text. Beim Anhören höre ich selbst viele Stelle, die ich besser hätte einlesen können…. Vielleicht, eines Tage 😉

Danke an Pixabay, für die tollen, freien Fotos! Für dieses Gedicht gilt, wie immer: (c) Matthias Wieprecht. Also nur nach Absprache mit mir nutzen, falls!

Menschentier (Gedicht, April 2022)

Ich bin eine Kugel voll Gefühl,

ein Mann, fast niemals kühl,

erfüllt von Emotionen,

was ich will hier betonen.

Seh in der Welt mit grau-grün´n Augen,

was ich will und kann nicht glauben,

es berührt mich, geht mich an

und lässt nicht wieder los.

So leicht.

Mache ich´s mir nicht,

spüre in mein Leid hinein und

finde manchmal kaum heraus.

In gewissen Zeiten

fühl ich mich fremd in dieser Welt,

wie ein Kunstliebhaber

in einer Geisterbahn,

ein Eisbär in Afrika oder

ein Lachen am Begräbnis.

Eindrücke regnen auf mich ein

und strahlen nach,

gehen mir bis auf den Grund

lassen mich in Seel und Körper erzittern,

ich kann diese nicht komplett schützen

ohne sie zu vergittern.

Das will ich nicht.

Wissen, wie mich manche Andre seh´n.
Es geht zwar, fällt mir aber selbst oft schwer,

mich selbst ganz zu verstehen.

Ich strecke meine Hände aus

nach Sonnenlicht, nach Schönheit, Ruhe, Gleichmaß,

nach Frieden, Hoffnung, Lächeln und Menschen,

die mit Frohsinn beieinander lachen und tanzen,

Wissend,

dass das Leben nur eines ist und zu kurz dazu,

als das Streit und Krieg es bereichern könnten, außer

mit Klagen, Leere, Agonie.

Ich wünschte mir nur,

es sei einfacher

über Dornen zu gehen,

wo andere nur normale Straßen seh´n.

Dann wär auch ich wie ihr

ein ganz normales

Menschentier.

.

Die Geschichte von Glas und Stein

Ein Bahngleis. Der Wind ist kalt. Jorgos zieht sich die Regenjacke etwas höher. Nutzlos. Züge kommen und gehen. Der Regen wallt auf. Er geht in die Halle. Menschen. In allen Größen. Grobe Gesichter, die ihn erschrecken, sanfte Gesichter, die er sofort sympathisch findet. Gelbe Regenjacken, ein Rollstuhl mit einem Kind darin. Die Reifen beklebt mit Spider Man Bildern. Verzweifelte Augenpaare. Ein junger Mann fragt, ob er etwas Kleingeld bekommen könnte. Jorogs schüttelt den Kopf, fühlt sich dabei mutlos und falsch. Dann steigt er wieder die Treppen hinauf. Bahnsteig 4. Er geht zwanzig Schritte bis zu der Bank. Gestern noch saß er hier mit Anke. Alles war möglich. Die Welt aus den Angeln reißen. Seine Sehnsucht war so hoffnungsvoll gewesen.

Er musste zurück denken. Als sie auf dem Dach saßen. „Mein Herz schlägt wie verrückt. Ich liebe dich, das weißt du doch?“ fragte sie ihn und er lies sich von seiner Leidenschaft hinreißen, küsste sie. Während sie miteinander schliefen, in dieser warmen Sommernacht, ganz in der Nähe des Schornsteins auf dem Dach, hörte er in sich ein Präludium von Johann Sebastian Bach, er dachte an die farbenfrohen Bilder von Monet und die flirrenden Werke von Vincent van Gogh, aber auch Werke von Rodin kamen ihm vor Augen, während er mit seinen Händen ihren Körper liebkoste. Sie wertschätzte. Sie ehrte. Frei fühlte er sich wie ein Vogel.

„Ich muss gar nichts tun!“ antwortete er wenig später seinem Vater, doch dieser regte sich auf: „Aus dir wird nichts werden, wenn du keinen Beruf ergreifst!“ Das weiß ich doch, Papa, hätte er ihm gerne gesagt, aber er konnte nicht. Weißt du nicht, wie es ist, wenn man sich so frei und glücklich fühlt wie ein Adler, der über das Land fliegt? Wenn das wahre Leben zum Traum wird?

Doch, ich weiß es, hätte dieser vielleicht gewantwortet. Aber als ich so träumte, kam der Krieg und verwandelte meinen Traum in einen Alptraum. Aber auch er konnte nichts sagen. Außer das, was schon sein Vater gesagt hatte, weil schon ihm die Worte gefehlt hatten. Du wirst auf der Straße landen!

Ohne Geld wird man auch nicht glücklich, hört er sich zu sich selbst sagen – oder hat er es nur gedacht? Neue Züge fahren im Bahngleis ein. Neue Menschen entsteigen den Anhängern. Wieder bunt gemischt.

Er setzt sich neben einen alten Mann, der Tauben füttert. „Gestern saß ich hier“, sagt er zu dem alten Mann. Der alte Mann lächelt ihn an. Er scheint taub, aber glücklich zu sein. „Ich kniete mich vor ihr nieder und reichte ihr den Ring.“ Er fühlt eine Träne. Der alte Mann legt eine alte Hand auf seine und sieht ihn an, wie einst sein Vater, in jenen stillen, seltenen Momenten, in denen sein Blick mehr sagte als tausend Worte.

Die Uhr tickte schwere Minuten. „Vater, ich wäre gerne ein besserer Sohn und wüsste gerne jetzt, was ich dir sagen sollte, aber mir fehlen die Worte.“ „Uns fehlten immer die Worte, nicht wahr?“ „Ja.“ Tränen. „Hast du Angst?“, fragte Jorgos. Wieder keine Worte. Ein Blick jedoch und Tränen, die auch dem Vater herunterliefen. Keine Umarmung. Warum nur keine Umarmung? Abschied – als wäre es nicht für immer.

„Sie lachte nur. Sie sprach von Spaß haben und nicht gleich heiraten.“ Der alte Mann sieht ihn an. Alle dachten immer, er sei geistig verwirrt. Und nun dieser Blick. „Kennst du die Geschichte von Glas und Stein?“, fragt der alte Mann. Er verneint. Der alte Mann erzählt. „Es waren einmal ein Mann und eine Frau. Sie konnten nicht sprechen und wollten sich etwas schenken, was ihre Gefühle ausdrückt, die sie füreinander empfanden. Die Frau wählte das Glas, weil ihre Gefühle so rein waren wie das Glas. Der Mann wählte einen Stein, weil seine Liebe so unzerstörbar war, wie ein Stein. Als sie sich ihre Geschenke zeigten, begannen sie beide zu weinen, denn sie erkannten, dass sie – bei aller Liebe – nie zueinander passen würden.“

Die Züge fahren weiter. Menschen sammeln sich an roten Ampeln und strömen weiter in ihrem gigantischen Mäuselabyrinth. Das Leben rollte weiter, der Fluß floß weiter. Kinder wurden weiter gezeugt und wurden weiter erzogen, Kriege wurden weiter geführt und Frieden ausgehandelt, „Kluge Leute“ redeten weiter dumm daher und der „Dummen“ Leute Klugheit blieb weiter verborgen, blieb weiter ungehört.

Er sitzt am Grab seines Vaters und erzählt ihm alles, was er ihm immer erzählen wollte. Er weint mit ihm, er lacht mit ihm. Dann steht sein Vater vor ihm. Geh jetzt. Es ist Zeit. Suche nicht nach den verlorenen Worten, sondern finde Neue für neue Menschen. Lebe, mein Sohn!

Der wundervolle Sonnenuntergang schien den ganzen Himmel in Brand gesetzt zu haben. Jorgos streckte sich und hatte das Gefühl, seine Seele würde bis zum Himmel reichen – und weiter. Dann lies er sich in die hohen Blumen fallen, die ihn umgaben.