BBC One Verfilmung von Wells´ „War of the worlds“ – eine erste, grobe Kritik mit Spoilern

Es ist kein Zufall, dass Eleanor Tomlinson´s Rolle als Amy, wenn man bei IMDB die Miniserie „War of the world“ nachschlägt, an erster Stelle genannt wird. Die Frau, die mit George (Rafe Spall) in wilder Ehe lebt, steht im Mittelpunkt dieser Verfilmung des SciFi-Klassikers von H.G. Wells, wobei das „G“ für „George“ steht. Daher wohl auch nennt sich der Zeitreisende in George Pal´s Verfilmung seiner „Zeitmaschine“ George und daher wird der männliche Hauptdarsteller wohl auch hier „George“ genannt.

Schauspielern können sie alle – die Darsteller der BBC – Verfilmung. Unter ihnen findet sich Jonathan Aris als Priester. Er spielte in der berühmten Reihe „Sherlock“ den „Anderson“. Auch der „Lestrade“ jener Reihe bekam hier eine gewichtige Rolle: Rupert Graves spielt Frederick, den Bruder von George.

Ob nun das Musical von Jeff Wayne oder die Spielberg-Variante von 2005: Der Prolog des Klassikers ist stets dem literarischen Vorbild sehr nahe:

Niemand hätte wohl in den letzten Jahren des neunzehnten Jahrhunderts geglaubt, dass die menschlichen Angelegenheiten sehr genau von Wesen beobachtet wurden, die weitaus intelligenter als der Mensch waren …”

Trotzdem weder Amy noch Frederick im Original vorkommen (der Erzähler hat sehr wohl eine Frau, aber sie leben nicht in wilder Ehe und es rangt sich auch sonst keine zusätzliche Dramatik um ihre Beziehung), ist der erste Teil (von Zweien) dem Original sehr nahe: Das Ankommen der Aliens, die beginnende Zerstörung. Es ist kein Wunder, dass alle Szenen aus dem offiziellen Trailer dem ersten Teil entspringen!

Aber zum Ende von Teil 1 zeigt sich, dass diese Verfilmung mehr Wert auf die Dramatik zwischen den Charakteren legt als darauf, dass wilde Kriegsgeschehen, welches im Original äußerst real beschrieben wird, darzustellen.

Wo der Erzähler in H. G. Wells Roman zum Beispiel einem Artilleristen begegnet, der den verrückten Plan geschmiedet hat, die Menschheit könnte unter der Erde weiterleben, da begegnet George hier zwar schon einem entsprechenden Soldaten, aber der hat keine Pläne bezüglich eines Lebens unter der Erde. Wo im Roman eine große Fähre auf der Themse angegriffen wird, ist es hier ein kleines Boot und auch der Priester, der in den angreifenden Marsianern den Teufel sieht, erhält in dieser Adaption eine andere, spätere Rolle.

Alles in Allem ist es ohnehin Amy, die alles aus ihrer Sicht berichtet. Während die erste Folge erahnen lässt, dass wir bald wirklich großes Kino zu sehen bekommen, etwa ein viktorianisches London, dass Stück für Stück in Schutt und Asche zerlegt wird, wird dies doch letzthin nur angedeutet (im Vergleich zum Roman). Und der zweite Teil findet ohnedies fast nur in einem mehr oder weniger -sic!- verlassenem Haus statt. Der ganz große „Krieg“ findet draußen statt. Nicht in der kleinen Welt von George, Amy, Frederick und zwei weiteren Flüchtlingen, auf die ich hier nicht weiter eingehen möchte.

In einem Dialog wird einem auch Wells eigentliche Intention des Romans verraten: Er sollte nämlich eine Art Gleichnis für die teils brutale Kolonialpolitik seiner Zeit sein. So, wie manches indigene Volk britischen Soldaten unterlegen war, so ist es die ganze Menschheit in Wells´Roman gegenüber den Marsianern. Aber der entsprechende Dialog zwischen George und Frederick, so löblich er ist, ist nicht nur unzeitgemäß, sondern auch platt insziniert. „Nicht sagen, sondern zeigen“ ist eine alte Regel unter Autoren und Filmschaffenden und wo dies nicht möglich ist, sollte man es vielleicht einfach lassen?

Und dann die Zwischenblenden. Man bekommt Stück für Stück mit, dass sich die Erde noch Jahre später in den Händen der Marsianer befindet, die zwar irgendwie besiegt wurden, aber ohne das die Erde biologisch von ihrem Einfluss befreit wäre.

Das Ende der TV-Verfilmung ist weniger intelligent als jenes des Originals, so viel sei verraten. Während das Original die Sinnlosigkeit des Kriegs und eine tiefe Sehnsucht nach Frieden und Ordnung heraufbeschwört, ist die „Moral von der Geschicht“, die Prämisse dieses Zweiteilers, nur schwer zu finden.

Am Ende ist es einfach nur „eine weitere Adaption“. Großartige Schauspieler spielen hier  nach einem mittelmäßigen Drehbuch, welches seine starken Momente in der Regel seinem großartigen Vorbild zu verdanken hat. Nicht auszudenken, wie genial diese Verfilmung hätte werden können, wäre man nicht darauf erpicht gewesen, noch genialer zu sein als das Original. So ereilt gen Ende auch „War of the Worlds“ ein ähnliches Schicksal wie das der BBC Produktion „Sherlock“: Man war nicht zufrieden damit, einfach nur „sehr gut“ zu sein und wollte es noch besser machen. Und genau daran ist man gescheitert.

Die Serie ist unter dem Titel „War of the Worlds“ derzeit auf Amazon Prime zu sehen. Sich ein Bild zu machen schadet nicht und, wie gesagt, die Schauspieler überzeugen, nur die Handlung wird gen Ende immer dünner… 

H.G. Wells Teil 1

Diesen Text schrieb ich ursprünglich für den FEDCON INSIDER, das Magazin für die Besucher der Fedcon.

Herbert George Wells wurde am 21. September 1866 in Bromley, heute ein Stadtteil Londsons, geboren. Sein Vater, Joseph, arbeitete im Eisenwarenhandel, seine Mutter Sarah, geborene Neal, war bis zu ihrer Heirat, als Hauswirtschafterin tätig. Joseph Wells Laden in der High Street sorgte für ein ärmliches Leben und doch hätte es so viel schlimmer sein können: Die Familie Wells gehörte immerhin der unteren Mittelschicht an, wobei die Übergänge zwischen den Schichten fliesend war.

Es ist wichtig zu begreifen, in was für eine Gesellschaft Wells hinein geboren wurde!

Im frühen viktorianischen Zeitalter gab es nur eine kleine Mittelschicht. Zwei Drittel der Bevölkerung gehörten der Unterschicht an, deren Löhne sehr gering waren. Oft hatten sie kein eigenes Zuhause, waren auf Nahrungsmittel aus dem eigenen Garten angewiesen, arbeiteten bis zu 16 Stunden am Tag und das ohne Pause. Das wurde nicht besser als die Industrialisierung um sich griff, denn die Besitzer der Unternehmen standen unter hohem Konkurenz-Druck und waren zudem oft selbst verschuldet. Leider sah man das Heil für einen möglichst hohen Gewinn darin, die Arbeiter so gering zu bezahlen wie möglich. Daher wurde es notwendig, dass auch die Frauen und deren Kinder arbeiteten, damit sie schlichtweg überleben konnten. Selbst Fünfjährige wurden zu harter Arbeit gezwungen (z.B. um in Mienen in unbegehbare Winkel zu klettern), was häufig Krankheit und Tod zur Folge hatte

Ab 1834 gab es keine Zuschüsse mehr für Arbeitsfähige, die nicht arbeiteten. Im selben Zuge errichtete man zur Abschreckung Arbeiterhäuser, in denen es hart zuging. Kinder wurde von Eltern getrennt, Ehemänner von ihren Frauen. Es gab wenig zu essen. Alle „Außenseiter“ der Gesellschaft kamen hier zusammen. Es galt das Motto: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.“ Die wirtschaftliche Depression um 1840 stand diesem Spruch im krassen Gegensatz: Es gab schlicht zu wenig Stellen, um alle zu beschäftigen. Gleichzeitig waren die Arbeiterhäuser so verufen, dass viele Arbeitgeber keinen Grund sahen, mehr zu bezahlen, denn wer wollte schon in einem solchen Haus enden?

Erst zum Ende der 40er Jahre kam man langsam zu der Einsicht, dass ausgeruhte, satte Arbeiter bessere Arbeiter sind als solche, die hungrig und übermüdet sind.

Die Arbeiterpartei, die „Labour Party“, der Wells später beitrat, sollte erst 1883 gegründet werden. Wells setzte sich nicht nur für sozial Schwache ein, er kritisierte oftmals auch die Gesellschaft durch gleichnishafte Erzählungen. So geht es in der „Zeitmaschine“ nicht allein um diese Erfindung und der „Krieg der Welten“ weiß von mehr zu berichten als nur von einer außerirdischen Invasion. Davon später mehr.

H. G. Wells las für sein Leben gern! „Geerbt“ haben mocht er diese Leidenschaft gegebenenfalls von seinem Vater. Er fröhnte ihr, indem er die örtliche Leihbibliothek sowie im literarischen Institut von Bromley. Zunächst besuchte er eine Art Vorschule, dann die Thomas Morley’s Commercial Academy, eine Privatschule.

Sein Vater brachs ich 1877 den Oberschenkel und wurde arbeitsunfähig. Wells konnte vielleicht schon damals spüren, wie nahe seine Familie am sozialen Abgrund stand. Doch Sarah Wells nahm erneut eine Stellung als Haushälterin in Uppark/Sussex an, bei ihrem einstmaligen Arbeitgeber. In dessen Herrenhaus gab es eine große Bibliothek, in der der junge Herbert George Wells stundenlang Bücher lesen durfte. Seine Mutter lehrte ihn Respekt vor Königin Victoria und eine recht strenge religiöse Sicht – und sie achtete darauf, dass niemand in ihrer Familie, auch H. G. nicht, Kontakt mit Personen aus der Unterschicht bekamen. Weder beruflich, noch privat.

Er begann seine Lehre in einer Tuchhandlung in Windsor, wurde dort jedoch schon nach einem Monat entlassen. Er versuchte sich als Hilfslehrer in Somerset, als Apothekengehilfe in Midhurst und abermals – dieses Mal für zwei Jahre, aber dennoch unvollendet – in einer Tuchhandlung (in Southsea), dann wieder – mittlerweile 16 Jahre alt – als Hilfslehrer in einem Progymnasium in Midhurst – als ihm ein Stipendium von 21 Shilling pro Monat dabei half, sich beruflich weiter orientieren zu können.

Die Zeit an der Normal School of Science (ab 1890: The Royal College of Science; heute: Imperial College of Science) in South Kensington, in der er von 1884 – 1887 Astronomie, Physik, Chemie, Geologie und Biologie studierte, war immens wichtig für den angehenden Schrifsteller. Im „Debatierclub“ der Schule konnte er seine eigene Meinung formen, er wurde zum Mitbegründer des „Science School Journal“, wurde durch den Schriftsteller George Bernard Shaw mit der sozialistisch ausgerichteten „Fabian Society“ bekannt gemacht und beganns sich für die Labour Party (Arbeiterpartei) zu interessieren. Elementar für sein zukünftiges Vorankommen war auch sein Biologie-Professor, Thomas Henry Huxley, der Wells ein darwinistisches Weltbild beibrachte: Das Christentum sei Unfug, der Mensch ein weiterentwickelter Affe und das der Evolutionsprozess eher unmoralisch sei und letztlich stets zur eigenen Zerstörung führte statt zum Fortschritt.

Während er sich von einem Fußball – Unfall erholte, schrieb er „The chronic Argonauts“. Die Geschichte, auf de später „Die Zeitmaschine“ fußen sollte, wurde 1888 von der Royal College of Science veröffentlicht und wurde recht gut aufgenommen. Die Kurzgeschichte erzählt in der dritten Person von der Ankunft eines unheimlichen Erfinders in der irischen Stadt Llyddwdd. Sein Name ist Dr. Moses Nebogipfel und er bezieht ein leer stehendes Haus. Die einfache Bevölkerung ist schon bald der Meinung, Dr. Nebogipfel würde teuflische Dinge tun. Sie wollen ihn aus dem Dorf vertreiben. Reverend Elijah Ulysses Cook, vermag es Nebogipfel bei seiner Flucht in die Zeit zu helfen, wobei er ihn begleitet. Drei Wochen später findet der Erzähler der Geschichte den Reverend, welcher von seinen „Zeitreise-Abenteuern“ mit Dr. Moses Nebogipfel berichtet, welcher in der Zeit nach einem Ort sucht, an dem er mit seinen Fähigkeiten willkommen geheißen wird.

Der Erfolg seiner kleinen Geschichte ermutigte Wells, weiterhin schriftstellerisch tätig zu sein. 1889 wurde er in der Henley House School in Kilburn Mitglied des Lehrerkollegiums. (Kilburn ist ein Stadtteil Londons. )

Anfang Herbst 1890 bestand Wells seine akademische Prüfung in Zoologie an der Londoner Universität, woraufhin er von 1891-1893 als Tutor für Biologie wurde. Er vollendete zwar sein Studium, doch was in wirklich reizte, war die Schriftstellerei.

Was sein „Liebesleben“ angeht, heiratete er 1891 seine Cousine (Isabel Mary Wells), von der er sich allerdings schon nach drei Jahren trennte. 1895 folgte seine zweite Heirat, dieses Mal mit seiner Studentin, Amy Catherine Robbins. Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne hervor: George Philip (1901 – 1985) und Frank Richard (1903 – 1982). 1909 ging aus einer Beziehung mit der Schriftstellerin Amber Reeves (1887 – 1981) zudem eine Tochter hervor. Weitere Affären hatte Herbert George Wells mit der 26 Jahre jüngeren Journalistin Rebecacca West, die ihm ebenfalls einen Sohn gebar. Angeblich gab es auch „Bekanntschaften“ mit margaret Sanger, Odette Keun und Elizabeth von Arnim.

Zurück ins Jahr 1893: H. G: Wells hatte im Sommer des Jahres mit einer schweren Lungenblutung zu tun, was zur Folge hatte, das er nur noch sitzende Tätigkeiten ausüben durfte. Während er sich erholte, begann er Kurzgeschichten, Essays und Rezensionen für die Pall Mall Gazette, The Sunday Review und weitere Zeitschriften zu schreiben. Sein erstes Buch, „Textbook of Biology“, erschien im selben Jahr. Zwei Jahre später veröffentlichte er einen Kurzgeschichten – Band, „The stolen Bacillus“ in dem „Methuen und Co.“ – Verlag. Dabei handelte es sich um ein Kurzgeschichten-Band mit 15 Storys aus dem Bereich Fantasy und Sci-Fi.

Ich zitiere hier aus dem Buch von Elmar Schenkel: „H. G. Wells – Der Prophet im Labyrinth“, erschienen im Zsolnay Verlag, S. 11. Hier wird darauf eingegangen, das schon damals eine literarische Verwandtschaft zwischen Wells und Verne vermutet wurde. Verne mochte dies nicht sonderlich und beantwortete eine entsprechende Frage: „Nein, es besteht keine Beziehung zwischen seiner und meiner Arbeit. Ich mache Gebrauch von der Physik. Er erfindet. Ich fliege zum Mond in einer Kanonenkugel. Das ist keine Erfindung. Er fliegt zum Mars in einem Luftschiff, das er aus einem Metall konsturiert, das das Gesetz der Schwerkraft ignoriert. Das ist ganz reizend (…), aber zeigen Sie mir das Metall. Lassen Sie es ihn produzieren!“

Die Comiczeichnerin Kate Beaton brachte es auf den Punkt:

Verne sorgte sich stets sehr darum, dass seine fantastischen Geschichten eine wissenschaftliche Grundlage haben. Wells nutzte seine wissenschaftlichen Erfindungen dazu, eine Geschichte zu erzählen.

So konnte der Zeitreisende in Wells erstem Roman „Die Zeitmaschine“ (1895) zwar über die Theorie der Zeitreise erzählen, nichts jedoch über die Funktionsweise der Zeitmaschine. Im Umkehrschluß hätte Verne sich allerdings auch nie die Freiheit genommen, über eine Maschine zu schreiben, deren Funktionsweise er nicht nachvollziehen konnte. Wäre Wells wie Verne gewesen, hätte jemand anders über die „Zeitmaschine“ geschrieben. Oder es wäre ein anderer Wells in einer parallelen Zeitlinie gewesen. Oder eben in unserer, die ebenfalls möglicherweise parallel zu anderen verläuft, in denen er z.B. Lehrer geblieben ist oder beim Tuchhandel geblieben ist. So gesehen können wir uns glücklich schätzen, den Wells gehabt zu haben, der den Roman schrieb, denn es handelt sich dabei um ein Meisterwerk der Science Fiction Literatur, ohne den ich solche multidimensionalen Ideen heute vielleicht gar nicht hätte haben können.

Der Anfang der Zeitmaschine ist nicht zuletzt so einladend, weil sie höchst unterschiedliche Charaktere in einem Raum zusammenbringt und sie mit einer faszinierenden Idee konfrontiert. Der streitsüchtige, rothaarige Filby ist in der späteren Verfilmung durch George Pal (1960) des Zeitreisenden größter Freund. Des Weiteren fanden sich ein Psychologe und ein Bürgermeister sowie ein Arzt beim „Zeitreisenden“ (im Film von George Pal einfach „George“ genannt), auf dessen Einladung hin, ein. Der Zeitreisende erklärt ihnen (und somit dem Leser), das es neben den drei bekannten Dimensionen – Länge, Höhe und Breite – noch eine vierte gibt: Die Zeit! Schließlich präsentiert er die Zeitmaschine in einem kleinen Modell. Er lässt sie sogar in die Zukunft verschwinden. Die Gäste zeigen sich von den Ausführungen des Zeitreisenden überfordert.

Was Wells hier aber sehr unterhaltsam darstellt ist eine Theorie über die vierte Dimension. Es folgt eine jener angeregten Unterhaltungen zwischen den Zeugen des verschwundenden Modells, wie sie uns SciFi – Fans schon öfter begegnete. Was wäre alleine Star Trek ohne seine Zeitreisen und damit zusammenhängenden Theorien? So philosophieren die Gäste des Zeitreisenden: Wäre das Modell der Zeitmaschine in die Vergangenheit gereist, hätte man sie beim Betreten der Wohnung nicht sehen müssen? Der Psychologe meint, die Maschine sei noch dort, würde sich aber so schnell bewegen, dass man sie nicht sehen könne. Der Arzt appelliert: „Heute Abend klingt alles plausibel genug, aber (…) warten sie auf den gesunden Menschenverstand des Morgens!“

„Ich denke, damals glaubte keiner so recht an die Zeitmaschine…“ erzählt der fiktive Berichterstatter der Ereignisse um die Zeitmaschine weiter. Wells dachte über Zeitreisen nach, wie viele andere Autoren dies mittlerweile tun. Das Besondere ist, dass er so ziemlich der Erste war, der diese Gedanken in einem Buch veröffentlichte. Wenn Jules Verne der Urgroßvater der Science Fiction ist, so ist Wells der Großvater.

Herbert George Wells hätte sich, wenngleich sein Anliegen nie allein der Wissenschaft galt, sondern zumindest auch einer gewissen Sozialkritik gewidmet war, sehr gewundert, wenn er in unseren Tagen erfahren hätte, dass seine wilden Spekulationen über die Dimensionen erst der Anfang waren. Die Wahrheit scheint viel fantastischer zu sein. Es gibt noch keine klare Antwort. Aber begonnen bei der Idee, dass es per Definition eigentlich gar keine Dimension gibt bis hin zu der Idee, dass es unendlich viele wären, ist so ziemlich alles möglich. In der Theorie sogar die Zeitreise. Wer sich in das Thema heutzutage vertieft, wird vor Allem begreifen, wie wenig wir von unserer Welt wissen. Genau das fasziniert jedoch, macht neugierig.

Ähnlich hängt man als Leser auch Wells an den Lippen, wenn sein Zeitreisender uns von den Dimensionen erzählt.

Dann beginnt der zweite Teil der „Zeitmaschine“ und hier offenbar sich die wahre Berufung H. G. Wells. Ähnlich Gene Roddenberrys Star Trek Episoden, in denen Gleichnisse erzählt werden, die einen Bezug zur aktuellen Zeit aufweisen, war Wells besonders gut darin auf die selbe Weise auf Missstände seiner Zeit hinzuweisen.

Der Zeitreisende reist also in die ferne Zukunft und findet sich schließlich im Jahre 802.701 wieder. Hier leben die sanftmütigen, fragilen Eloi. Sie scheinen im Wohlstand zu leben, doch niemand von ihnen muss dafür arbeiten. Später stellt sich heraus, dass sich die Menschen in zwei Gesellschaften gespalten hat: Neben den Eloi gibt es auch noch die furchterregenden Morlocks und der Wohlstand der Eloi ist allein darauf zurückzuführen, dass die Eloi von den Morlocks wie Vieh gehalten werden, um dann als Nahrung zu dienen.

Was wir hier haben ist H. G. Wells Idee einer möglichen Zukunft in einer Gesellschaft, in der es lediglich zwei Schichten gibt. Die Unterschicht, bestehend aus Arbeitern, nutzt die Oberschicht als Nahrungsmittel. Diese ist ihrerseits vollkommen unfähig zu handeln, geschweige denn sich zu wehren. Wells kritisiert seine Gesellschaft. Zitat: „Da ich von den Problemen unserer Zeit ausging, schien es mit zuerst sonnenklar zu sein, dass die stufenweise Vergrößerung des gegenwärtig nur temporären und sozialen Unterschiedes zwischen Kapitalist und Arbeiter der Schlüssel zu der hier bestehenden Konstellation sein müsste. Zweifellos wird Ihnen das recht grotesk – und völlig unglaublich! – vorkommen; und doch existieren schon jetzt Verhältnisse, die auf diese Entwicklung hindeuten. Man neigt doch dazu, den Raum unter der Erde für die weniger dekorativen Zwecke der Zivilisation zu nutzen; da gibt es zum Beispiel die Metropolitan Railway in London und andere elektrische Untergrundbahnen, unterirdische Werkstätten und Restaurants, und sie vermehren sich und breiten sich weiter aus. Augenscheinlich, dachte ich, hatte sich diese Tendenz noch verstärkt, bis die Industrie allmählich ihr Geburtsrecht unter dem Himmel verloren hatte. Ich meine, dass sie tiefer und tiefer in größere und immer größere unterirdische Fabriken verlegt worden war und die Arbeitskräfte einen immer mehr wachsenden Teil ihrer Zeit darin verbrachten, bis sie am Ende -! Lebt nicht schon heute ein Industriearbeiter im Eastend unter so künstlichen Bedingungen, dass er von der natürlichen Oberfläche der Erde so gut wie abgeschnitten ist?“ (Die Zeitmaschine, DTV).

Diese Kritik an der Gesellschaft ist es, die Wells am Herzen lag. So alt diese Kritik ist, so zeitlos ist sie auch, den die Techologie entwickelt sich weiter, doch der Mensch hat nur wenige Schritte mehr getan als in den Tagen von H. G. Wells.

Es folgten weitere erfolgreiche Romane, wie z.B. „Die Insel des Dr. Moreau“ (1896), „Der Unsichtbare“ (1897) und 1898 folgte sein zweiter Roman, mit dem man seinen Namen heute in Verbindung bringt: „Der Krieg der Welten“!

Oberflächlich betrachtet ist diese Geschichte lediglich die Urform einer „Böse Außerirdische greifen die Erde an“ – Idee. Tatsächlich jedoch kritisierte Wells mit dem „Krieg der Welten“ die Kolonialpolitik des britischen Empire.

Was mit Christoph Columbus begann, nahm mit der Zeit immer häßlichere Züge an: Europäische Staaten nahmen die Länder fremder Kulturen in Besitz, wobei sie sich selbst stets als die überlegene Rasse ansahen! England entwickelte sich schnell zum größten Kolonialreich. Die geistige Haltung war „staatlich anerkannt“ rassistisch. Während des zweiten Burenkrieges wurden Internierungslager eingerichtet, die „concentration camps“ genannt wruden: Konzentrationslager. Zwar wurde hier nicht, wie später unter Hitler in Deutschland, systematisch gemordet, allerdings führten die hygienischen Bedingungen und das schlechte und magere Essen zum Tod von etwa 26.000 Frauen und Kindern. Das Wirken der Menschenrechtlerin Emily Hobhouse (1860 – 1926) sorgte für eine Verbesserung der Situation, in dem sie selbst Ende des 20. Jahrhunderts Konzentrationslager besuchte und in ihrer Heimat von den menschenunwürdigen Bedingungen erzählte. Wenngleich ihr Engagement von der britischen Regierung kaum beachtet wurde, sorgte es doch für große Beachtung in der Bevölkerung. Es wurde eine Fawcett Commission gebildet, die sich um Verbesserungen der Lager kümmerte. Dies nur als kleiner Exkurs, der verständlicher macht, was H. G. Wells mit dem Roman „Krieg der Welten“ zum Ausdruck bringen wollte: Jetzt waren es die Außerirdischen, die die Erde kolonisieren wollten. Sie waren in einer erschreckenden Übermacht! Das es ausgerechnet Bakterien, die Kleinsten aller Lebewesen, waren, die die Widersacher schließlich besiegten, sollte ein weiterer Seitenhieb gegen das Empire sein.

Selbst, wenn man diese Parabel beiseite lässt, begeistert Wells´“Krieg der Welten“, da er bis ins Detail beschreibt, was geschieht und das so glaubwürdig als wäre er selbst dabei gewesen.

Im zweiten Teil werde ich davon berichten, wie es mit H. G. Wells weiterging. Außerdem werde ich euch von anderen medialen Umsetzungen seiner zwei größten Romane berichten.

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Quellen u. Empfehlungen:

wikipedia.de

Elmar Schenkel: H. G. Wells – Der Prophet im Labyrinth

H. G. Wells: Die Zeitmaschine, ISBN: ISBN 978-3-423-12234-4, 7,90 EUR

H. G. Wells: Krieg der Welten, ISBN 978-3-423-13487-3, 8,50 EUR

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