Batman: Europa – eine kritische Review des Comics

Batman und sein irrer Erzfeind Joker wurden beide mit einem tödlichen Virus infiziert. Um dem Drahtzieher hinter dem Anschlag zu finden, tun sich die beiden zusammen und reisen in die europäischen Metropolen Berlin, Prag, Paris und Rom. Dort warten gefährliche Gegner, und natürlich schwebt über jeder Etappe die Frage, wie weit Batman dem Joker trauen kann …

Nachdem ich Batman im August 2023 wieder neu für mich entdeckt hatte, begann ich diverse Comics nachzuholen, die mich besonders reizten. Sei es aufgrund von Empfehlungen Dritter oder aufgrund eines einfach spannenden Themas.

In diesem Fall war es das Thema, das ich spannend fand. Bereits in Batman: The World (https://paninishop.de/batman-superhelden-comics/batman-the-world-dosdc080) fand ich die Idee hervorragend umgesetzt, Batman ungewöhnliche Abenteuer in verschiedenen Ecken der Welt erleben zu lassen. Ich fand diesen Band ausnahmslos gut (https://starbase-fantasy.de/batman-the-world-wer-ist-der-weltmeister/).

Hier nun sollten sich Batman und der Joker von einem tödlichen, neuartigen Virus infiziert auf den Weg durch Europa kämpfen, um am Ende (hoffentlich) ein Gegenmittel zu finden. Die Idee war so stark, dass ich den Band unbedingt lesen musste!

Ich habe den Comic jetzt zu Ende gelesen und es fällt mir schwerer als erwartet, ihn zu bewerten. Weder finde ich ihn spitzenmäßig noch schlecht. Aber ein „durchschnittlich“ würde ihm auch nicht gerecht werden. Wie gesagt, es ist schwierig.

Woran liegt das? Nun, da hätten wir zum einen das, …

…Was ich erwartet hatte

Als ich las, worum es in dieser Story von Brian Azzarello und Matteo Casalli gehen sollte, hatte ich sofort ein Bild im Kopf, was mich in diesem Comic erwarten würde. Ich sah den dunklen Ritter, wie er Detektivarbeit leistet und sich wie Sherlock Holmes von Indiz zu Indiz, von Zeugenaussage zu Zeugenaussage vorarbeitet, bis er am Ende den Erschaffer des Virus vor sich stehen hätte.

Gleichzeitig erhoffte ich zu sehen, wie sich der Joker und Batman auf eine merkwürdige Weise miteinander arrangieren. Ja, der Virus würde BEIDE dabei sicher schwächen, aber ich – als Leser – würde einen Thriller sehen, bei dem es um nicht weniger als Leben oder Tod von Batman und den Joker ginge. Dachte ich.

(c) DC, Panini – Batman: Europa

Was es tatsächlich ist

Genau an dieser Stelle vermischen sich im tatsächlichen Comic jedoch die verschiedenen Stile von Jim Lee und den der europäischen Künstler Giuseppe Camuncoli, Diego Latorre und Gerald Parel und verändern den erwarteten Detektiv – Thriller in eine eher unerwartete Richtung, denn man hat sich entschieden, den Leser weniger an den brillanten Schlußfolgerungen des „besten Detektivs der Welt“ teilhaben zu lassen als vielmehr an einer Art „fieberhafter Fantasie zum Thema „Batman und Joker““. Das macht tatsächlich auch irgendwie Spaß, hat aber eine ganz andere „Energie“, einen anderen „Vibe“ als die des Thrillers, den ich erwartet hatte.

Die Spuren, die Batsi findet, drängen sich ihm (und dem Joker) in der Regel fast auf, was auch Sinn macht, wie man später sieht. Einige Hinweise sind dabei jedoch stark konstruiert. Beispielsweise jener, der sie nach Rom führt. Was, wenn keiner von Beiden je davon gehört hätte…? Aber ich will nichts verraten.

Dies ist kein „Whodunit“, wie „Das lange Halloween“. Dies ist eine fieberhafte Studie zum Thema „Batman und Joker“. Noch etwas muss gesagt werden: Zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, dass irgendeine Uhr abläuft, auch, wenn davon öfter die Rede ist.

Die Zeichnungen…

…machen diesen „Fiebertraum“, der anfangs noch kristallklar und schön gezeichnet daher kommt, auf verschiedene Weise sehenswert.

Die unterschiedlichen Stile der verschiedenen Künstler sind absolut beeindruckend, wenn sie auch manchmal, für meinen Geschmack, zu sehr in eine groteske Richtung gehen. In den letzten beiden Kapiteln (von vier Kapiteln) ist Batman so sehr dem Virus erlegen, dass er, aber auch seine Umgebung, der Joker und andere Personen, zunehmend „verwaschen“ und „unscharf“ dargestellt werden. Das sieht toll aus, aber die Bilder erzählen teilweise eine andere Geschichte als der Text, der dazu geschrieben wurde. So, wie Filmmusik gelegentlich stärker ist als der Film, für den sie geschrieben wurde, so sind die Bilder hier teilweise mächtiger als der Inhalt, der transportiert werden soll bzw. der Text, der fast schon unnötig kommentierend dabei steht. Das harmoniert nicht immer miteinander – und das ist es, was den eigentlich bitteren Beigeschmack bei mir ausgelöst hat.

Als Europäer ist es natürlich interessant zu sehen, wenn Batman Berlin besucht und über „die Mauer“ nachdenkt oder den Eifelturm kritisiert. Mit dabei ist übrigens eine skurile, jedoch sehr kreative Zeichnung, in der Batman und der Joker aus Teilen des Eifelturms dargestellt werden. Nur ein weiterer Hinweis, dass dieser Band ein Fest fürs Auge ist, nicht unbedingt jedoch bezüglich der Story.

Merkwürdig ist es, wenn Joker jedoch gegen Ende zu Batman in Bezug auf Musolini sagt: „Für Dich ist er mehr als nur ein historischer Held, was?“ und Batman lediglich mit „Basta!“ antwortet, worüber der Joker natürlich lacht. Was auch sonst. Ich musste die Stelle drei Mal lesen und leider habe ich immer noch den Eindruck, dass der Joker Batman hier unterstellt, einen faschistischen Diktator zu verehren, was dieser nur mit „Basta!“ kommentiert! Irritierend.

Fazit

Als Kunstband zum Thema „Batman und Joker in Europa“ würde ich diesem Comic 4 ½ von 5 möglichen Sternen geben.

Die STORY jedoch bekommt von mir nur 2 ½ Sterne. Die Idee zu diesem Comic war großartig, aber sie schöpft meiner Meinung nach nicht ihr Potential aus. Die Spuren hätten geschickter gelegt worden sein können, der Virus hätte anders wirken können, so dass Batman und Joker das Einsetzen der Wirkung erst spät merken, vielleicht zu einem kritischen Moment? Die Chemie zwischen Batman und Joker hätte auch weniger plakativ vonstatten gehen können, da fehlten mir die feinen Töne. Der Witz z.B., den die „animated series“ einst hatte.

Ich möchte keine Gesamtbewertung geben, sondern dies so stehen lassen. Optisch ist der Band ein Genuss und daran ändert auch die eher schwache, weil unausgereift wirkende, Geschichte nichts.

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EUROPA Gruselserie Nr. 8: Frankensteins Nichte – Erbin des Wahnsinns

Es ist unglaublich, wie sehr in den sozialen Medien doch über die neue Europa Gruselserie gelästert wird. Die alten H. G. Francis – Hörspiele stehen unverrückbar auf ihren ehernen Podesten. Sicher auch verdienter Maßen, doch der Moment des Hörspiel hörens ist ein Kunglumerat von vielen Faktoren. Einer davon ist der Hörer selbst. Viele haben wohl ihr „12jähriges Ich“ komplett vergessen und beurteilen alles als nunmehr sehr kritische und abgeklärte Erwachsene – ohne dabei zu bemerken, dass sie andere Meßlatten anlegen als damals!

Erinnerung

Ich persönlich habe die Gruselserie in den 1980ern natürlich auch gesammelt. Es war immer ein großer Moment, wenn ich mit der leeren Hülle in das Ladengeschäft von „Photo Porst“ (der Laden, wo meine Eltern Filme für die Fotokamera erwarben und mein Bruder für seine Super 8 – Kamera) ging, um da dann die passende Kassete gegen mein Taschengeld eintauschen zu können. Heute noch liebe ich die Stimmen von Horst Frank, Brigitte Kollecker und den weiteren namenhaften SprecherInnen.

Nostalgie mag verklären, aber die Hörspiel – Zeiten waren auch eben sorgenfreie Zeiten. Sicher das wesentliche, was man von damals mitnimmt. So ein Gefühl von „alles perfekt“ – Momenten, die sich jede/ r anders mit seinem / ihren Hörspiel eingerichtet hatte. Damals war alles anders – die vielen Hörerinnen und Hörer natürlich auch. Das wird oft vergessen. Und das Andre Minninger nicht schreibt wie H. G. Francis (auch umgekehrt wäre das sicher unmöglich gewesen) liegt in der Natur der Dinge. Aber muss das schlecht sein? Als die neue Europa Gruselserie ausgerufen wurde, hielt ich zu ihr und tue es nach wie vor. „Frankensteins Nichte“ zeigt mir, dass ich der Serie zu Recht meine Treue hielt.

Frankensteins Nichte!

Lässt sich der Lauf der Natur aufhalten? In einer entlegenen Beauty-Klinik in Edinburgh erhoffen zwei alte Studienfreunde ihr jugendliches Aussehen wieder zu erlangen. Doch die Schönheitschirurgin Professor Victoria Stone verfolgt ihre eigenen Pläne und sieht in den zwei Patienten ideal Versuchskaninchen für ein teuflisches Experiment …

Frankensteins Nichte (c) Europa

Gute Gruselgeschichten beginnen oft in der schnöden Realität. Manchmal in einer wenig wünschenswerten und doch wandelt sich die Situation schnell dermaßen, dass man sich wünschte, es wäre noch alles so wie zuvor….

Orlandos (Nicolas König) Realität ist, dass er „zu seinem 50igste“ Geburtstag von seiner Frau verlassen wurde. Zudem bekam er eine Absage auf eine Bewerbung. Kurz und gut: Orlando ist in einer echten Lebenskrise angekommen. Hier wird in wenigen Momenten ein Charakter erschaffen, der mir zumindest gleich sympathisch war. Sein Kumpel Martin (Helmut Zierl) hat eine top Idee: Auf in die Schönheitsklinik! Aber nicht in irgendeine, sondern in eine, die wahre Wunder verspricht. Auch so einen Typen wie diesen Martin kenne ich. Kennt so einen nicht jede/r?

Da Orlando eh nichts zu verlieren hat, läßt er sich darauf ein. Als sie das alte Schloß, in dem sich die Beauty Klinik befindet, erreichen, hat Martin bereits ein flaues Gefühl in der Magengegend. Auch der etwas merkwürdige „Butler“ des Hauses, Harper (gesprochen von Hans – Peter Korff), schreckt sie nicht ab. Es muss erst schlimmeres geschehen… Aber ich will nicht mehr verraten. Da es sich nicht um Shakespeare handelt, ist die Handlung nicht gerade fett.  Muss sie aber auch nicht sein (war sie auch damals nicht). Nur Spaß machen muss sie und das tut sie auch. Aber aus dem gleichen Grund erzähle ich jetzt nicht mehr, denn ich will euch den Spaß nicht nehmen.

Kein Hörspiel zum Einschlafen!

Technisch ist das Hörspiel absolut gelungen. Die Sprecher sind passend, speziell hervorheben möchte ich dabei Desiree Nick (Victoria Stone), die in die Fußstapfen der von „Draculas Tocher“ treten könnte, was die Wandlungsfähigkeit ihrer Stimme zwischen geschäftsmäßiger Freundlichkeit und Wahnsinn angeht. Die Musik erinnert wirklich ein wenig an die alten „Horror Pop Sounds“ und wenn am Ende ein spezielles Thema gespielt wird, freut sich das Fan – Herz. Aber ich will auch das nicht verraten.

Mit dem Thema (Midlife – Crisis) wurde ich – 1969 geboren – direkt angesprochen. Die Handlung wird Stück für Stück vor einem ausgebreitet. Die Grausamkeiten der „Beauty Farm“ ebenfalls. Langsam, aber sich wurde ich als Zuhörer Teil des Freunde – Gespanns und als sich alles zuspitzte war ich wirklich mit dabei. Kein Hörspiel zum Einschlafen!

Die Story ist die bisher brutalste. Alles, was man an unangenehmen Gefühlen und Ängsten mit „Krankenhaus“ verbinden könnte, wird hier aufgefahren und in trashiger Horror – Manier verarbeitet. Allerdings bleibt das Hörspiel dabei immer noch in einem unsichtbar gesetzten Rahmen des guten Geschmacks, was ich persönlich befürworte.

Das ich das Hörspiel toll finde, ist sicher klar geworden. Was ich noch extra erwähnen möchte ist das abermals super Design der Hülle. Inlay, der Druck auf der CD selbst – alles passt zueinander. Und aus der Mitte der noch nicht aus der Hülle gelösten CD glotzt die Nichte Frankensteins. Köstlich! Was jetzt noch schön gewesen wäre, wäre ein Gutschein für eine Wellness – Farm 😉

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Europa Grusel 5 – Dracula – Tod im All

Der Titel dieses Hörspiels ließ mich zunächst Schlimmes befürchten. Dracula im Weltraum. Das klang so dermaßen nach Trash – Film! Trotzdem war ich gespannt.

In den ersten Minuten wird man mit einer Raumschiff – Crew bekannt gemacht. Valentina Alexandrowa als Captain der Crew wird von Captain Janeway, sorry, Gertie Honeck, gesprochen. Die Stimme passt natürlich. Zur Crew gehören außerdem noch Stella Dupront (Merete Brettschneider), Björn Hellström (Romanus Fuhrmann), Tarik Thomalla (Peter G. Dirmeier), Anna Carlsson (Diana Labahn) sowie Walther Beenstock (Jürgen Uter).

Die Crew wirkt interessant, denn es sind unterschiedliche „Typen“, die hier zusammen gemischt wurden und deren Stimmen sorgsam ausgewählt worden sind, um diese Unterschiede noch zu unterstreichen. Die Sprecher agieren miteinander, was ihnen leicht fiel, denn sie saßen alle gemeinsam an den Mikros. Heute eine Seltenheit.

Was mich zudem positiv für das Hörspiel eingenommen hat, ist der Erzähler. Niemand Geringeres als Christian Brückner, „the Voice“, gibt uns zwar selten, aber als wahren Ohrenschmaus, Informationen darüber, was durch die wörtliche Rede im Hörspiel nicht berichtet werden kann. Das macht Spaß. Ich hoffe sehr, dass er auch bei zukünftigen Folgen der Reihe gelegentlich den Sprecher geben wird.

(c) Europa

Schließlich trifft die Besatzung dann auf „Dracula im All“. Und so trashig sich das auch anhört, so gelungen ist doch das Zusammentreffen mit dem Vampir aus den Karpaten, der von einem bestens aufgelegten Udo Schenk gesprochen wird. Schön, wie gewisse Vampir-Phänomene in die Zukunft und auf ein Raumschiff transferiert wurden. Ich sage nur: „Spiegel!“

Sicher, wann immer ein Raumschiff von einem Monster oder einem Unwesen heimgesucht wird, beginnt man sich an „Alien“ und Co. zu erinnern. Aber das hier ist ein ganz eigenständiges, leicht verrückt – gruseliges Werk, das Laune macht.

Begleitet wird das Hörspiel von den Ohrwürmern aus den 80er Jahren, die schon „Perry Rhodan“ und Co. begleitet haben. Tolle Hörspielmusik. Stimmungsvoll und passend.

So wie die ganze Folge. Mit „Tod im All“ hat die Serie mich absolut abgeholt. Ich hoffe, es wird auch in Zukunft weitere Folgen geben. Leider ist keine sechste Folge angekündigt worden. Ich hoffe nur, das EUROPA weiter macht!

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EUROPA Grusel – Serie (3): Moskitos-Anflug der Killer-Insekten

Der Anfang…

Das Hörspiel fängt erstmal gut an. Es hat diese typische Atmosphäre der alten H. G. Francis – Hörspiele aus den 80ern. Auch das Thema des Hörspiels passt und erinnert entfernt an „Das Unteheuer aus der Tiefe“ zum Beispiel, ohne zu viel spoilern zu wollen.

Die Stimmen…

Die Stimme von Ute Maibaum (Heidrun von Goessel) war für mich erstml ungewöhnlich, weil sie so „normal“ klang. Das könnte wirklich eine Frau sein, die man im Supermarkt trifft, von der Stimme her. Ungeschminkt sozusagen, natürlich. Das fand ich zwar gewöhnungsbedürftig, aber irgendwie war es auch gut, weil das Hörspiel dadurch glaubhafter wurde.

Dann kam irgendwann die Stimme von Professor Almeida (Peter Weis), das erzeugte bei mir ein „Och nö“. Warum ich bei dieser an sich sehr charakteristischen und GUTEN Stimme so negativ reagierte? Weil ich die Stimme von Peter Weis in letzter Zeit zu oft gehört habe! In den „neuen Fällen“ der Sherlock Holmes Reihe mit Christian Rode und Peter Groeger beispielsweise, kommt er oft vor.

Das ist generell so ein Problem heute, finde ich. Früher, so in den 80ern eben, gab es weit mehr markante Sprecher und man hat sie sich auch nicht so leicht „über – gehört“. Horst Frank, Uwe Friedrichsen, Friedich Schönfelder, Peter Pasetti, Hans Paetsch, Brigitte Kollecker, Wolfgang Draeger usw. Alles Stimmen, die ich immer wieder neu hören kann / konnte, ohne mich an ihnen zu über-hören.

Aber das ist natürlich subjektiv. Ich finde eben viele, nicht alle, aber viele der heutigen Sprecherinnen -und Sprecher weniger charakteristisch. Anders erging es mir bei diesem Hörspiel mit Eckard Dux, das ist so einer der „Alten“, die ich immer wieder hören kann. Natürlich ist auch das subjektiv und betrifft vor Allem meinen persönlichen Geschmack.

(c) EUROPA

Gesamteindruck:

Wie finde ich das Hörspiel? Ich finde, es ist nach wie vor spannend, die neue Grusel-Reihe zu verfolgen. Der dritte Teil hatte schön nostalgische Ansätze, denen die Reihe unbedingt treu bleiben sollte. Eher „mehr davon“ halte ich für angeraten, mit schiefen Blick auf den Fund einer gewissen Leiche, wo ich mich gefragt habe, ob das früher auch so gebracht worden wäre? Da kann ich EUROPA nur sagen: Bleibt so harmlos und charmant gruselig, egal wie modern es heute auch sein mag, über so etwas herzuziehen: Mal ehrlich: Über was wird nicht hergezogen? Die sozialen Medien sind zu großen Teilen doch nur Tratsch- und „über alles Herzieh“- Räume für Anonyme…! Bleibt euch treu!

Die Charaktere von „Moskitos-Anflug der Killer-Insekten“ sind abwechselungsreich. So die „Oma, die alle verkuppeln will“ und ihr Mann, der viel auszuhalten hat. Der Taxifahrer, der die Gegend kennt, der Hotelier, der eigene Ziele verfolgt. Etc. Auch der Anfang, wo der Taxifahrer der Dame ausreden will, in JENEM Hotel unterzukommen, weil man seltsame Dinge gehört hat… Gelungen!

Gegen Ende verliert das Hörspiel aus meiner Sicht etwas an Spannung, weil es etwas zu vorhersehbar ist. Ich vermutete, dass jetzt in Etwa xyz passieren wird und in Etwa so kam es dann auch. In Zeiten von Netflix-Produktionen oder „Game of Thrones“ etc. ist es freilich schwierig, eine Nostalgie-Serie zu produzieren, die das heutige Publikum anspricht, ohne so vorhersehbar zu sein, wie die Hörspiele damals eben waren. Ich bin froh, dass ich diese Herausforderung nicht bewältigen muss 😉 Ich bin gespannt, wie es – auch in dieser Hinsicht – weiter gehen wird.

Insgesamt würde ich der Folge eher eine gute 3 als eine schlechte 2 geben wollen (was auch möglich wäre), aber nur, weil ich weiß, dass es eine „glatte 2“ bald geben wird, wenn EUROPA so weiter macht. Schön wäre – wenn ich von mir ausgehe – eine „Schloß – Folge“ oder eine „Werwolf – Folge“: Aber zunächst freue ich mich auf Folge 4, in der wir es mit Aliens zu tun bekommen werden…

Sanftes Gruseln: EUROPA macht (endlich) weiter!

Als ich auf die Grusel-Reihe von H.G. Francis in den 80er Jahren traf, war sie noch „ab 12 Jahren“. Mittlerweile, aller zunehmenden Brutalität in den Medien zum Trotz, kann man manche der alten Folgen noch als Download „ab 14“ bekommen. Die meisten jedenfalls, wie „Draculas Insel, Kerker des Grauens“ oder „Die Begegnung mit der Mörder – Mumie“ sind inzwischen „ab 14 Jahren“ eingestuft.

Die auditiven Grusel-Häppchen aus dem Hause EUROPA wurden, wie so vieles in den 1980ern, Kult! Ich persönlich erinnere mich noch daran, wie aufgeregt ich war als damals die Folgen 16 – 18 angekündigt wurden. Leider waren dies für lange Zeit die letzten Folgen.

Kurz und knackig waren die Geschichten und super Sprecher übernahmen die Haupt- und Nebenrollen! Ikonen wie Horst Frank, Brigitte Kollecker, Gottfried Kramer, Hans Paetsch, Günther Ungeheuer, Wolfgang Draeger und Christian Rode – um nur wenige zu nennen – führten uns in unheimliche Schlösser, zu riesigen Monster – Spinnen, zeigten uns wilde Werwölfe und Weltraummonster.

Die Geschichten strotzten nur so vor Atmosphäre. Kein Wunder, das ein Kult daraus wurde, denn jede einzelne Folge wurde ein Meisterwerk unter den Hörspielen.

Das Label „Dreamland Grusel“ (https://ts-dreamland.de/hoerspieleh/dreamland-grusel) nahm den losen Faden dieser Hörspiele einmal auf und produzierte so eine Art „inoffizielle Fortsetzung“, kurz vor dem Tod von H. G. Francis, teils mit ihm selbst. Das Label produziert noch immer gruselige Hörspiele und darf sogar das musikalische Hauptthema der 80iger verwenden! Weniger kurz und knackig zwar, aber dennoch hörenswert und es gab, besonders in den ersten Hörspielen der Reihe, ein Wiederhören mit vielen bekannten Stimmen, insofern dies noch möglich war.

Dies schien das letzte zu sein, was in gewissem Bezug auf die kultige Grusel-Serie auf dem Markt erschien. Das Bedauern darüber, dass EUROPA selbst in dieser Hinsicht nicht mehr aktiv wurde, war natürlich groß, denn die Qualität der EUROPA-Hörspiele war, so sehe ich es wenigstens, stets so eine Art „Messlatte“ für alle anderen Produktionen auf dem Markt.

Völlig unerwartet begann vor wenigen Monaten EUROPA die „Rückkehr“ der Grusel-Serie zu umwerben. Neue Folgen sollte es geben! Die Freude war meinerseits sehr groß. Klar, wir haben heute nicht mehr „1980“ und ich bin mittlerweile auch ein klein wenig älter als 12 Jahre alt – dennoch: EUROPA bringt doch immer Gutes hervor, oder etwa nicht?

Die Ideen zu den neuen Hörspielen stammen alle aus der Feder von Andre Minninger, der speziell den „drei ???“ – Fans bekannt sein dürfte. Zunächst fünf Ideen besprach er mit dem Illustrator Wolfgang Damerius. Die Cover zeigen eine deutliche Verwandtschaft mit den alten Hörspielen auf, sind ebenfalls in grellen eindeutigen, Farben gehalten, doch gleichzeitig zeigt sich der Stil als erfrischend unabhängig vom alten Design. In der oberen linken Ecke war früher immer ein Totenkopf zu sehen. Jetzt ist es eine blasse, schreiende Frau. Anders, aber doch „wie früher“, scheint das Design auszusagen.

Rein optisch punkteten die ersten beiden Folgen bei mir. Aber wie wäre es beim hören selbst? Entsprechend ehrfurchtsvoll legte ich die erste CD in den Player und betätigte die Play – Taste…

Wieder hat es EUROPA geschafft, schon in der ersten Folge („Polterabend – die Nacht des Entsetzens“) professionelle „(Stimm)schauspieler“ zusammen zu bringen. Mit von der Partie sind z.B. Andreas Fröhlich, den ich natürlich durch die „drei ???“ „kennenlernen“ durfte, der mir aber inzwischen auch als toller Leser von Hörbüchern bekannt ist. Hier übrigens habe ich ihn zuerst gar nicht erkannt. Der kann wirklich schauspielern und seine „Bob“-Stimme unterscheidet sich tatsächlich etwas von der des „Gerhard“ in diesem Hörspiel. Aber auch die anderen Stimmen brauchen sich nicht verstecken: Judy Winter (immer wieder schön zu hören), Heidi Schaffrath (deren Stimme kaum gealtert ist und die mir schon im „Schloss des Grauens“ überaus gefiel)

und viele andere sind mit dabei. Die Musik stammt sowohl von Jens-Peter Morgenstern als auch von Betty George. Diese „Betty George“ hat es übrigens nie gegeben. Das ist ein Pseudonym, hinter dem sich mehrere Musiker verbergen. Die Aufnahmen sind allesamt relativ alt und unheimlich stimmungsvoll. Jeder EUROPA-Fan kennt die Themen von „Betty George“, die oft von einem ganzen Orchester eingespielt wurden.

Wenn der „Polterabend“ ein echt klassisches Grusel-Stück ist, in dem sich langsam eine gruselige Atmosphäre in einer vorerst ausgelassenen Gesellschaft verbreitet, so ist die „Yeti“ – Story von ganz anderer Art. Sie ist abenteuerlicher. Ganz andere Charaktere, wieder hervorragend von Udo Schenk (Sprecher), Marek Harloff (Nigel McDermitt), Henrike Fehrs (Trixie) und vielen anderen gesprochen, kommen vor. Diese sind in einer völlig anderen Umgebung dem Yeti auf der Spur. Aber – wie zuvor im „Polterabend“ – ist das Ende der Geschichte etwas anders als erwartet. Hier stammt die Musik übrigens von Kristina Körting, Constantin Stahlberg, Betty George und Jan-Friedrich Conrad.

Haben mich die ersten zwei Hörspiele genau so begeistern können wie die der 80iger Jahre?

Ja, es sind würdige Nachfolger der alten Serie. Die Stimmung ist dicht, die Sprecher sind völlige Profis, die musikalische Untermalung passt. Regisseurin Heikedine Körting und Autor (und EUROPA-Mitarbeiter) Andre Minninger haben ganze Arbeit geleistet!

Dabei sollte eines klar sein: Wann immer sich eine Fortsetzung mit denen zum Kult gewordenen Vorgängern „messen“ muss, bleibt es nicht aus, dass die Erwartungen unrealistisch sind. Die Welt hat sich weiter gedreht, die Hörer von einst haben heute erste graue Haare und der Zeitgeist ändert sich sowieso ständig. Nehme ich meine „nostalgische Brille“ ab – oder passenderweise meine „nostalgischen Kopfhörer“ – muss ich feststellen, dass dies eine Folge ist, die viel Spaß macht und auch in die „Ur-Serie“ gepasst hätte. Und ich spüre eine Menge Potential!

Entsprechend gespannt bin ich, was in den nächsten Folgen für Schrecknisse auf mich warten. Und das ist es, was diese Serie für mich immer schon einzigartig gemacht hat: Dieser sanfte Grusel, der nicht unappetitlich ist, sondern Spaß macht. Nicht umsonst war damals ein lachender Totenkopf das Symbol der EUROPA Grusel-Serie.

In diesem Sinne hoffe ich auf noch mehr in dieser Richtung und wünsche allen Lesern „sanftes Gruseln“!