Episode VIII: Die letzten Jedi – eine weitere Retrospektive

Ein weiterer Rückblick

SPOILER AHEAD!

Episode VIII ist kontrovers. Ich bin in keinen der neuen Filme so oft gegangen wie in Episode VIII und in VII war ich an die sieben Mal. Warum ist das so? Nicht, weil ich „Last Jedi“ für den Besten halte. Bei weitem nicht. Ich bin ein Abrams – Anhänger, mag seine Filme (generell) sehr und in diesem Fall auch MEHR.

Ich bin deshalb so oft in VIII gegangen, weil er mich herausforderte. Rian Johnson würde es freuen, dies zu lesen, denn genau das bezweckt er mit seinen Filmen. Er ist der Typ, der Vollwertkost im Kino austeilt, an der man lange zu knabbern hat. Abrams verteilt indes Hamburger, bildlich gesprochen. Man kann sie schnell wegschlemmen und hat schon bald Hunger auf mehr davon. Nach Johnsons „Vollwertkost“ ist man erstmal satt. Manche auf Monate. Manche au ewig.

Je öfter ich über den Film nachdenke, desto seltsamer wird es: Gedanklich fällt mir immer wieder mehr ein, warum der Film eine Enttäuschung ist. Sehe ich ihn mir dann wieder an, gefällt er mir (dennoch).

VIII ist vor Allem ANDERS

Kein Wunder also, warum ich mich immer wieder frage, was mich an diesem Werk stört. Klar, ein Grund platzt einem ins Gesicht, wenn man ihn schon das erste Mal sieht: Er arbeitet höchst eigenwillig mit der Vorgabe, nämlich Episode VII. Er ist willentlich ganz anders als Episode VII.  Snoke, der in „Erwachen“ als neuer Oberbösewicht angelegt ist und äußerst mysteriös und mächtig wirkt, wird in dem Film – wir wissen es alle – kurzerhand gekillt. Der oberste Anführer ist tot, es lebe der oberste Anführer.

Rey´s Schicksal

Rey soll ein Niemand sein. Dieser Punkt wird in IX „aufgelöst“, wenn man das so sagen will. Auch ihre Eltern werden dort enthüllt. Ein letzter Teil steht allerdings auch in der Pflicht, Antworten zu bringen. Wann sonst sollten sie sonst kommen?

Die Höhlenszene in VIII wird indes oft falsch gedeutet, scheint mir: Sie will dort nicht wissen, von welchen „Superhelden“ sie ihre Macht hat, sie ist dort lediglich auf der Spur ihrer selbst. Die gesamte achte Episode, streng genommen die ganze Trilogie ist die Suche einer jungen Frau nach ihrer wahren Identität.

„Wer bist du?“ „Ein Niemand!“
(„Das Erwachen der Macht“)

Wer seine Eltern kennt, weiß mehr über sich selbst. Darum will sie wissen, wer ihre Eltern sind. Der Kinogänger freilich möchte wissen, woher ihre Macht kommt. Während es Rey brennend interessiert, wer ihre Eltern sind, ist dies dem Zuschauer nur wichtig, wenn er einen Bezug zu den Eltern hat, sie kennt und dadurch eigene Rückschlüsse ziehen kann.

Die Antwort der Höhle auf Ahch To, die ja offenbar der dunklen Seite der Macht angehört, ist genau so finster: Rey wird im wahrsten Sinne auf sich selbst zurückgeworfen. Auch, wenn es da draußen irgendwo ihre Eltern geben mag, hier und jetzt ist sie auf sich alleine angewiesen. Darum sieht sie nur sich selbst. Niemand gibt ihr eine Hilfe. Luke, als (eher schlechter) Repräsentant der Jedi und des Lichts, nicht, aber auch die dunkle Seite, in Form der Höhle, nicht.

„Ich brauche jemanden, der mir meinen Platz in all dem zeigt!“ (Rey)

So sucht sie schließlich Kylo Ben Ren auf, dem sie sich zugewandter fühlt als irgendwem sonst. Vielleicht weil er „die Vergangenheit sterben lassen will“, was eine zynische Reaktion sein mag, denn auch Kylo „Ben“ Ren ist – wie Rey – unreif und auf der Suche nach seiner Bestimmung, die er – wir wissen es – am Ende von IX auch findet.  Tragisch: Luke verliert Rey um ein Haar, eben gerade weil er sich weigert, ihr im vollen Umfang zu helfen!

Ist das unser Luke?

Ein wichtiger Kritikpunkt der Episode VIII ist freilich die dunkle Darstellungsweise von Luke. Das er, nach seinem Versagen an Ben ins Exil gegangen, nicht gerade ein „happy guy“ wäre, war mir schon nach Episode VII klar, aber das er schon zuvor ein derart finsterer Zeitgenosse geworden war, dass er überlegte, Ben, den Sohn seiner Schwester und seines besten Freundes, im Schlaf zu töten, fand ich lange Zeit unglaubwürdig.

Ist es an sich auch, zeigt aber andererseits doch nur, dass Luke auch die dunkle Seite in sich trägt, mit der er sich offenbar immer wieder auseinandersetzen muss. Allzu schnell vergisst man, dass er der Sohn von Vader ist, obwohl man es immer wieder gerne zitiert: „Ich bin Dein Vater!“

Wie schnell reagiert man selbst im Alltag auf böse Taten in der Welt, die wir in den Nachrichten oder sonst wo hören, mit Aggressivität oder Rachegedanken? Das ist menschlich. Zudem mag Luke sich eigene Fehler viel weniger nachzusehen als die Fremder, wie die seines Vaters, wenn er dann ins Exil geht und zum brütenden Eremiten wird.

Immer dann, wenn sich Helden auf der Leinwand in dieser Weise menschlich verhalten, stört uns das. Sie sollen gefälligst überlebensgroß sein und bleiben! Das ist auch menschlich und Momente wie jener, in dem Luke seine Freunde aus den Fängen Jabbas befreit werden wir, einmal geshen, nie vergessen. Es sind die leuchtenden, prickelnden Augenblicke der Saga.

Dennoch gab mir der Gedanke daran, dass Luke durch den Verlust Bens an Snoke / die dunkle Seite, alleine aufgrund seiner Fehlbarkeit, zum verbitterten, alten Eremiten wird, eine gewisse Befriedigung. Es ist nicht meine „Wunsch – Version“ vom „alten Luke“, aber es ist eine Version, die ich für möglich halte.

Lukes Aufstieg & Die seltsamen Wege der Macht

Rey befreit ihn aus seinem brütenden Dasein, ein wenig mit Hilfe von Yoda, und am Ende von VIII und am Anfang von IX ist er wieder ganz der Alte.

Was mich zu meinem letzten heutigen Punkt bringt: Warum können Jedi die Macht als Machtgeister nutzen? Nun, Obi Wan konnte mit Luke sprechen als er den Todesstern angriff. Klar, dass ist etwas anderes als einen Blitz zu Boden zu schicken, aber ihr habt es gesehen: Yoda musste sich sammeln als er das tat. Das ist nichts, was er mal so nebenbei macht, es braucht Kraft, Energie, Konzentration, die so nicht maßlos zu Verfügung stehen wird, auf das ein Eingriff etwa in „irdische Konflikte“ nur sehr begrenzt möglich sein werden. Denkt man an „normale Geister“ aus Geisterfilmen, so können diese ja auch eher ein Bild von der Wand fallen lassen als jemanden zu erdrosseln. Okay, aber das führt ins Horror-Genre. Nicht mein Fachgebiet… Jedenfalls muss sich auch Luke sehr konzentrieren als er in Episode IX den X-Wing aufsteigen lässt. So viele diese Szene ablehnen: Ich feiere sie 🙂

Meine Motivation

Während viele Fans sich (gerne?) selbst im Hass gegen manche Entscheidungen mancher Regisseure zerfleischen, ist es mein Wunsch, auch die Sequel – Trilogie als ein in sich geschlossenes, rundes Werk zu verstehen. Dies gelingt mir nicht immer leicht, aber definitiv leichter als die Lücken und Vorsprünge zwischen der alten Trilogie und den Prequels zu schließen.

Aber das ist eine andere Geschichte….

Star Wars? Danke, Disney, danke!

Ich bin dankbar dafür, dass Disney und Kathleen Kennedy die neue Trilogie erschaffen haben. Ohne sie hätten wir nie wieder Luke Skywalker, Leia Organa oder Han Solo im Kino zu Gesicht bekommen. Aber auch über Poe, Finn, Rey und auch Rose freue ich mich. Die Idee, den Imperator zurück zu holen ist genial und funktioniert auch in Episode IX. Sogar rückwirkend. Aber heute wird alles analysiert und schlecht gemacht. Heute achten die Kinder darauf, dass keine Petersilie in ihrer Suppe schwimmt! Nicht, dass man die unbedingt großartig schmecken würde. Alleine das sie da schwimmt reicht, um das Essen zurück in die Küche gehen zu lassen.

Als damals Episode IV als „Krieg der Sterne“ in die Kinos kam, hatte noch niemand auf der Welt ein Bild von „Krieg der Sterne“ im Kopf. Ich bin überzeugt, dass es nur deshalb ein so großer Erfolg werden konnte. Hätte George Lucas „Flash Gordon“ verfilmt, hätte er viele Fans von Flash Gordon nur enttäuschen können.

Heute „weiß“ jeder, was „Star Wars“ ist. Gleichzeitig weiß es keiner. Statt sich einfach zu freuen, dass es verdammt nochmal endlich weiter geht mit dieser totgesagten Saga, wird genölt. Klar, ich wollte auch nicht, dass Snoke in VIII stirbt. Oder Luke. Aber es gab endlich wieder unsere Helden auf der Leinwand zu sehen. Und obschon Luke Skywalker in VIII stirbt, wird hier Luke gefeiert. Er wird vom Einsiedler, der im Exil lebt (Yoda lässt grüßen) zum Idealisten, der er ja eigentlich immer im Herzen gewesen ist. Der er auch in IX konsequent ist.

Okay, eine drei Teile überspannende Story – Outline hätte sein müssen. Das sehe ich auch kritisch. Aber am Ende passt es doch alles überraschend gut zueinander!

Ich mochte auch „Rogue One“ und noch mehr „Solo“. Aber überall wird genölt. Ich glaube, nur, wenn Star Wars in einem Sarg sein Dasein fristen würde und niemand den Schlüssel dazu hätte, würden sich die Menschen wieder erzählen, wie genial diese Serie war. Auch die letzten Filme. Und in zwanzig, dreißig Jahren könnte man Sätze hören wie „Hey, die müssten mal wieder einen Star Wars drehen!“ Aber wehe, wenn 😉

Ich bin kein „Ja“-Sager. Ich mochte Episode II kaum, III am meisten von den Prequels, aber perfekt ist er nicht. Wir können uns auch kritisch darüber unterhalten, inwiefern die Prequels und die Original Trilogie überhaupt zusammen passen. Dürfte eine lange Diskussion werden… Ich bin durchaus kritisch, aber mir gefällt bisher alles, was ich von Disney sah in Sachen „Star Wars“. Klar, mal mehr und mal weniger, aber schlecht war da gar nichts. Ich werde nicht von Disney bezahlt, merke aber, dass es schon eines gewissen Mutes bedarf, öffentlich zur neuen Trilogie zu stehen oder überhaupt zu „Disney / Star Wars“. Muss nicht jeder mögen, aber hey, wenn man es mag: Ist doch okay!? Leben und leben lassen.