Neue Sherlock Holmes Hörspiele von Titania (Herbst 2022)

Pünktlich zur dunklen Jahreszeit hat TITANIA gleich zwei Sherlock Holmes – Produktionen auf dem Markt gebracht. Beide Hörspiele haben, man wundert sich kaum, mit dem „Tod“ zu tun. „Der stille Tod“ und „Der maskierte Tod“ lauten die Titel der beiden Hörspiele, in denen wieder das eingespielte „Synchronschauspiel – Team“ Joachim Tennstedt und Detlev Bierstedt Sherlock Holmes und Dr. Watson unnachahmlich gemütlich und launig darstellen.

Der stille Tod

Dabei wird speziell im Ersteren viel wert auf die Chemie zwischen Holmes, Watson und Mrs. Hudson gelegt. Die etwas weit ausschweifenden Erklärungen um die Familienverhältnisse um Sir Hubert Ardingley und seinem Onkel William werden durch einen besonders foppenden Holmes, einer besonders spitzzüngigen Mrs. Hudson und Dr. Watson, als ruhender Pol des Ganzen, „mundgerecht“ (oder eher Ohr – gerecht) kredenzt.

Trotzdem wäre es einfacher gewesen, ohne Umschweife darzustellen, dass sich Ardingley einfach Sorgen um seinen Onkel macht, weil dieser – bisher überzeugte Junggeselle – sich mit der Absicht trägt, eine etwas undurchschaubare Frau zu heiraten.

Diese Frau wird von der einzigartigen Hörspiel – Legende (und Schauspielerin) Reinhilt Schneider gesprochen, deren jung (gebliebene) , angenehme Stimme dem Charakter der Violet Plessey einen eigenen Charme verleiht.

Die ganze Geschichte, die in und um dem Anwesen von Wiliam Ardingale spielt, kann durchaus unterhalten. „Mord im Herrenhaus“ ist immer spannend. Wie immer bei Titania – Hörspielen wurde viel Wert auf Atmosphäre gelegt.

Jedoch würde ich das zweite genannte Hörspiel dem Esteren den klaren Vorzug einräumen:

Der maskierte Tod

Sheila Darby bittet Holmes und Watson um Hilfe, nachdem ihr Verlobter auf äußerst mysteriöse Weise ums Leben gekommen ist. Obwohl alles auf einen Unfall hindeutet, hat Miss Darby einen konkreten Verdacht, dass es sich um Mord handelt. Der vermeintliche Mörder hat jedoch ein unerschütterliches Alibi …

Dieser Fall erinnerte mich an 1930er / 1940er schwarz-weiß Krimis a´la „Charlie Chan“ oder eben Sherlock Holmes (mit Basil Rathbone). Holmes, Watson und Lestrade bilden ein ungleiches Team, dass – bei allen Widersprüchen der Charaktere (Waton kann Lestrade einfach nicht leiden und macht keinen Hehl daraus), dem Ziel immer näher kommt.

Lutz Reichert stellt Lestrade ungewöhnlich schnodderig, dem Alkohol zugeneigt und äußerst bodenständig dar. Ein einfacher Polizeibeamter, der seine Wurzeln tief in der Arbeiterklasse hat. Kein Wunder, dass Watson, mit seiner guten Erziehung und Beachtung der guten Sitten, mit ihm ab und zu aneinandergerät. Je näher die ungleichen Protagonisten dem Ende entgegenstreben, desto größer wird jedoch der gegenseitige Respekt, den sie – trotz aller Unterschiede – füreinander empfinden. So jedenfalls stellte es sich mir dar.

Die Idee um den Mord ist einfallsreich und die Art, wie unser merkwürdiges Team den Mörder überführt, macht einfach großen Spaß.

Ein äußerst kurzweiliges, atmosphärisch dichtes und sogar witziges Hörspiel, bei dem man sich wünscht, es würde noch weitere dieser Art geben – oder das Ende der Silberscheibe (oder des Streams etc.) sei noch nicht erreicht.

Schon am 25. November 2022 soll ein weiteres Hörspiel der beliebten Reihe erscheinen: Tod eines GiftmischersWir dürfen gespannt sein.

Inspector Lestrade Fall 14: Die Tode des Adrian Abernethy

Als sich Adrian Abernethy das Leben nimmt, scheinen seine Gemahlin und die Töchter beinahe erleichtert zu sein. Wenig verwunderlich, hatte sich doch der erfolgreiche Unternehmer nach dem gewaltsamen Tode seines Bruders immer mehr zu einem tyrannischen Zerrbild seiner selbst gewandelt. Niemand im Hause Abernethy blieb davon verschont. Aber so nachvollziehbar die Gefühle der Hinterbliebenen auch scheinen, Lestrade und Dash haben das seltsame Gefühl, dass mehr hinter der Sache steckt. Und ihre Ahnung soll sie nicht täuschen…

Es deutete sich schon länger an, dass sich die Lestrade Hörspielserie von der „Sherlock Holmes“ Reihe völlig emanzipieren würde. Dieser Schritt ist nun gelungen. Dieser Fall findet wohl etwa zur Zeit des ersten Weltkriegs statt, wie man durch eine beiläufige Bemerkung von Comissioner Hawksley (Bodo Wolf) erfährt. Somit haben wir (längst) das viktorianische Zeitalter verlassen. Obwohl Holmes in der erst kürzlich erschienen Sherlock Holmes („neue Fälle“) – Folge 51 („Ein Schilling für den Tod“) dem Inspector begegnete, sprach er an anderer Stelle von Holmes (in der „Lestrade“-Reihe) bereits in der Vergangenheit.

Aber nicht nur zeitlich hat sich die Serie „freigeschwommen“. Auch inhaltlich. Das Ensemble an Mitarbeitern rund um Inspector Lestrade (Lutz Harder) ist ein eingespieltes Team. Inspector Dash (Michael Pink) steht dem Inspector als direkter „Assistent“ zur Seite, Dr. Thomas Lovell (Jörg Hengstler), der die Leichen nach unappetitlichen Ungewöhnlichkeiten untersucht und McKinstry (Tino Kießling). Ich frage mich manchmal, wie die Original – Sherlock Holmes – Fälle aus Sicht DIESES Lestrade beschrieben worden wären.

Der Fall lebt sich nicht nur in Bezug auf abscheuliche Details der Verstorbenen aus, es gibt nun auch mindestens ein „FSK 12“, was die Erotik angeht, so viel sei verraten. Natürlich nur kurz und andeutungsweise, aber vielleicht ist das ja auch richtungsweisend? Wir werden es erleben.

So haben wir hier ein recht „erwachsenes“ Hörspiel, jedenfalls nichts, was man seinen Kindern zum Einschlafen geben sollte, das zudem Anfang des 20. Jahrhunderts handelt. Wer bereit ist, diesen selbstbewussten Schritt der Hörspielserie mitzugehen, erlebt ein ansprechendes Hörspiel aus der Feder von Andreas Masuth, der ja auch schon eine eigene „Scotland Yard“ Reihe erfand (die meines Wissens nach noch immer fortgesetzt wird).

Als sollte es unterstrichen werden, dass man sich vom Staub und den Spinnweben alter Sherlock Holmes Fälle befreit hätte, wird die Serie weiterhin von recht jazzigen, an „Edgar Wallace“ erinnernder Musik von Christian Bluthard bereichert. Nichts, was nach „Edward Elgar“ und Zeitgenossen klingt, aber irgendwie passt es.

Fazit: Mit „Die Todes des Adrian Abernethy“ hat sich die Lestrade – Serie meiner Ansicht nach vollkommen von der Sherlock Holmes Serie der „neuen Fälle“ gelöst. Die Entwicklung hin zur ganz und gar eigenständigen Serie ist geglückt. Während des Hörens wurde ich definitiv gut unterhalten – keine Frage! Der Nostalgiker in mir sehnte sich aber gleichzeitig nach Gemütlichkeit, nach Droschken und die Sherlock Holmes Ära, in der es immer 1899 war. Das aktuelle Hörspiel ist gute Unterhaltung – befreit vom flackernden Licht der Gaslaternen, könnte man sagen. Ein moderner „Lestrade“, passend zu unserer Zeit.

Inspector Lestrade 14: Die Tode des Adrian Abernethy

Sherlock Holmes – Das Grauen von Old Hall (Titania)

Man weiß ja inzwischen, was man von einem Sherlock Holmes Hörspiel aus dem Hause Titania zu erwarten hat. Das Label selbst wirbt mit „Titania – atmosphärische Hörspiele“ und ich kann dem nicht widersprechen. Das ist die große Stärke.

Das „Baskerville“ – Rezept

„Hollywood“ – (Synchron-) Stimmen, ein fulminantes Ambiente und passende Musik sind der Mix, den man verlässlich serviert bekommt.

Autor des vorliegenden Falls waren Stephan Bosenius und Marc Gruppe. Beide ersannen hier eine Story, die vor Allem gruselig sein sollte. Mehr noch als im „Hund der Baskervilles“, der Sherlock Holmes Geschichte, die durch die Mischung von Grusel und brillanter Deduktion punkten konnte, legt „Das Grauen von Old Hall“ seinen Schwerpunkt auf das gruselige, das Schreckliche.

Inhalt:

Molly Remayne wendet sich angsterfüllt an den Meisterdetektiv, nachdem in Old Hall, dem Wohnsitz ihres Verlobten, sowohl dessen Vater als auch Bruder offenbar einer übernatürlichen Macht zum Opfer gefallen sind. Tatsächlich finden sich keinerlei Hinweise auf eine natürliche Erlärung der beiden Todesfälle. Doch Sherlock Holmes hat an dem angeblichen Spukphänomen trotzdem seine Zweifel…

Persönliche Bewertung

(c) Titania

Ich mag es, wenn Sherlock Holmes Geschichten gruselig sind. Es ist wie bei alten „Drei ???“ – Abenteuern, die einen einerseits gegruselt haben, doch andererseits natürlich mit einer am Ende nachvollziehbaren Lösung aufwarteten. Die Frage auch dieses Falls ist eher, wie gemordet wurde als wer oder warum. Das wird gen Ende relativ schnell abgewickelt. Im Mittelpunkt steht das „wie“.

Es macht Spaß, mit Holmes und Watson, in das alte Herrenhaus einzuziehen, mit ihnen vor Ort zu erkunden, was es mit den wahrhaft gruseligen Erscheinungen auf sich hat. Langsam werden – Schritt für Schritt – neue Informationen zusammengetragen, bis Holmes das entscheidende Licht aufgeht.

Neben Detlev Bierstedt als Watson und Joachim Tennstedt als Holmes stich besonders Lutz Reichert als Lestrade hervor, der es schafft, Lestrade so darzustellen, wie er immer beschrieben wird. „Nicht die größte Kerze auf dem Kuchen“, wie Holmes im Hörspiel sagt. Doch andererseits dann doch eben „der Einäugige unter den Blinden“.

Doch jegliche SprecherInnen machen hier einen soliden Job, was man bei den Titania Produktionen ja auch nicht anders erwartet.

Es scheint leider etwas in Mode gekommen zu sein, Hörspiele irgendwie grausam enden zu lassen. Ohne zu spoilern möchte ich nur darauf hinweisen, dass die Original – Holmes – Fälle nur extrem selten grausam wurden. Und das meist bei den weniger guten Storys.

Auch wenn das „wer“ und „warum“ – wie gesagt – etwas kurz kommt, ist auch dieses Hörspiel außerordentlich kurzweilig und gelungen.

Mehr zum  Hörspiel findet ihr hier: https://titania-medien.de/album/folge-049-das-grauen-von-old-hall#

Sherlock Holmes-Neue Fälle CD 51: Ein Schilling für den Tod

Insgesamt gesehen ist es immer eine Freude, ein neues Hörspiel der „neuen Fälle“ von Sherlock Holmes mit Christian Rode und Peter Groeger zu hören. Das vorweg. Ich werde den „neuen Fall“ – den ich als äußerst unterhaltsam bewerte – nun einer Kritik unterziehen. Dabei kommt es zu Spoilern. Man sei also gewarnt.

Nicht ganz der wahre Holmes

So ist mir aufgefallen, dass sich Holmes hier ein wenig atypisch verhält. Beispielsweise, denke ich zurück an die Originalfälle von Sir Conan Doyle, war Holmes selbst immer der Typ, der sich die Leichen genau ansah und in Sekunden erkannte, was mit ihnen los war. Hier jedoch ist es Watson, der an die „Front“ geschickt wird und sich die Leiche/n genau anschauen muss, während Holmes nicht nur nicht zuschaut, sondern sogar den Raum verlässt, weil er sich offenbar ein wenig ekelt. Das passt leider so gar nicht zum Original – Holmes, der vermutlich nach fünf Minuten Betrachtung des Opfers am Tatort schon grundlegende Erkenntnisse zu Eigenarten und Todesart gewonnen hätte und zusätzlich noch Watson hinzugezogen hätte. Holmes ist – in eine Vermittlung verwickelt – nur noch eine „Maschine“. Emotionen sind dann eher rar. Im Hörspiel ist er außerordentlich „menschlich“

Bizarrer Fall – wenn auch spannend!

Auch ist ist dieser Fall wieder außerordentlich bizarr. Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen, erinnerte mich der Fall eher an den durchaus gelungenen aktuellen „Batman“ – Film (2022) als an eine Original – Sherlock Holmes – Story. Grausig und im Finale ziemlich bizarr gibt es hier einen ganz anderen Ton als in den literarischen Fällen Von Sir Conan Doyle.

Lestrade? Lestrade!

Nichtsdestotrotz kann ich sagen: Dieser Fall fesselt von der ersten Sekunde an. Die SprecherInnen sind in top Form. Schön auch, dass Holmes und Watson einmal wieder mit Lestrade gemeinsam an einem Fall arbeiten. Es kam keine Sekunde Langeweile auf.

Fazit: Das literarische Vorbild ist etwas feiner in seiner Beschreibung von bizarren Grausamkeiten (die dort auch weit seltener vorkommen). Zudem ist der echte Holmes auch viel nüchterner und sogar gewitzter, wenn es um die Betrachtung von Toten geht, als das hier der Fall ist. Trotzdem ist der Fall so spannend und die Sprecher mit so viel Spielfreude dabei, dass man nicht weghören kann. Im Gegenteil: Man möchte wissen, wie es ausgeht. Urteil für diese Folge: Ein durch und durch solides Hörspiel!

Hier kannst Du das Hörspiel bestellen: https://www.romantruhe.de/serien/krimi-thriller/sherlock-holmes/sherlock-holmes-die-neuen-faelle/sherlock-holmes-neue-faelle-cd-51-ein-schilling-fuer-den-tod-22349

Sherlock Holmes – neue Fälle (48) und Inspector Lestrade (11) – Review

Nach eine relativ langen Durststrecke kamen endlich wieder neue Hörspiele rund um Sherlock Holmes und Inspector Lestrade aus dem Hause ROMANTRUHE auf den Markt. Hier eine persönliche Bewertung und Kurzvorstellung.

1. Sherlock Holmes – die neuen Fälle – Der Keim des Bösen

Nach dem „Ritual im Moor“ präsentiert das neueste Hörspiel aus der Reihe der „neuen Fälle von Sherlock Holmes“ einen Fall, in dem es um Shakespeare geht. Titel der Folge ist „Der Keim des Bösen“.

Dieses 71minütige Hörspiel, in dem, neben Christian Rode und Peter Groeger als Stammsprecher, auch kurz Erich Räucker (als Kutscher) und Wolfgang Draeger (als Warren Oates) uvm. zu hören sind, ist von Anfang bis Ende spannend. Die Geschichte ist typisch für Marc Freund, dem Autoren des Hörspiels.

Ein unheimliches Internat an der nordenglischen Ostküste. Der Schriftexperte Ned Hurling reist zusammen mit Holmes und Watson dorthin, um ein geheimnisvolles Manuskript zu untersuchen, das angeblich von niemand Geringerem als William Shakespeare verfasst wurde. Doch es hat den Anschein, als läge ein Schatten über dem alten Gemäuer. Gerüchten zufolge verschwinden Menschen spurlos aus dem Stratfort-Internat. Als dann sogar ein Mord geschieht, kommt ein dunkles Geheimnis ans Tageslicht.

Was mir an dem Hörspiel gut gefiel war zunächst einmal das Setting. Holmes und Watson in einem „alten Gemäuer“, in dem es scheinbar spukt. Shakespeare wird regelmäßig zitiert, wenngleich er manchmal vielleicht ein oder zwei Mal zu oft Erwähnung findet.

Spannend ist das Hörspiel von Anfang bis Ende, wobei ich allerdings im Nachhinein nicht so genau weiß, ob es mir gefiel, weil es entfernt an Poe erinnert. Das Drama der Geschichte ist vielleicht eine Spur zu dramatisch für einen typischen Holmes – Fall. Auch hier will ich nichts vorwegnehmen, erinnere jedoch an die Original – Geschichte „The adventure of the priory school“, in dem es ebenfalls dramatische Verwicklungen gab, die aber insgesamt doch eine Spur realer wirkten. Vielleicht wollte Marc Freund aber genau das erreichen: Ein Hörspiel zu schreiben, dass Shakespeare nicht nur zum Gegenstand hat, sondern auch ähnliches Drama zu bieten hat wie Shakespeares Stücke selbst?

Am Ende zählt für mich der Unterhaltungswert und der ist top. Ich werde mich wohl an Rode / Groeger als das „Dreamteam“ Holmes & Watson nie satthören und fürchte jetzt schon, dass der Tag kommen wird, an dem ich das letzte aufgenommene Hörspiel mit ihnen hören werde.

2. Inspektor Lestrade – Der leere Zug

Zugegebener Maßen passt dieser Lestrade nicht zu jenem, den wir aus den Holmes – Verfilmungen kennen. Dort wurde der Inspektor im Wesentlichen als „dumm, aber strebsam bemüht“ gezeichnet, auch in den Originalen von Sir Arthur Conan Doyle ist er eher der „Einäugige unter den Blinden“ als das er der Held einer eigenen Reihe wäre.

Ich habe das ja schon einmal in einer anderen Rezension erwähnt, dass sich dieser Lestrade von Holmes und Watson „freigeschwommen“ hat. Holmes, mit seinem Spezialwissen und seinem Super-Gehirn ist sicherlich jemand, in dessen Schatten ein noch so guter Inspector blass aussehen muss.

Die Konzentration dieser Hörspiel – Serie auf „Lestrade ohne Holmes und Watson“ erlaubt einen eigenen, freieren Umgang mit dem Charakter. Es ist dies eine klassische „Polizei – Reihe“, im „Holmes – Kosmos“ angesiedelt.

Lutz Harder als Lestrade, Michael Pink als Inspector Dash, Tino Kiessling spricht den Sergeant McKinstry und Bodo Wolf den Commissioner Hawksley, um nur ein paar mittlerweile bekannte und beliebte Stimmen zu nennen, die auch an dem neuen Hörspiel in ihren Rollen beteiligt sind.

Aber worum geht es eigentlich im neuen Hörspiel?

Dem berüchtigten Schwerverbrecher Terry Whitaker gelingt bei seiner Verlegung in ein Londoner Gefängnis die Flucht. Er hinterlässt eine Spur aus Zerstörung und Leichen. Chiefinspector Lestrade zögert deshalb keine Sekunde, sich an seine Fersen zu heften. Fernab aller Straßen begibt er sich mit seinen besten Männern auf eine Jagd, bei der sein Gegner alle Trümpfe in der Hand zu halten scheint. Aber so leicht lässt sich Lestrade nicht abschütteln…

Andreas Masuth hat diese Geschichte verfasst. Dabei hat er ein Hörspiel verfasst, welches das Team um Lestrade auf gute Weise in den Fokus rückt. Lestrade ist kein Alleingänger, er ist ein Teamplayer. Das unterscheidet ihn wesentlich von Holmes, für den Watson manchmal wie schmückendes Beiwerk scheint (wenn er auch so viel mehr ist, bei Lichte betrachtet, aber weiß das auch Holmes?).

Der Fall selbst beginnt vor Allem recht spektakulär. Ich liebe Krimis mit Zügen, in welcher Weise diese auch immer vorkommen. Der namensgebende Zug hat jedenfalls einen „tollen Auftritt“. Um den Schwerverbrecher Terry Whitaker zu finden ist echte Polizeiarbeit gefragt.

Fazit:

Relativ frei vom literarischen Ur-Holmes etabliert sich mit dieser Folge weiter das bekannte und beliebte Team um Lestrade. Der Fall ist spannend und nicht komplett vorhersehbar. Die Sprecher machen einen guten Job, wie immer. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil.

Der „TITANIA“ – Sherlock Holmes: Folge 42: Der Tote im Extra – Waggon

Endlich ist es wieder soweit. Neue Hörspiele um Sherlock Holmes erscheinen allen Orts. Selten waren sie willkommender als jetzt, da die Tage kürzer und mitunter kälter werden. Von „Corona“ ganz zu schweigen… Man will den Kopf frei bekommen, abtauchen an jenen Ort, an dem es stets 1899 und die Welt (dank Sherlock Holmes) überschaubarer und unkomplizierter ist… und die Baker Street 221B besuchen. Diverse Reihen bieten uns aktuell diese Möglichkeit.

Die Reihe, die bei Titania erscheint entfaltet dabei eine ganz besonders runde Atmosphäre. Die bekannten Stimmen von Joachim Tennstedt und Detlev Bierstedt alleine schon vermögen es einem z.B. John Malkovitch und George Clooney vor das geistige Auge zu führen.

Samuel Goldberg liegt erschossen in einem Zugabteil des Extra-Waggons, und zunächst deutet alles auf einen Selbstmord hin. Anstelle einer Waffe findet sich jedoch nur ein zerbrochenes rohes Ei am Tatort. Obwohl sich sehr schnell ein Mord-Verdächtiger samt Motiv feststellen lässt, zweifelt der Meisterdetektiv an den Aussagen der anderen Zeugen …

Dieses Hörspiel kredenzt aber zudem auch noch David Nathan in einer Nebenrolle als Stationsvorsteher, Jürgen Thormann als Major Blackton und Bodo Primus als Mr. Meredith. Auch der beliebte Patrick Bach kommt hier als „Schaffner Joe“ vor. Regina Lemnitz hat wieder ein kurzes, aber wichtiges, Gastspiel als Mrs. Hudson.

Die Musik ist recht klassisch angehaucht, die besonders fulminanten Hintergrundgeräusche bereichern das Kopfkino wie es von dieser Serie bekannt ist.

Die Geschichten von Herman Cyril McNeile passen nicht immer so gut wie dieses Mal, aber beim „Toten im Extra – Waggon“ passt alles. Lestrade (Lutz Reichert) kommt vielleicht ein wenig zu „einfach gestrickt“ daher, doch wer dabei z.B. an Dennis Hoey´s Lestrade in den berühmten Rathbone – Streifen denkt, wird das nicht wundern. Lestrade kann eben sehr unterschiedlich dargetellt werden.

Ich fühlte mich von diesem Hörspiel und auch von dem darin verarbeiteten Fall gut unterhalten. Speziell die Sache mit dem Ei sorgte bei mir für Erheiterung.

Leider habe ich das schöne Hörspiel nun schon gehört, aber ich bin zuversichtlich: Schon am 27.11.2020 erscheint das nächste Hörspiel der Reihe. Es trägt den Titel: Der Zuträger.

Inspector Lestrade 10 – Der Atem des Drachen

Der Atem des Drachen“ ist die zehnte Folge der Spinoff – Hörspielreihe um Inspector Lestrade (Lutz Harder), der sich Anfang des 20. Jahrhunderts von Sherlock Holmes quasi emanzipiert hat. Hier erleben wir einen Lestrade, der selbständig und klug agiert, wie wir es noch zu Zeiten der klassischen Sherlock Holmes Fälle nie hätten vorstellen können.

Richtig gut: Der Fall selbst, der originell zu unterhalten weiß und auch die Sprecher sind wieder überzeugend. Die Hörspielreihe entwickelt sich zunehmend zu einer Art „Scotland Yard“ – Reihe, in der Lestrade nun eben im Mittelpunkt steht. So arbeitet die Polizei hier als Team und macht beinahe vergessen, wie Holmes einst über den Inspector sprach.

Weniger gefallen haben mir persönlich die „Edgar Wallace“ – mäßigen „Jazz“-Klänge der Zwischenmusik. Als Freund klassischer Musik und ebensolcher Filmmusik wünschte ich mir mehr zeitgenössisches, aber dennoch verleiht die Musik der Serie einen eigenen Flair. Eben leicht „Edgar Wallace“-mäßig, was ja an sich auch nicht schlecht ist.  Geschmacks-sache eben.

Aber worum geht es?

Rowland Blanch, hochgestelltes Mitglied der britischen Gesellschaft, wird vor den Augen seiner Frau erschossen – von der eigenen Tochter. Chiefinspector Lestrade, der zufällig vor Ort ist, kann Schlimmeres gerade noch verhindern. Das Entsetzen über diese furchtbare Tat wird größer, als klar wird, dass die Täterin offenbar ihren Verstand verloren hat. Doch in Lestrade regen sich erste Zweifel, als er die Vatermörderin in der Irrenanstalt besucht. Wie war es möglich, dass aus der lebenslustigen Nian Blanch eine geisteskranke Mörderin wurde? Lestrade ahnt nicht, dass es nicht bei dem einen Opfer bleiben soll…

 

Mit von der Partie sind natürlich seine Mitarbeiter, Inspector Dash und McKinstry, gesprochen von Michael Pink und Tino Kießling. Dann gibt es da noch seinen Vorgesetzten, Hawksley, der von Bodo Wolf gesprochen wird (immer wieder schön anzuhören). Hervorheben möchte ich die angenehme und passende Sprecherleistung von Luisa Wietzorek , die Nian Blanch spricht.

Hier sind alle Sprecher mit Rollen und weitere Informationen zum Hörspiel aufgeführt:

Inspector Lestrade: Lutz Harder
Inspector Dash: Michael Pink
McKinstry: Tino Kießling
Commissioner Cedric Hawksley: Bodo Wolf
Dr. Thomas Lovell: Jörg Hengstler
Sergeant Rigby: Heiko Akrap
Mrs. Lestrade: Margrit Straßburger
Dr. Kirbridge: Jürgen Thormann
Nian Blanch: Luisa Wietzorek
Latimer Blanch: Peter Flechtner
Georgina Blanch: Marion Elskis
Mai-Lin Tsou: Sabine Arnhold
Taylor: Bernd Vollbrecht

Regie: Gerd Naumann
Buch und Idee: Andreas Masuth
Musik: Christian Bluthardt
Sounddesign, Mischung & Master: Tom Steinbrecher

Spieldauer: ca. 68 Minuten

Erwerben könnt ihr das Hörspiel u.a. hier:

https://www.romantruhe.de/serien/krimi-thriller/inspector-lestrade-ein-fall-fuer-scotland-yard/inspector-lestrade-cd-10-der-atem-des-drachen-22709

Inspector Lestrade – Ein Fall für Scotland Yard Nr. 9 – Kainsmal

Der von allen geachtete Inspector Stanley Hopkins wird plötzlich zum Verbrecher. Was für seine Kollegen und Scotland Yard immer unvorstellbar war, scheint nun bittere Gewissheit. Lestrade und sein Kollege Dash stoßen in ihren Ermittlungen in ein Wespennest aus Verrat, Mord und Erpressung. Mehr und mehr zweifelt Lestrade an der Schuld seines Kollegen. Liegen die Dinge doch anders, als es den Anschein hat?

Kainsmal“ ist eines jener Hörspiele, bei denen man gut aufpassen muss. Nichts ist so, wie es am Anfang scheint. Die Story entwickelt sich so rasant, dass ich mich an die TV Serie „24“ erinnerte fühlte. Gleichzeitig hat die Story etwas Hitchcock – haftes, wenn man an das Hauptmotiv der Story denkt, aber ich will nicht zu viel verraten. 

Begleitet von fetzigen Rhytmen aus der Feder von Christian Bluthardt, die irgendwie an die alten Edgar Wallace Filme und einen Hauch an „James Bond“ erinnern, wandelt sich Lestrade hier endgültig vom „Einäugigen unter den Blinden“ in den Sherlock Holmes Storys zum „Star“ unter den Scotland Yard Beamten. Mit coolen Sprüchen und stets bereitem Schießeisen, respektiert und geneckt von Kollegen, ist er es, der Licht ins Dunkel bringt.

Schade ist, dass Lestrade in einem Nebensatz von „seiner Sherlock Holmes Zeit“ in der Vergangenheitsform spricht. Ich habe mir immer gerne vorgestellt, dass dies eben die Fälle sind, in denen er dem (Christian Rode) Holmes und dem (Peter Groeger) Watson eben mal nicht zur Seite steht, diese aber imaginär nocht existieren.

Vielleicht war es aber auch an der Zeit, die Vergangenheit in dem Sinne ruhen zu lassen als das sie der Entwicklung des Charakters im Wege stand. Dies ist ein Lestrade, wie er „nach Holmes“ wurde. So kann er aus dem Schatten der Berichte von Dr. Watson steigen und größer werden als sein literarisches Vorbild.

Als „Scotland Yard“ – Abenteuer aus der Feder von Andreas Masuth funktioniert dieses Hörspiel und macht einfach Spaß. Neben der wundervollen Stammbesetzung (u.a. Lutz Harder, Michael Pink, Tino Kiessling und Bodo Wolf) ist u.a. Lutz Mackensy zu hören. Seine Stimme kennt jeder Hörspiel – Fan der letzten gut 40 Jahre. Ich persönlich liebte seine Darstellung des „Flash Gordon“ in der gleichnamigen Europa – Hörspiel – Reihe. Aber ich freue mich immer, wenn ich seine Stimme höre. Schön und durch die „neuen Fälle“ des Sherlock Holmes bekannt, ist die Cover – Zeichnung von Lidia Beleninova. Eine Holmes – Übersetzung mit ihren Zeichnungen wäre sicher schön anzusehen…

Schade finde ich nur, dass die „viktorianisch anmutende Atmosphäre“ allmählich sehr in den Hintergrund gedrängt wird. Es gibt noch Pferdegetrappel, aber gelegentlich fragte ich mich beim Anhören, ob dieses Hörspiel nicht auch in unserer Zeit stattfinden könnte. Und die Musik, die ich bereits lobend erwähnte, unterstreicht zwar stilsicher die Coolness des Falles, aber weniger die nebelverhangene Atmosphäre, in der unheimliche Orchesterklänge möglicherweise mehr Positives erreichen könnten. Aber das ist natürlich Geschmackssache.

Insgesamt aber ein tolles, spannendes Hörspiel, dessen innere Logik funktioniert und das, bei allen Wirren, mit einem ungeahnten Ausgang ein passendes Ende findet.

Schön, dass es die Reihe gibt!

Inspector Lestrade – ein Fall für Scotland Yard – Fall 8: Der Geist von Old Hall

„Der Geist von Old Hall“ weist wieder eine Menge typischer Ideen auf, die ein Hörspiel schauerlich – schön machen, denn wenn Inspector Lestrade und Seargent McKinstry die „Besserungsanstalt für junge Damen“ besuchen ist nicht alles so, wie es scheint.

Ein altes Gemäuer, in dem es offnbar gruselt? Selbst Lestrade ist sich schließlich nicht mehr sicher, ob er seinem Verstand glauben kann. Dabei soll diese Anstalt doch eine der modernsten ihrer Art sein!

Ein gruseliges, spannendes Verwirrspiel, dass man sich (nicht nur) bei Regenwetter genüßlich zu Gemüte führen kann.

Die Sprecher, die Musik und die Stimmung passen einfach. Dieser Lestrade hat sich längst von Holmes und Watson abgenabelt und führt ein Eigenleben, dass zu verfolgen zunehmend Spaß macht.

https://www.romantruhe.de/serien/krimi-thriller/inspector-lestrade-ein-fall-fuer-scotland-yard/inspector-lestrade-cd-8-der-geist-von-old-hall-20856

Preis: 9,95 €

Inspector Lestrade – Fall 5 – Rot wie Blut

Das fünfte Abenteuer der „Inspector Lestrade“ – Reihe wirkt frischer, selbstbewuster und ist nun komplett im eigenen Stil angekommen.

Die Musik wirkt manchmal etwas Edgar Wallace – haft. Im Gesamtkontext passt die Musik trotzdem und gefällt mir sogar noch besser als die bisherige; teils zu meiner eigenen Überraschung.

Selten oder nie gab es – sowohl bei den neuen Sherlock Holmes Fällen als auch in den Inspector Lestrade – Fällen – ein Hörspiel mit einer so großen Besetzungsliste. Ich zähle insgesamt 21 -sic!- Sprecher, die hier dabei sind. Darunter, neben Lutz Harder als Lestrade, solche Größen wie Eckart Dux, Bernd Vollbrecht, Jörg Hengstler, Marie-Isabel Walke, Jenny Löffler uvm.

Scotland Yard kommt langsam in der modernen Zeit an. So wird im Laufe dieses Falls eines von diesen supermodernen Röntgenbildern gefertigt und gen Ende fragt Lestrade nach einem Telefon.

Die Geschichte, die hier erzählt wird, klingt (modus operandi) etwas fantastisch, aber nicht völlig unmöglich. In jedem Fall macht es Spaß, Lestrade und seinem Team von Polizisten bei ihrer Ermittlungsarbeit zu folgen. Dieses Team wirkt immer eingespielter. Witzig ist – für mich als Sherlock Holmes Fan – der Moment, in dem Lestrade gefragt wird, ob er „der“ Lestrade sei. Zwar wirkt Lestrade in den Holmes – Fällen stets als „einäugiger unter den Blinden“, hier jedoch wirken die Polizisten und speziell Lestrade durchaus tüchtig und clever, wenngleich Holmes natürlich manchen Fall noch schneller gelöst hätte, wie man annehmen muss.

Schade, dass Rode und Groeger offenbar schon bei diesen Lestrade – Hörspielen nicht mehr als Holmes und Watson zur Verfügung standen. Andererseits ist gerade die Eigenständigkeit und gleichzeitig lose Verwandschaft mit den „neuen Fällen“ von Rode – Holmes und Groeger – Watson – eine postum schöne Art, etwas aus der Zeit der (teils noch ausstehenden) „neuen Fälle“ zu retten und am Leben zu halten.

Aber worum geht es in dem Fall eigentlich? Ich zitiere:

Auf einer Festgesellschaft kommt die Frau eines wohlhabenden Bankiers auf schockierende Weise ums Leben. Ein Attentäter tötet sie mit einer Kugel aus dem Hinterhalt. Doch bei der Befragung stellt sich heraus, dass niemand der Anwesenden einen Schuss gehört noch jemanden hat davoneilen sehen. Damit aber nicht genug: Das tödliche Projektil lässt sich trotz gründlicher Leichenschau nicht auffinden. Während Chiefinspector Lestrade mit seinem Kollegen Dash noch über die Art der Waffe grübelt, stirbt eine zweite Frau. Und die Zeugenaussagen sind erschreckenderweise deckungsgleich zum ersten Fall…

Und hier die obligatorische Hörprobe von Allscore:

Erhalten kann man diesen Fall natürlich wieder überall, wo es Hörspiele gibt. Z.B. hier für 6,99 EUR als Download:

https://www.romantruhe.de/mp3/inspector-lestrade-ein-fall-fuer-scotland-yard/mp3-download-inspector-lestrade-5-rot-wie-blut-19686

oder hier als CD für 9,95 EUR:

https://www.romantruhe.de/serien/krimi-und-thriller/inspector-lestrade-ein-fall-fuer-scotland-yard/inspector-lestrade-cd-5-rot-wie-blut-17099