Star Wars – Die letzten Jedi: Spoilerträchtige Betrachtungen

SPOILER – ALARM

Bitte erst lesen, wenn Du den Film geschaut hast ODER Dich spoilern lassen willst!

SPOILER – ALARM

Geburt einer neuen Trilogie

Im Dezember 2015 erwachte bei mir die Macht oder besser: die Begeisterung für Star Wars erneut. Was viele monierten, ich fand es prima: Das der neue Film ein alter Film hätte sein können, das The Force Awakens aus meiner Sicht die profunden Grundsteine für eine würdige und „echte“ Fortsetzung des großen Sternen-Märchens gelegt hat. Vor Allem aber gab es in dem ganzen Film nicht eine einzige Einstellung, zu der ich nicht „Ja“ hätte sagen können. Ich liebe den Film heute noch. Er eröffnete eine ganz neue Welt und baute mein Vertrauen in die Saga wieder auf, das George Lucas mit den Prequels zum größten Teil zerstört hatte.

Da gab es Rey, in der die Macht erwachte und sie hatte keine Ahnung warum. Der Zuschauer natürlich auch nicht. Wow, woher hat sie diese Macht? Dann war da Kylo Ren, Ritter von Ren. Offenbar eines Ordens von „Rittern“ also? Das klang fantastisch. Würden wir sie in Teil 8 in Aktion sehen? Eine ganze „Bande“ von Macht-sensitiven „Rittern“ unter der Führung von Snoke, des „neuen Imperators“? Auch dessen Hintergrund harrte auf Antworten. Die Vision von Rey in „Das Erwachen der Macht“ zeigte uns Orte und Dinge, die ebenfalls einer genauen Erklärung bedurften. Und dann war da natürlich noch der „Cliffhanger“ am Ende der Episode VII. Abrams hatte nicht nur liebevoll und sorgfältig neue Figuren in die Spielzeug -Box gelegt, er hatte uns auch gezeigt, dass da noch eine Figur war, mit der wir noch nicht gespielt hatten: Der alte Luke Skywalker! Die Begegnung von Rey und Luke… wie würde diese ausfallen. Zwei Jahre Wartezeit lagen (nicht nur) vor mir. Als ich damals das Kino verlies, war ich höchst zufrieden. Sie hatten Star Wars neu erfunden. Ich freute mich auf großartige weitere Episoden.

Einerseits ist es unmöglich von einem Fan zu erwarten, dass er sich über die unbeantworteten, deutlich gemachten Fragen, die in einem Film auftauchen, keine Gedanken macht und das auf diese Weise auch sein Wunsch nach befriedigenden Antworten wächst, andererseits hätte beispielsweise die „Harry Potter Reihe“ ganz, ganz anders ausgesehen, wenn aufeinander folgende Autoren beliebig hätten schreiben können, wie sie persönlich glauben, das es weiter geht. Selbst bei einem festgelegten Rahmen würde der unterschiedliche Stil auffallen. Bis vor Kurzem war ich noch der Ansicht, dass man sich am Anfang der Trilogie nicht nur zusammen gesetzt hatte, um „The Force Awakens“ zu diskutieren, sondern das man auch eine Rahmenhandlung gesteckt hatte, innerhalb derer die Autoren sich bewegen würden. Dann erfuhr ich, dass Rian Johnson die Hilfe von Veteran Lawrence Kasdan ablehnte, weil er etwas gänzlich eigenes ersinnen wollte. Ich bin ein Fan von Kasdan. Ich glaube, dass er mit seiner Erfahrung und seinem Gefühl für klassisches Star Wars Episode VII (er untertützte J. J. Abrams tatkräftig) den letzten Schliff gegeben hat.

Mit Episode VIII musste also eine Handlung kommen, die frei von Kasdans Einfluss wäre. Eine Geschichte, in der Rian Johnson sich offenbar nach Belieben austoben können würde? So hat es den Anschein. Ich bin etwas erschrocken darüber, wie frei von jeder Rahmenhandlung offenbar (ursprünglich!) die neue Trilogie gestrickt wird, sollte ich mit der Vermutung Recht haben, dass es eben keine gibt. Wie soll man einen Pullover stricken, wenn Regisseur 2 und 3 nicht an Pullover, sondern an Socken oder gestrickte Lichtschwerter denken? Bildlich gesprochen. Ein Kuchen kann auch nur was werden, wenn das Rezept stimmt. „Viele Köche verderben den Brei“ heißt es nicht umsonst. Außer natürlich, sie haben das gleiche Rezept vorliegen, was ich nach Betrachtung von Episode VIII etwas bezweifle.

„Diese Filme werden alle so unterschiedlich sein. [„Episode VIII“ Regisseur] Rian Johnson ist ein Freund von mir – er wird etwas seltsames machen. Wenn du Rians Arbeit gesehen hast, weißt du, dass es nicht so sein wird wie alles, was jemals in „Star Wars“ gewesen ist. Du könntest nicht drei unterschiedlichere Leute haben als JJ, Rian und [Episode IX] Regisseur Colin [Trevorrow] [Anm. d. Autors: Colin Trevorrow wurde durch J.J. Abrams ersetzt]. Diese Filme werden die „Star Wars“ -Saga als Grundlage haben, aber alles andere wird anders sein. Dann werden Phil Lord und Chris Miller [ersetzt durch Ron Howard] den Han-Solo-Film drehen und ich kann mir nicht vorstellen, wie das sein wird – und ich schreibe es!“ (Lawrence Kasdan, Slashfilm.com)

Und damit komme ich gleich am Anfang meiner Betrachtung zu dem Punkt, der mir an Episode VIII am wenigsten gefällt. Er ist nicht kohärent mit Episode VII. Beide Filme zusammen gesehen sind nicht aus einem Guss. Oder nur teilweise.

Inwiefern ist das so?

Die Macht ist nicht mehr die Macht, die Du kennst!

Wenn Rey in Episode VII ihre Macht entdeckt, glauben wir, dass wir uns noch im klassischen Star Wars befinden. Vielleicht glaubte das Abrams auch. Im „klassischen Star Wars“ haben zwar nicht nur Skywalkers Macht, aber macht-sensitiv sind nun auch nicht alle möglichen „Leute von der Straße“. Wie häufig tritt Macht-Begabung denn nun auf? Bei Rian Johnson scheint mir dies häufiger der Fall zu sein als in den anderen Filmen.

Rey erhält gefühlt viel zu wenig Ausbildung in Episode VIII, um dann doch später die Praetorian Guards platt zu machen oder gleich einen ganzen Haufen von Steinen hochzuheben. Luke hatte in Episode V mehr Schwierigkeiten damit, Gegenstände anzuheben und seine Ausbildung geschah direkt durch Yoda und war viel intensiver, da Yoda ja auch gewillt war ihn auszubilden. Spätestens aber der Junge, der am Ende von Episode VIII den Besenstil mit der Macht zu sich holt zeigt auf, dass in Rian Johnsons Version von Star Wars ganz gewöhnliche Personen, Schrottsammler, Sklaven und besagte „Leute von der Straße“ potentielle Jedi-Ritter sind. Macht begabte Personen eben. Bei George Lucas waren die Padawane mit Elite-Schülern zu vergleichen. Luke selbst war – wie sein Vater – ein Auserwählter, denn erst durch Anakins Sohn kommt es dazu, dass die Macht für eine Weile im Gleichgewicht ist, indem Luke seinen Vater dazu bringt, den Imperator zu töten und sich der hellen Seite wieder zuzuwenden.

Der alte Luke aus Episode VIII hält nicht viel davon, dass die Macht den Jedis alleine gehört. Wie soll man dies deuten? Wenn die Jedi eine Religion sind und die Macht mit Gott in der realen Welt zu vergleichen wäre, dann sagt Luke nichts anderes als: „Am Ende sind alle Religionen verschiedene Wege zu Gott.“ Auch, wenn einige Luchsaugen unter den Fans entdeckt haben wollen, dass die heiligen Bücher der Jedi doch überlebt haben, so wäre es Luke und Yoda wohl ganz Recht, würden sie verbrannt werden. Eine harsche Kritik an alle Gläubigen – sowohl jene, die extrem an jedem Wort ihrer heiligen Schriften hängen als auch an jene, die sich in ihrem Glauben ereifern, aber gar nicht mehr wissen, was ihn eigentlich ursprünglich ausmacht.

Moment…. Star Wars ist ein Märchen! Sollte man das alles SO ernst nehmen? Nein, muss man nicht, aber …. man kann! Rian Johnson bringt uns auch noch an anderen Stellen ein Star Wars, welches – Star TREK-like – Bezüge zur realen Welt hat.

Gerechtfertigt ist Lukes Kritik an den Jedis auf jeden Fall, wenn man sich das Verhalten der recht selbstgefälligen Jedis in den Prequels anschaut (ganz abgesehen von seinen Selbstzweifeln).

Sind Luke und Yoda nun Atheisten, wenn sie sagen, es ist Zeit für die Jedi zu enden? Wäre dem so, dann könnten auch Atheisten die Macht nutzen (wie es Luke gen Ende von Episode VIII tut). Ich vermute aber eher, dass Luke und Yoda mehr die Idee vom auserwählten Jedi aufgeben wollen. Die Macht ist etwas, das in der Hand (so ziemlich) aller Menschen aller Glaubensrichtungen liegt. Immer gelegen hat. Wenn das kein politisches Statement ist, dass Rian Johnson hier abgibt!

Darüber hinaus geht es aber im gesamten Film auch darum, ALTES loszulassen, damit NEUES entstehen kann.  Sowohl inhaltlich als auch symbolisch steht der Film dafür, dass Neues kommen kann, soll, ja, muss, damit es weiter geht.

Da Luke und Yoda mehr von dem reden, was nun zu Ende geht und nicht mehr sein wird als davon, was sein wird oder sein sollte, bleibt es dem Zuschauer überlassen, den brennenden Baum und die Worte der Beiden zu deuten. Als Rian Johnson danach gefragt wurde, ob Rey wirklich nur eine Schrottsammlerin ist – ohne große Hintergrundgeschichte, gab er sich vage. Er sagt, dass Rey und Kylo dies zumindest glauben. Natürlich kann er nichts weiter dazu sagen, weil er nicht weiß, was J. J. Abrams sich für Episode IX ausdenken wird. Dennoch ist eines klar:

Episode VIII ist eine Geschichte der „kleinen Leute“

Rey ist (wie es scheint) genau wie Rose ein „Niemand“. So auch deren (Rose´s) Schwester, die sich kurz zuvor opfert, um den Krieg etwas mehr für den Widerstand zu entscheiden. Während eine „große Nummer“ wie Finn fliehen will, ist sie es, die wahren Mut beweist. Ihr ganzes Credo wird gen Ende des Films von ihr selbst ausgesrochen, sinngemäß: „So können wir gewinnen! Nicht indem wir gegen das kämpfen, was wir hassen, sondern indem wir das beschützen, was wir lieben!“ Das der Ring, den sie bei den „Fahtier – Kindern“ in Canto Bite gelassen hat jenen Mut gibt – auch dem Jungen, der offenbar macht-begabt ist, zeigt, welche Auswirkungen ihr Handeln im Stillen hat. Rian Johnson ging es offenbar darum, die „kleinen Leute von der Straße“ zu zeigen, die sonst in keinem Star Wars Film groß Beachtung finden, vergleichbar mit den unbekannten Mitstreitern in Robin Hoods Bande, ohne die kein Widerstand je erfolgreich wäre.

Die Ideologie hinter Episode VIII

Nie hatte ein Star Wars Film eine sonderlich ausgefeilte Ideologie. Es gab Gut und Böse. Das musste reichen und hat lange sehr gut geklappt. In Rian Johnsons „Last Jedi“ geht es um Toleranz gegenüber Andersgläubigen, darum dass jeder potentiell die „Macht“ in sich hat, einen Unterschied machen kann und das auch ein Kylo Ren, wenn er Snoke tötet, deswegen kein „Guter“ ist sowie ein Poe, dessen Kopf „nur im Cockpit steckt“, Fehler machen kann, wenn er versucht, dass aus seiner Sicht richtige zu tun. Für Fans und für die Charaktere gibt es viel Neues zu lernen und anzunehmen. So wie Poe Dameron, der zu einem guten Anführer wird, in dem er lernt erst zu denken, dann zu kämpfen, so kann auch der Fan lernen diesen Film als (irgendwie andersartigen) Diamanten anzunehmen, wenn er die Andersartigkeit akzeptiert. Die Alternative wäre es gewesen, Star Wars nie wirklich weiterzuentwickeln, stets in der Vergangenheit stecken zu bleiben.

Wir erfahren mehr als in jedem anderen Teil, wie schmerzhaft die vielen Opfer sind, das Krieg unerbittlich ist und auch keinen Halt vor einem Admiral Ackbar macht. Das es manchmal besser ist „zu beschützen als zu kämpfen“. Krieg war in den bisherigen Episoden irgendwo auch was „cooles“, wenn man nur auf der richtigen Seite stand. Nicht umsonst nannte man die von Ronald Reagan einst angestrengte strategische Verteidigungsinitiative (SDI) auch „Star Wars“. (https://de.wikipedia.org/wiki/Strategic_Defense_Initiative). So mißbrauchte die Politik, die sich auf der richtigen Seite wähnt, auch in der Realität den Hauch von „Coolness“, den der Krieg in der Star Wars Reihe ausmacht. Freilich vergessend, dass Star Wars eine Fantasy-Reihe ist und realer Krieg ausschließlich Verlierer hervorbringt. In meinem beliebten Beispiel „Robin Hood“ und in bisherigen Star Wars Filmen waren Verluste in der Regel zu verschmerzen, denn die „wichtigen“, „großen“ Helden lebten ja weiter, wenn sie auch mal eingefroren wurden…

Rian Johnson hat sich offenbar sehr mit dem „Krieg“-Aspekt im „Krieg der Sterne“ befasst. Aber auch mit dem Aspekt der „Religion“. Damit hat er „Star Wars“ ernster genommen als das je geschah. Das ist sein Schreibstil und obwohl das nicht mehr das vertraute Star Wars ist, hat es einen eigenen Reiz. Durch Johnsons Sichtweise bekommt jeder einzelne auf Hoth gestorbene Soldat eine Bedeutung und ein Gesicht und sei es das von Rose´s Schwester.

Gleichzeitig zeigt der Film auf, dass religiöser Eifer, egal welcher Farbe, zu Leid führen kann. Nicht nur der der Sith und der aktuellen „Knights of Ren“ (mit Tempelrittern vergleichabr?), sondern auch die Jedi, die „Guten“ also, brachten Leid: Sie sogten mit dafür, dass Palpatine überhaupt erst an die Macht kam. In Fankreisen heißt es, dass Palpatine sich durch die dunkle Macht davor verbergen konnte, von den Jedi erkannt zu werden. Aber wie glaubwürdig ist das? Es war wohl eher ihre selbstgefällige Ignoranz. Scheinen sie sich doch auch in den Episoden I – III für „allwissend“ zu halten. Naja, fast.

Übrigens ist die Lehre des alten, an sich schon verstorbenen, Yoda sehr einfach: Sei ganz im Hier und Jetzt, fühle, nimm wahr. Nicht mehr, nicht weniger. Das ist der Weg in die Macht und wer manchmal eine Achtsamkeit-Meditation praktiziert, kann darin tatsächlich Frieden und eine innere Balance finden. (Yoga und Yoda hören sich meiner Ansicht nach nicht zufällig ähnlich an…)

Dies ist zudem ein Star Wars, dass in der Zeit der „Trump-Ära“ entsteht. Nie waren wir so kurz davor, dass es wieder zu einem (ggf. letzten) Weltkrieg kommt. Wäre da ein Film, der mit Krieg euphemistisch umgeht, angebracht? Mag sein, dass dieser Gedanke etwas weit hergeholt ist. Dennoch ist es ein Gedanke, den man haben kann.

Verstanden oder nicht?

Wer Johnson versteht (vorausgesetzt ich habe ihn verstanden und nicht nur hinein-interpretiert), dem ist es auch Recht, wenn der Finn und Rose – Weg ins Nichts führt, weil der Weg hier das Ziel ist, weil auf dem Weg der Beiden viel bewirkt und aufgezeigt werden kann, obwohl sie den Tracker der Ersten Ordnung nicht ausschalten können.

Dem wird auch klar, warum die Jedi enden müssen (siehe oben). Ehrlicher gesagt hätte es heißen müssen. „Die intoleranten, selbstgefälligen Jedi, die wir bisher waren, sollten mal reformiert werden.“ Aber das sind Wortklaubereien.

Ach ja, zum Thema „Enden müssen“: Warum taucht Luke noch einmal auf, wenn er sich mit Yoda darüber eins geworden ist, dass die Jedi enden müssen? Der Grund kommt wieder von Rose: Weil es nicht richtig ist, gegen das zu kämpfen was man hasst, sondern das zu verteidigen, was man liebt. Außerdem hat Yoda Luke ja mit einem Klapps auf den Kopf gezeigt, dass er mal wieder in der Gegenwart ankommen sollte (um zu sehen, was gerade geschieht? Getan werden muss?!).

Rey hat – woher auch immer – die Macht und es wäre schon verdammt merkwürdig, wenn das in Episode IX keine Rolle spielen würde. Ich gehe davon aus, dass sie eine neue Generation „grauer Jedi“ ausbildet. Mit „grau“ meine ich solche, die sch weder vom Hass leiten lassen noch glauben, sie wären eine Elite Auserwählter. Bescheidene Jedi, stark in der Macht, vielleicht auch in der Lage dazu, Blitze zu schießen wie es sonst nur Sith können – um trotzdem bei sich zu bleiben und im „grauen Balance-Bereich“ der Macht. Nur so eine Idee, versteht sicht.

Snoke, offene Fragen und die Kohärenz

Snoke stirbt aufgrund seiner Selbstverliebtheit. Mit offenen Augen hätte er vielleicht gemerkt, wie sich das Laserschwert dreht, wäre er nicht so selbstsicher gewesen. Das Rian Johnson Snoke, diesen mächtigen Typen, so nebenbei töten lässt, ist die andere Seite des Geldstücks auf dem steht: Die Kleinen sind die (zukünftig) GROSSEN! So wie in jedem scheinbar unbedeutenden Menschen auf der Straße die Macht existiert (mehr oder weniger), so kann Hochmut vor dem Fall kommen. Genau das geschieht hier. Es ist egal, was für ein großer, bedeutender Typ Snoke war: Der Tod macht alle Menschen gleich, heißt es. Was auch immer er mal dargestellt hat, jetzt ist es Geschichte, Vergangenheit und damit per se nicht wichtig. Man könnte meinen, alles, was Rian Johnson uns zeigt, hat eine Bedeutung. Meistens hat es auch wirklich eine solche!

Aus einem kreativen Blickwinkel heraus betrachtet war dies eine gute Lösung. Wer wollte ernsthaft sehen, wie Snoke zu Palpatine 2 mutiert? Jede Auseinandersetzung mit Snoke hätte an das Finale von Episode VI erinnert.

Ich ahne jedoch, dass die Entscheidung ihn sterben zu lassen auch ein Tritt in die Magenkuhle von J. J. Abrams (und Lawrence Kasdan) war. So liebevoll, wie Abrams Snoke und Co aufbaute, so nebenher wurde Snoke einfach mal vernichtet. Das ist eine mutige, interessante Lösung, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass Snoke eigentlich für den Zuschauer eine andere Darbietung bringen sollte als er von Abrams und Kasdan erfunden wurde. Dieser Snoke in Episode VIII kommt mir vor wie ein Popstar aus einer Casting-Show, der nach dem ersten Plattenvertrag entscheidet, Metzger zu werden. Nichts gegen Metzger. Der Vergleich hinkt, aber ihr wisst, was ich meine. Hoffe ich. Anders ausgedrückt: Da wäre mehr drin gewesen! Das bedauert mancher Fan. Ich kann das verstehen.

Trotzdem war der Tod von Snoke clever und passt in das ideologische System von Rian Johnson, in dem das Volk von der Straße mehr Bedeutung hat als die in sich verliebten, gold gekleideten Funktionäre, die am Ende auch nur sterbliche Wesen sind.

Die Abwesenheit der „Knights of Ren“ finde ich indes äußerst schmerzlich. Die Praetorian Guards waren cool, aber die Knights zu erleben —- die sich gegebenenfalls in einer Art „Rittersaal“ treffen und beratschlagen oder auf einem Übungsplatz mit ihren Waffen üben und sich später in Reih und Glied zum Kampf aufstellen, das wäre schon was gewesen. Immerhin verneint Rian Johnson nicht per se deren Existenz, aber sie sind einfach nicht da.

So sehr Episode VIII auch zu Episode VII passt, fühlt es sich für mich doch so an als wenn Episode VII so geschrieben wurde, dass sie eine andere Fortsetzung anstrebte. Nur so ein Eindruck (den ich noch viel, viel stärker bei den Prequels hatte, denn die zuvor gedrehten Sequels gingen eindeutig in eine gänzlich andere Richtung, was die Vorgeschichte angeht…).

Luke Skywalker und alles, was rund um ihn geschah, passte meiner Meinung nach gut. Schon nach Episode VII konnte ich mir gut vorstellen, dass er von sich maßlos enttäuscht ist und erschüttert ist durch Hans Tod. Als von der Macht abgewandter Jedi konnte er den natürlich nicht spüren, aber na gut… Dieser Part passt meiner Ansicht nach auch zu Episode VII.

Porgs, Behüter der Insel etc. haben mich in angenehmer Weise an die Fantasy-Filme der 80iger Jahre erinnert. Yoda (als Puppe!) zu sehen und in der aus Episode V gewohnten „verrückten“ Art und Weise, war für mich ein Fest. Episode VIII ist definitiv etwas für fortschrittsgläubige Jedi-Fans.

Der Humor war hier und da etwas viel, aber weder haben mich die Porgs, noch die frechen Sprüche von Poe Dameron gestört. Der war schon in Episode VII nicht auf den Mund gefallen. Unnötig war das „Bügeleisen“. Ihr wisst, was ich meine.

Quo vadis, Star Wars?

Sollte ich mit meiner Analyse Recht behalten, wird Episode IX uns zeigen, wie viele Macht-begabte Wesen zu Rey in die Jedi-Schule gehen werden, in der ggf. auch der Macht-Geist von Yoda und Luke hin und wieder vorbei schauen wird. Mit etwas Glück werden wir auf der anderen Seite sehen, wie Kylo Ren sich mit seinen Waffenbrüdern, den „Knights of Ren“, zusammen tut. Vielleicht erschafft er nun auch eine Klonarmee, wie er es in Episode VII in einem Wortduell mit Hux für sinnvoll erachtete? Ich hoffe, Episode IX wird einige Jahre später handeln, nicht direkt im Anschluss.

Da J.J. Abrams als Regisseur zurückkehren wird und dieser mit Lawrence Kasdan zusammen die aktuelle Trilogie intensiv besprochen hat, wird Episode IX wohl wieder etwas „normaler“ sein im Sinne von klassischem Star Wars. Dennoch hat er eine sehr individualistische Vorgabe mit Episode VIII. Das dürfte interessant werden.

Fazit

„Die letzten Jedi“ hinterlies bei meinem ersten Kinobesuch ein zufriedenes Gefühl bei mir. Ich schwebte zwar nicht wie auf Wolken, wie einst bei Episode VII geschehen, aber ich fühlte, dass sie es nicht komplett in den Sand gesetzt hatten, nein, dass der Film sogar schön anzusehen ist, das es ein guter Star Wars Film ist. Anders als in Kindertagen bin ich leider nicht mehr so zugänglich zu neuen Ideen. Das hat mir, neben einer bestehenden Erwartungshaltung, ein wenig die Begeisterung genommen. Mit etwas Abstand finde ich den Film noch besser als zuerst. Wenn ich gefragt werde, ob ich VII oder VIII besser finde, kann ich dies jedoch nicht beantworten. Die Filme sind simpel zu unterschiedlich.

Was ich an Episode VIII – nach aller Betrachtungen- schade finde ist, dass er sich nicht wie „aus einem Guß“ anfühlt. Weder der Film alleine, noch der Film in Zusammenhang mit seinem Vorgänger. Wären beide Teile zusammen eine Kugel aus Gold, dann würde diese nicht ganz glatt sein. Es gäbe Unreinheiten auf der Oberfläche, die beiden Hälften würden nicht so ganz zueinander passen. Vielleicht hätte Rian Johnson, bei all seiner berstenden Kreativität und Begeisterung (ohne Ironie!) etwas mehr darauf achten sollen, was Abrams und Kasdan einst geplant hatten. Das ist mein Gefühl und meine Beurteilung.

Dennoch: Ein schöner Star Wars Film, wert sich in die Reihe der schon existierenden Filme einzureihen! In jedem Fall besser als I – III.

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