Star Trek – Discovery: Magic to Make the Sanest Man Go Mad

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Die aktuelle „Discovery“-Folge (Magic to Make the Sanest Man Go Mad ) befasst sich mit drei Themen: Der aufkeimenden Beziehung zwischen Burnham und Tyler, einer Zeitschleife und Harry Mudd, der diese Zeitschleife verursacht hat.

Um es gleich auf den Punkt zu bringen: Diese Folge ist im besten Sinne unterhaltsam. Köstlich anzusehen, wie Mudd in dieser Folge interagiert. Innovativ, wie diese Zeitschleifen-Folge in Szene gesetzt wurde, zumal es ja bei Weitem nicht die einzige im Star Trek Universum ist. Schön, wie die Folge einen Diskurs in Sachen „Liebe“ und „Selbstfindung“ unternimmt, während das Ende der Folge mehr als nur schmunzeln lässt.

Schon der Anfang ist klassisch: Eine leidende Spezies wird im Weltraum entdeckt. Wie sagte es McCoy einst nochmal? „Wieso wird jedes Objekt, das wir nicht kennen, immer als Ding bezeichnet?“ Aber dieses Objekt ist ihnen bekannt. Es ist ein „Weltraum-Wal“, der geschützt werden muss. Eine kleine Reminiszenz an Star Trek IV, wie ich vermute. Das ein Raumschiff am Anfang einer Episode auf ein „Objekt im Weltall“ stößt ist uns Trekkern und Trekkies ja nicht neu, aber genau deshalb empfand ich das als wohltuend vertraut.

Der Titel der Episode (Magic to Make the Sanest Man Go Mad ) kann vielseitig interpretiert werden. Zum Einen bezieht er sich auf Stamets, der als einziger bemerkt, dass sich die Discovery in einer Zeitschleife befindet. Er ist schon recht verzweifelt, wenn auch nicht „mad“ (verrückt). Dann bezieht es sich auf Mudd. Nebenbei: Mudd, engl. = Schlamm. Aber in dieser Folge wird Mudd auch mal im Wortspiel als „verrückt“ bezeichnet. „I am not mad, I am Mudd!“ Hat er vielleicht während seines Einbruchs in jene Bank, von der die Rede ist, schon einen Teil seines Verstandes eingebüßt, weil er mit der „Magie“ des Zeitkristalls in Berührung kam? Und dann fällt mir dazu noch ein Zitat von Arthur C. Clarke ein: „Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“

Witzig ist auch, dass Mudd jenes Zeitkristall von einem vierdimensionalen Wesen gekauft haben mag. Die Vierdimensionalität ist für manche Wissenschaftler (z.B. Vesselin Petkov) eine logische Folge aus der Relativitätstheorie. Ich würde lügen, wenn ich so tun würde als hätte ich das 4D-Modell unserer Realität wirklich verstanden. Aber so viel ich begriffen habe, geht man dort davon aus, dass Vergangenheit und Realität im Jetzt genauso wahr und existierend sind wie das, was wir als Jetzt empfinden. Nahrung für Nerds und für unzählige Gespräche über die Natur unseres Kosmos, egal in welcher Dimension…

Clever auch die Idee, dass man in jener Zukunft von „Star Trek: Discovery“ eine Waffe entwickelt hat, die mit „dunkler Materie“ ausgestattet ist. Jener für uns nicht sichtbaren Materie, die 80% des Weltalls ausmacht.

Immer wieder werden in „Discovery“ solche kleinen, spannenden Ideen verwendet, die aber nur nebenbei, wie eine Beigabe zum Hauptmenü, serviert werden.

Die Perspektive aus der diese Episode beobachtet wird ist die des Wissenschaftlers Stamets, aber erlebt wird sie durch die Augen Burnhams. Das gab es selten bei Star Trek. Natürlich erinnern wir uns daran, wie Captain Picard am Anfang von „All good things…“ auf Troi und Worf zukommt und fragt, „Welche Zeit haben wir?“, aber das jemand auf „die“ Hauptperson der Geschichte zukommt und sagt: „Ich habe das schon so oft erlebt…“ ist eine leicht innovative, spannende Herangehensweise.

Die Folge punktet ungemein dadurch, dass wir hier auf den „wahren Mudd“ treffen. Im Klingonen – Gefängnis war er nicht mehr als ein eiskalter Verräter, hier ist er – man denke an seinen verrückten Helm beim Betreten des Raumschiffs – ein durchgeknalltes Genie, aber noch mehr schlicht ein genialer, vom Pech verfolgter Gauner, wobei er nebenher für Geld auch gerne zum Verräter wird. Also genau die Art von Mudd, wie wir ihn aus ST:TOS kennen. Das wird noch einmal unterstrichen als er am Ende seiner (eher weniger) geliebten Stella begegnet. Welcher ST:TOS – Fan würde sich nicht an das herrliche Ende der Folge „Der dressierte Herrscher“ erinnern, in dem ihn dutzende von wütenden „Stella – Androiden“ umgeben? Wohl selten wurde eine Ehe so sehr mit „Gefängnis“ gleichgesetzt wie in der aktuellen Folge und in jener TOS-Episode. Schön, wieder einmal, dass die Inhalte bei allen wirklich mutigen Neuerungen an Bord, inhaltlich an die TOS-Ära (und somit alle weiteren) andockt wie ein Puzzleteil zum anderen passt. Ich feiere die Ur-Zeitlinie jedes Mal wieder, bin mir jetzt – durch diese Serie – erstmals dessen bewusst, wie sehr sie mir gefehlt hat.

Liebe muss natürlich nicht in einem derart ungünstigen „Zusammenschluss“ enden, wie das zwischen Harry Mudd und Stella der Fall ist. Wie sagt es doch Stamets in dieser Episode sinngemäß? „Sei immer du selbst, sonst kann aus der Beziehung nichts werden.“ Genau das hat Mudd sicher nie beherzigt. Den Rat erteilt der Wissenschaftler allerdings Burnham in Bezug auf Tyler. Schmunzeln musste ich als ich kurz dachte, wie dankbar Burnham wohl Harry Mudd sein könnte. Tatsächlich hat er ihr in gewisser Weise geholfen, sich darin zu erproben, wie es 7 of 9 gesagt hätte, zu „fraternisieren“. Klar, sie hat von ihrem Kuss mit Tyler etc. nur durch Stamets erfahren, aber das ist wie ein gutes Omen, gibt Burnham wie auch Tyler eine Idee davon, was sein könnte.

Schön auch, wie Stamets von seinem Kennenlernen mit seinem Partner spricht. Authentisch war er. Das ist es, worauf es ankommt. Eine schöne Botschaft, die in ihrer Eigenschaft zu Star Trek passt.

Magic to Make the Sanest Man Go Mad“ ist eine vielschichtige Folge. Sie variiert Vertrautes geschickt mit Neuem, sowohl in Bezug auf die Erzählweise als auch in Bezug auf den Inhalt, und lässt es so viel frischer wirken. Nicht einfach nach so vielen Star Trek Folgen!

Die Wissenschaft bleibt – seit Anfang an – auf einem höheren Level als in anderen Star Trek Serien. Wie sagte es doch Gene Roddenberry? Er glaube an eine „Intelligenz auf der anderen Seite der Mattscheibe“, womit er natürlich uns, die Zuschauer, meinte. Die Kinofilme hatten das etwas vergessen, „Discovery“ erinnert sich daran.

Stamets ist ein wirklicher Sympathieträger, nicht alleine nur „der Homosexuelle an Bord“, sondern ein Mann mit Charakter, wobei sein Darsteller, Anthony Rapp, einen wirklich guten Job macht. Er stellt den Wissenschaftler witzig und schillernd dar, was höchst unterhaltsam ist. Aber alle Schauspieler, begonnen bei Sonequa Martin-Green (Burnham) über Shazad Latif (Tyler) bis hin zu Rainn Wilson (Mudd) schauspielern überzeugend.

Insgesamt wächst mir zumindest diese Serie langsam ans Herz. Unerfreulich ist schon jetzt, dass die „Winterpause“ auf uns zukommt. Mit der nächsten Folge schon müssen wir uns bis zum Januar von der Serie verabschieden. Aber sehen wir es positiv: Der Januar kommt schneller als man denkt und da die nächste Pause viel länger andauern wird (ggf. bis 2019!), ist es ein Luxus „nur“ zwei Monate auf Folge 9 zu warten.