Gedanken zur Bundestagswahl

Ich denke, jeder Mensch hat in seinem Leben schon einmal die Erfahrung gemacht, dass es nichts bringt, sich etwas schön zu reden. Das Probleme angegangen werden müssen. Wer hätte nicht mal einen Zahnarztbesuch vermieden, nur um dann mit heftigeren Schmerzen zum Zahnarzt zu gehen? Das ist ein bekanntes Beispiel, dass ich hier im übertragenen Sinne noch öfter gebrauchen werde. Aber auch zwischenmenschliche, schwierige Themen gehören dazu. Das Leben ist (neben allem, was schön ist) von unangenehmen Dingen angefüllt, die man am Ende anpacken muss. Sonst packen sie einen an. Unerwartet und zur Unzeit.

Richard David Precht hat in diesem kleinen Video genau die kommenden Hauptprobleme unserer Gesellschaft erklärt. Schlüssig, logisch und klar, wie ich finde. (Das Video wurde gelöscht, was ich immer interessant finde…).

Ich wünschte mir Politiker, die in keiner Weise von der Wirtschaft abhängig sind. Mutige Politiker, die weise sind. Die die Probleme, die anliegen sehen und darauf reagieren. „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“. Unsere Politiker – in Abstufungen jeder Partei – verschließen vor Themen wie „Klimawandel“ und sozialen Umbrüchen weitgehend die Augen, machen nur, was nicht zu unpopulär ist und ein „gute Gewissen“ impliziert, ohne all zu viel zu bringen. Unangenehmes wird zukünftigen Politikern überlassen.

Das Problem ist, dass Politiker sich beliebt machen müssen. Wenn man zum ersten Mal die Eltern seiner neuen Freundin trifft, wird man ihnen nichts davon erzählen, dass man Fußpilz hat. Zum Beispiel. Das wäre auch ziemlich dumm, weil man ja gut ankommen will. Und was passiert Politikern, die ehrlich sind? Auf die zeigen alle anderen Politiker (die nicht besser sind – Leichen im Keller gibt es überall) mit dem Finger und sie müssen gehen. Neben Schimpf und Schande werden sie finanziell weiter gut gestellt sein, aber das ist ein anderes Thema. Wichtiger ist mir hier, dass Ehrlichkeit, Unbequemlichkeit, sich ggf. unbeliebt machen, keinen Politiker weiter bringt. Dieses Wettbewerbs-Verhalten blockiert Politiker andererseits in ihrem Handeln.

Dürften Politiker ehrlich und unbequem sein, dürften sie unabhängig von der Wirtschaft und vielleicht sogar weise und menschlich sein, würden „wir“ aber trotzdem schimpfen. Wetten? Denn wenn z.B. das Thema „Umwelt“ einmal ernst genommen werden würde, hätte das für jeden Konsequenzen. Z.B. Beschränkung der Autos, die man besitzen darf oder der Fahrtzeit pro Woche etc. Dann würden alle aufschreien und auch, wenn wir ja Politiker haben wollen, die die echten, existierenden Probleme anpacken, so soll das bitte ohne Konsequenzen für unseren Lebensstandart und unseren Luxus geschehen!

Das Problem ist verfahren.

Eines aber ist sicher, wie mir scheint: Unsere Gesellschaft muss sich grundlegend ändern – und die Politik auch. Die Menschheit hat immer nur überlebt, weil sie in der Lage war sich anzupassen. Der Schritt zur Anpassung, der jetzt erfolgen muss, damit unsere Enkel – frei nach Richard D. Precht – eine lebenswerte Welt vorfinden, ist enorm groß. Ich sehe zu viel Bequemlichkeit auf Seiten der Bevölkerung und auf Seiten der Politik. Ein echtes Dilemma.

Also reden wir über kleinere Problemchen während der Wahlkampfzeit. Problemchen, die leichter handzuhaben sind. Tun wir weiter so, als könnten wir den „Gang zum Zahnarzt“ vermeiden. Bis es so sehr schmerzt, das es nicht mehr geht und wir bereit sind für die Veränderung. Die Menschheit war oft vorausschauend im Denken, aber nie im Handeln. Immer erst musste etwas passieren, ehe sich der Mensch aufgerafft hat, etwas zu ändern. Im Kleinen wie im Großen.

So gesehen ist die politische Bühne plötzlich kleinbürgerlich geworden.

Das es noch Probleme wie die zwischen Amerika und Nordkorea gibt, zeigt auf, dass die Menschheit nicht wirklich weitergekommen ist. Gefühlt gehört so ein Kräftespiel in die menschliche Steinzeit. Kräftespiele von politischen Männern sind leider wieder alltäglich geworden. Der Mensch tritt auf der Stelle.

Und welche Partei soll man nun wählen? Das geringste Übel natürlich. Wie immer das für einen aussehen mag.

Ich weiß zwar auch nicht, wie es weitergehen wird, aber auf die „Zahnschmerzen“ – im übertragenen Sinne –  ist Verlass.

Erstes Beispiel für solche „Zahnschmerzen“ in Sachen „Klimawandel“: Tornados, Wirbelstürme und Überflutungen! Sie werden die Politik zunehmend unter Druck setzen, weil der Verstand und das Wissen darum, dass mit diesen Katastrophen  zu rechnen war, nicht ausreichte, um etwas zu ändern. Tragisch eigentlich.

Am Ende wird der Mensch schlicht nur überleben können, wenn er sich verändert.

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