Sherlock Holmes – neuer Fall Nr. 55: Der Blütenmacher

Der Nachtexpress nach London wird überfallen. In ihm befindet sich auch Inspector Lestrade, der einen gefährlichen Sträfling überführen soll. Als der Beamte nach einem Schlag auf den Kopf wieder zu sich kommt, ist der Mörder geflohen und das Banknotenpapier, das für die Bank of England bestimmt war, geraubt. Holmes übernimmt den Fall. Zusammen mit Watson nimmt er die Spur einer Fälscherbande auf, die in London ihr Unwesen treibt. Um dem Drahtzieher der Bande auf die Schliche zu kommen, wird Watson in die Organisation eingeschleust. Doch dann geschieht ein entsetzlicher Mord und die Ereignisse eskalieren.

Der 55. Fall der „neuen Fälle“, in denen Christian Rode als Sherlock Holmes und Peter Groeger als Dr. Watson brillieren, präsentiert uns eine spannende Geschichte, in der ausgerechnet Watson Mitglied einer Geldfälscherbande werden muss.

Die Story ist logisch aufgebaut und ich empfand das gesamte, 62minütige Hörspiel als äußerst kurzweilig. Ein Glied der logischen Kette fügt sich in das Nächste. Holmes ist wieder einmal ganz er selbst, wie wir es von Christian Rode kennen und Peter Groegers Watson auch wieder einmal genießen zu dürfen, war mir eine große Freude.

(c) allscore, romantruhe.de - Der 55. neue Fall!

Lutz Harder bietet uns jenen integren Kriminalinspektor, den wir auch aus seiner eigenen Serie schon so gut kennen. Udo Schenk´s Stimme ist perfekt für die Rolle des kriminellen Charles Hartigan geschaffen. Aber auch Melanie Isakowitz und Nicolai Tegeler sprechen ihre Rollen passend als die Frau des Kunstlehrers, Julie Sommers, und ihren Mann, Cliff Sommers. Alle Sprecherinnen und Sprecher überzeugen. Musik und Effekte runden den guten Gesamteindruck ab.

Man könnte dem Hörspiel vorwerfen, etwas in der Art habe es sicher schon so oder ähnlich irgendwo gegeben, aber exakt dies sehe ich als Pluspunkt: Diese Story wirkt wie ein richtiger alter Krimi in der Art von Sir Conan Doyle. So reizvoll es auch sein mag, ungewöhnliche Hörspiele mit völlig unerwarteten Situationen und Verläufen zu hören, muss es manchmal einfach ein Krimi „vom alten Schlag“ sein, so wie es hier der Fall ist.

Sherlock Holmes, neue Fälle 55: Der Blütenmacher

Das inoffizielle Sherlock Holmes Fanbuch

Im Topp-Verlag ist „Das inoffizielle Sherlock Holems Fanbuch“ erschienen. „Unnützes Wissen, Facts und Fun rund um den legendären Detektiv“ heißt es auf dem Cover. Ich habe mir das Buch einmal angeschaut und erzähle hier, was ich davon halte.

I. Erster Eindruck

Das in Hardcover gehaltene Buch wirkt – von der Gestaltung des Covers her – vor Allem unabhängig. Kein Schauspieler – Antlitz, keine Filmszene oder Filmplakaten entlehntes Design – Muster kommt auf dem Cover zur Geltung. Dennoch fehlt es nicht an den üblichen, mit Sherlock Holmes in Verbindung gebrachten, Gegenständen: Lupe, Pfeife, Deerstalker, Times, im Hintergrund der Big Ben, eine Landkarte und eine Taschenuhr sind zu sehen. Das Cover sieht einladend aus, ohne sich anzubiedern.

Schlägt man das Buch auf, ist schon in den „Vorseiten“ – ehe das Buch überhaupt „richtig los geht“ – angedeutet die Tower Bridge angedeutet und spätestens jetzt kommt der Verdacht auf, dies könnte ein liebevoll gestaltetes Buch sein. Mal sehen, wie es weitergeht…

II. Der Inhalt

Der Autor, Ulrich Magin, widmet dieses Buch seiner Frau und seinen Eltern. Noch ein Indiz dafür, dass es sich um ein „Herzenprojekt“ handelt: Jemand, der sein Buch Frau und Eltern widmet, dem bedeutet es auch etwas. Auf seine weiterhin individuelle Art werden in den folgenden Kapitel bekannte und weniger bekannte Themen behandelt.

Das Buch ist in folgende Kapitel aufgeteilt:

Überblick

Der Autor und sein Detektiv

Der Kanon

Der Nachruhm

Als Sherlockianer, der ich nun seit über 35 Jahren bin, dachte ich mir, hier nichts „Neues“ mehr zu finden. Aber wer sich für eine Detektiv – Reihe aus dem 19. Jahrhundert interessiert, für den gibt es naturgemäß nur wenig „Neues“, abgesehen von neu erscheinenden Pastiches, Verfilmungen oder Hörspiele. So erwartete ich auch nichts anderes als mir schon bekanntes ggf. von einer anderen Perspektive aus, neu erzählt zu bekommen.

„Fanbücher“, die nicht immer so hießen, gab es im Laufe der Zeit schon eine Handvoll (vom Ullsteinverlag etwa zum 100jährigen „Bestehen“ von Sherlock Holmes, aber auch in Form eines „Sherlock Holmes Handbuchs“ vom bekannten Haffmans Verlag).

III. Was macht dieses Buch aus?

Um das Lesen der Fakten rund um Doyle und Holmes etwas spannender zu gestaslten, würzt der Autor die entsprechenden Kapitel mit Quiz-Fragen. Auch QR-Codes kommen in dem Buch vor. Auf diese Weise wird der Leser, in dieser Zeit der kurzen Aufmerksamkeitsspannen, dazu angeregt, sich die dargebotenen Fakten – augenzwinkernd ganz im Sinne eines Sherlock Holmes – zu merken.

Sowohl die Biografie von Sir Conan Doyle als auch von Sherlock Holmes werden vorgestellt. In vielen kleinen Aufsätzen erfährt der Leser von Holmes Erscheinungsbild und Eigenschaften, von Conan Doyle, dem Arzt und Autor, von Widersprüchlichkeiten in den Geschichten und vieles mehr.

Zum Beispiel von den „apokryphen Geschichten“ oder Conan Doyl´s Hang zjm Spiritismus.

Neben Altbekanntem tauchen Fakten auf, die wohl nicht jeder kennt. Von Cindy und Bert´s Song „Der Hund von Baskerville“ ist die Rede oder davon, dass der 1971 entstandene Film „The french Connection“ eine moderne Art von Holmes und Moriarty zeigen sollte.

Doch das Kapitel über den „Nachruhm“ wirkt eher wie eine Sammlung von „Kuriositäten und Wissenswertem, ohne Anspruch auf Vollständigkeit“. Vollständig wirklich jede Art von Sherlock Holmes – Verbindung in modernen Medien seit Ende der Originale anzugeben, hätte den Rahmen sicherlich gesprengt, jedoch empfand ich es als Nachlässigkeit (die Einzige, die ich nicht gut verzeihen kann), dass Basil Rathbones Holmes nicht mal ein (an)erkennendes Nicken zugeeignet wurde.Wer dieses Buch als ERSTES liest, wird sehr viel wichtiges über Holmes und Doyle wissen, aber er wird nicht erfahren, dass Rathbone den Holmes gespielt hat, obwohl er als einer der besten, zumindest aber beliebtesten, Darsteller des Detektivs gilt.

IV. Fazit

Sieht man davon ab, dass zwar Hans Albers, aber nicht Basil Rathbone als Holmes – Darsteller erwähnt wird, hat man hier ein hübsches Hardcover – Buch, dass dazu einlädt, es immer mal wieder zur Hand zu nehmen, etwa zur „Tea Time“, um darin zu schmökern, wobei einem auch das eine oder andere „Ach was?“ über die Lippen kommen wird.

Das Hardcover – Buch ist im Buchhandel, aber natürlich auch beim Verlag  für nur 14 EUR erhältlich:

https://www.topp-kreativ.de/das-inoffizielle-sherlock-holmes-fan-buch-25038

Ebenfalls im TOPP-VERLAG erschienen sind die „Micro – Crimes“.  Auch hierzu wird in Kürze eine Kurzvorstellung stattfinden.

Arthur & George – Eine Miniserie für Sherlock Holmes Fans – ohne Sherlock Holmes!

Wusstet ihr, dass der Cousin von Martin Clunes, dem britischen Schauspieler, der auch „Doc Martin“ spielt, niemand geringeres ist als der ehrenwerte Jeremy Brett? Jetzt sagt nicht, ihr wisst nicht, wer Jeremy Brett ist.

Kurzer Abstecher in eine andere Serie…

Okay, Jeremy Brett´s (1933 – 1995) weltberühmte Darstellung von Conan Doyles Meisterdetektiv Sherlock Holmes wurde vor dem Mauerfall in Westdeutschland ziemlich stiefmütterlich behandelt, was man auch an der Synchronisation seiner „Sherlock Holmes Serie“ merkt, die zunächst nur vom „Fernsehen der DDR“ synchronisiert und ausgestrahlt wurde. Die Qualität der Synchronisation war allerdings recht mittelmäßig. Allein der Hauptdarsteller (Jeremy Brett) erhielt im Laufe der Serie drei verschiedene Synchronstimmen. Später kamen durch Nachzügler-Synchronisationen noch zwei weitere Synchronstimmen hinzu. Aber auch die Übersetzung war nicht gerade galant, hörte sich teils an als hätte man sie mit einem Englisch – Deutsch – Wörterbuch übersetzt, wobei der englische Satzbau nur selten dem deutschen angepasst wurde, was teilweise seltsam wirkte.

Ich reite nur deshalb auf der sehr wechselhaften und mittelmäßigen Synchronisation der – wie gesagt – weltberühmten und anerkannten Serie so herum, weil das zeigt, wie wenig man sich im „West Fernsehen“ damals um die Serie kümmerte, die in vielen anderen Ländern – von Europa bis Amerika – so sehr gepriesen wurde. Ich habe das bis heute nicht ganz begriffen und wünschte mir, man würde der Serie ein einziges Mal eine einheitliche, wirklich gute Synchro verpassen, zumal bis heute noch vier Folgen gänzlich unsynchronisiert sind. Unfassbar!

Würde sich z.B. Pidax einer gesamten, einheitlichen Synchronisation annehmen, wären viele deutsche Sherlock Holmes Fans dankbar. Das nur am Rande. Jetzt aber endlich zu…

Arthur & George

und damit auch zurück zu Martin Clunes. Was hat der Kerl nun mit Holmes zu tun, abgesehen von seiner Verwandtschaft mit Jeremy Brett? Nun, genau so viel wie Arthur Conan Doyle in gewisser Weise, denn diesen spielt er in dem Fernseh – 3 – Teiler „Arthur und George“.

Pidax brachte diesen 3 – Teiler kürzlich auf den Markt und überraschte zumindest mich damit komplett, da ich überhaupt nicht damit gerechnet hatte, dass irgendetwas in der Art von itv Studios je gedreht worden war. Dabei bin ich ein ausgemachter „Holmesian“. Die Serie ging einfach an mir vorbei.

Sir Arthur Conan Doyles Leben liest sich selbst wie das Leben eines Abenteurers. Ähnlich wie der reale Jules Verne erlebte auch Doyle diverse Reisen mit allerlei Abenteuern, machte diverse Abstecher ins Reich des Spiritismus – und löste einen Fall!

Julian Barnes schrieb genau darüber ein Buch, in dem es eben darum geht, wie Arthur Conan Doyle und Alfred Wood, genauer Major Alfred Herbert Wood, den Doyle immer „Woody“ nannte, sich eines Falls annahmen. (Woody war ein ehemaliger Schuldirektor und zwischen 1897 und 1930 Conan Doyles Freund, Privatsekretär und „Manager“.)

Den hier beschriebenen „Fall Edalji“ gab es tatsächlich. Aber ob er sich in jedem Detail genau so zugetragen hat, wie hier zu sehen ist, weiß niemand. Jedenfalls kann man sich das aber gut so vorstellen. Das Ende, wie ich fand, war zu schön in Szene gesetzt als das es sich wirklich exakt so abgespielt haben könnte. Die Grundlagen der Story stimmen auf jeden Fall.

Edalji landete wegen Tierverstümmelungen drei Jahre im Gefängnis. Mir scheint fast, heute würde man – zu Unrecht!- besser bei einer solchen Straftaten davon kommen, aber das ist ein anderes Thema. Als Vorbestrafter wurde George Edalji – ein angehender Rechtsanwalt – aus der „Law Society“ ausgeschlossen. Conan Doyle nahm sich des Falls an und stellte während seiner Ermittlungen, in denen er teilweise so brillierte wie sein literarisches Geschöpf Sherlock Holmes, einige Fehler während der polizeilichen Ermittlungen fest. Außerdem wurde der angehende Anwalt, der in Bombay geboren wurde, mit rassistischen Vorurteilen konfrontiert. Woody half Doyle dabei ähnlich wie Watson es bei Sherlock Holmes tat.

Diese „wahre Geschichte“ wurde mit hervorragenden Schauspielern in einem aufwendigen, zeitgenössischen Ambiente produziert. Auch die deutschen Synchronsprecher sind durch die Bank weg gut gewählt.

Wer sich für Sherlock Holmes interessiert, dem wird auch dieser 3 – Teiler gefallen. Aber vorsicht: Die mutwillige Verstümmelung von Pferden wird nicht nur erwähnt, sondern teilweise auch gezeigt bzw. deren Folgen. Das sollte man vorher wissen.

Fazit: „Arthur und George“ ist eine beeindruckende, spannende Produktion und für alle Freunde viktorianischer Krimis empfehlenswert und kostet nur rund 15 EUR.

https://www.pidax-film.de/Serien-Klassiker/Arthur-George::2232.html

 

Sherlock Holmes 50: Im Zeichen des Vollstreckers

Aus dem Gefängnis von Dartmoor ist der berüchtigte Verbrecher Stanford Shaw entkommen. Der ehemalige Polizeibeamte richtete Verbrecher, die durch die Maschen des Gesetzes geschlüpft sind. Schon bald geschieht ein entsetzlicher Mord. Der junge Inspektor Ryan Briggs hat alle Hände voll zu tun. Wie gut, dass ihm da der große Detektiv Sherlock Holmes und sein treuer Freund Doctor Watson zur Seite gestellt werden. Doch auch sie haben es nicht leicht im Kampf gegen einen Mörder, der keine Skrupel kennt.

Christian Rode und Peter Groeger sprachen hier einmal mehr die Rollen von Sherlock Holmes und Dr. John Hamish Watson. Alles an diesem Hörspiel ist routiniert. Neben den Stammsprechern bekommen wir die passende, bekannte Soundkulisse, die vertraute Hintergrundmusik, professionelle Sprecher in weiteren Rollen und einen Fall, der bis zum spannend inszenierten Ende hin, zu unterhalten weiß.

Im Zeichen des Vollstreckers (c)Allscore

Es ist ein Geschenk an die Fans, dass Rode und Groeger nun schon insgesamt 110 Sherlock Holmes Hörspiele bestritten und uns – nach ihrem überraschenden Tod – so viel Gutes hinterlassen haben (die Originale und jene aus dem Hause Allscore).

Da wir auf der Zeitleiste nicht stehen geblieben sind, gibt es Veränderungen! In den Original – Geschichten von Sir Conan Doyle gab es nur wenige Geschichten, die jenseits des Jahrhundertwechsels handelten. Sherlock Holmes Abenteuer funktionieren im „Droschken und Gaslicht“ – Setting einfach besonders gut. Für dieses Hörspiel verabschiedete man sich von den Droschken. Automobile halten vollends Einzug und neben Inspector Lestrade gibt es für den Polizeiapparat einen Neuzuwachs, wie das auch im echten Leben wäre. Auf der einen Seite geht die Hörspielserie damit neue Wege und entfernt sich damit von vertrautem Terrain, auf der anderen Seite erhalten wir endlich einmal eine Antwort auf die Frage, wie es mit Holmes und Watson wohl zu Anfang des 20. Jahrhunderts weiterging. Das ist ein Detail, auf das ich auch bei kommenden Abenteuern besonders achten werde.

Fazit: Insgesamt liegt mit dem 50. Fall hier eine routinierte Produktion vor, die hörenswert ist. Nebenbei kommt Holmes im 20. Jahrhundert an.

Erich Schellow´s Sherlock Holmes bei PIDAX

Dieser deutsche Holmes ist zunächst einmal daran zu erkennen, dass er Watson „duzt“ und Watson „duzt“ ihn. Statt eines Deerstalkers trägt er eine karierte Melone im „Deerstalker Stil“. So etwas habe ich noch nie gesehen und ich gehe davon aus, dass diese „Mode“ nur für diese Verfilmung erdacht wurde.

Ein Fallbeil, zur Abschreckung, hängt über dem Eingang der Baker Street Wohnung, die im Übrigen passend eingerichtet ist. Die komplette Serie stammt aus den Jahren 1967 – 1968 und wurde in schwarz – weiß gedreht.

Schellow, der Holmes-Darsteller, ist ein guter Sherlock Holmes. Kühl, berechnend, mit klassischen Gesichtszügen, hoher Stirn und „Adlernase“; ganz so wie das Original aus den Büchern.

Der Watson (Paul Edwin Roth) ist aufgrund seiner Physiognomie (und des Whiskeys in seinem Regenschirm – Stock) ein so großer physiognomischer Gegenentwurf zu denen, die man aus den englischen und amerikanischen Verfilmungen kennt, dass man zunächst etwas Zeit braucht, um mit ihm warm zu werden. Sein ovaler Kopf, die eher schlanke Gestalt ähneln so gar nicht einem Nigel Bruce, aber auch nicht Edward Hardwicke oder Nigel Stock. Er ist ein „Typ“, aber nicht der typische „Dr. Watson“ – Typ. Die Stimme von Roth ist äußerst angenehm, man kennt die Stimme aus anderen Filmen und Hörspielen jener Zeit.

(c) Pidax

Nicht nur das schauspielerische Talent von Schellow überzeugt, auch das von Paul Edwin Roth und der übrigen Mitspieler. Erstaunlich scharfzüngig präsentiert sich die Mrs. Hudson, gespielt von Manja Kafka. Bei beinahe jedem Auftritt hat diese Mrs. Hudson einen hintergründigen, humorvollen, gelegentlich beinahe garstigen „Spruch“ auf der Zunge. Auch dies ist ganz anders als im Original und in allen anderen bekannten Verfilmungen. Selbst bei Rosalie Williams (der Mrs. Hudson aus der Jeremy Brett Serie) sind „Sprüche“ eine absolute Seltenheit. Natürlich… bei „Sherlock“ ist das wieder anders. Im Original gehört Mrs. Hudson zur „Einrichtung“ der Baker Street 221 B. Man erlebt sie selten, aber sie ist da, wie ein guter Geist.

 

Insgesamt gibt es 6 Episoden, die sich allesamt nach den Orignalstorys von Sir Arthur Conan Doyle richten:

Das gefleckte Band

Sechsmal Napoleon

Die Liga der Rothaarigen

Die Bruce Partington Pläne

Das Beryll – Diadem

Das Haus bei den Blutbuchen

Die Drehbücher wurden von Giles Cooper, Anthony Read, Nicholas Palmer und Vincent Tilsey verfasst. Diese Autoren wurden sehr gut ausgewählt. Giles Cooper zum Beispiel hatte schon für die Vorgänger – Serie der Peter Cushing– Adaption der Sherlock Holmes Fälle, jene mit Douglas Wilmer als Detektiv, einige Drehbücher verfasst. Während Cooper zuerst für Wilmer, dann für Schellow schrieb, war dies bei Anthony Read genau anders herum. Er verfasst das Drehbuch für „Die Liga der Rothaarigen“ für Wilmers Nachfolger (Peter Cushing) und alsdann für die Schellow – Verfilmung der gleichen Story. Read schrieb später u.a. für Dr. Who, Die Profis und „Die Bande aus der Baker Street“ (The Baker Street Boys), einer weiteren Serie, die wir hoffentlich einmal von PIDAX veröffentlicht sehen werden.

Wer dieses leicht skurrile und unterhaltsame Kleinod deutscher Fernseh – Kultur sein Eigen nennen will, kann alle sechs Episoden bei Pidax für 16,90 EUR erwerben.

Siehe:

https://www.pidax-film.de/Serien-Klassiker/Sir-Arthur-Conan-Doyle-Sherlock-Holmes::2106.html

 

 

Wassili Liwanow´s Sherlock Holmes auf DVD

Wassili Borissowitsch Liwanow wurde 1935 in Moskau geboren. Zwischen 1979 und 1986 erschienen fünf Filme mit ihm als Sherlock Holmes. Dr. Watson wurde von Witali Solomin gespielt (1941 – 2002).

Für seine Darstellung als Sherlock Holmes erhielt der russische Darsteller den „Order of the british empire“, einen Ritterorden, der für besondere Dienste im Bereich Wissenschaft und Kultur vergeben wird. Er ist der einzie Russe, dem diese Ehre zuteil wurde. Die Tochter von Sir Arthur Conan Doyle (Jean Conan Doyle) meinte einmal, ihr Vater würde die Holmes – Darstellung Livanows sicherlich gutheißen.

Pidax brachte die drei Doppel – Folgen auf DVD heraus, die aktuell mit deutscher Synchronstimme vorliegen:

Der Hund von Baskerville (1981), allseits bekannt und geschätzt…

Der Schatz der Agra (1983), der – im Gegensatz zu „Der Hund von Baskerville“ – neben dem Hauptfall (hier: „Das Zeichen der Vier“) auch noch „Ein Skandal in Böhmen“ in Szene setzt.

Sherlock Holmes im 20. Jahrhundert (1986) wiederum setzt das Schlusslicht der erfolgreichen Serie. Gleich vier Erzählungen fanden hier Eingang: „Der Daumen des ingenieurs“ (selten verfilmt!), „Der zweite Fleck“, „Die Bruce-Partington-Pläne“ und „Seine Abschiedsvorstellung“ (ebenfalls selten verfilmt).

Was wir nicht auf deutsch und somit bei Pidax zu sehen bekommen, da keine deutsche Synchronisation vorliegt, sind die Folgen:

Sherlock Holmes und Dr. Watson (1979), in dem die „Studie in Scharlachrot“ sowie „Das gefleckte Band“ verarbeitet wurden.

und

Die Abenteuer von Sherlock Holmes und Dr. Watson (1980). Hier wurden der Fall „Charles Augustus Milverton“, „Das letzte Problem“ und „Das leere Haus“ verwendet.

Aber wie gefielen mir die Verfilmungen? Ganz ehrlich gesagt gefallen sie mir „ganz gut bis recht gut“. Sie reichen meiner Ansicht nach keinesfalls an Jeremy Brett und Co. heran, dafür ist die Serie visuell zu sehr zwischen „ein wenig zu unenglisch“ und „offensichtlich russisch“ angesiedelt. Dann wieder ist es den Produzenten doch gelungen hier und da London aus den Mauern russischer Städte erstehen zu lassen. Man arbeitete z.B. mit Fotos des „Elizabeth Towers“ (Big Ben), um dann z.B. im Beispiel der Themse-Verfolgungsjagd in „Der Schatz der Agra“ einen sehr ähnlichen Fluss mit sehr ähnlichem Ufer zu zeigen. Eine „Fast Themse“. In der Verfilmung mit Jeremy Brett, die ja auch die 80er Jahre durchzog, konnten die Produzenten natürlich die echte Themse verwenden, was eindeutig ein Vorteil war. Auch sah der „Wilde“ (Tonga) im britischen Pendant eindeutig „wilder“ aus als der des russischen Vetters.

Liwanow als Sherlock Holmes im „Hund von Baskerville“ (c) Pidax

Die Personen verhalten sich, vom Temperament her, teils weniger „steif“ als man das von britischen oder sogar amerikanischen Verfilmungen kennt. Henry Baskerville z.B. wirkt wie die „Karikatur“ eines großspurigen Cowboys, den es nach England verschlagen hat. In „Der Schatz der Agra“ kommt es zu einem witzigen Moment, in dem sich Holmes verkleidet hat und Lestrade dies zunächst nicht bemerkt. Danach lachen sich alle Beteiligten beinahe „tot“, wobei Lestrade heftig gesikuliert. Er gestikuliert überhaupt ständig, wenn er spricht.

Die Spielfreude der Schauspieler ist dabei jedoch, trotz aller Befremdlichkeiten, offensichtlich. Alle sind mit Herzblut dabei! Sie haben auch keine Vorgänger, an denen sie sich unbedingt hätten messen müssen, wie das automatisch bei britischen oder amerikanischen Darstellern / Produktionen der Fall gewesen wäre. Nicht nur ließen sie sich merklich unbeeindruckt von schauspielerischen Vorgängern wie Basil Rathbone und Douglas Wilmer, es wurden auch mitunter weitgehend unverfilmte Geschichten produziert.

Die frischen Gesichter mit ihrem frischen Herangehen kommen mit einer Art „Unschuld“ daher. Am Ende könnten dies tatsächlich Holmes und Watson sein, denn sie sind ganz anders und gleichzeitig genau so wie in den Werken von Sir Arthur Conan Doyle. Die Reihe zeugt jedenfalls von Einfallsreichtum und einer ganz deutlichen Liebe zu den Originalwerken.

Solomin´s Dr. Watson hat einen eigenen Charme (c) Pidax

Es gibt auch einige Situationen, in denen Holmes – sei es wörtlich oder mittels gekonnter Kameraeinstellung samt Musik – als Held gefeiert wird und andere, in denen der Zusammenhalt von Holmes und Watson noch viel klarer im Vordergrund steht als selbst im literarischen Original. Gefragt, ob er bereit wäre aktiv zu werden, ggf. auch kriminell zu werden, steht er sofort parat, ohne Fragen zu stellen. Die beiden Darsteller spielen ihre tiefe Verbundenheit so überzeugend, dass ich davon ausgehe, dass sie sich auch im realen Leben sehr gut verstanden haben.

Das man verschiedene Originalgeschichten miteinander verwoben hat ist, meiner Meinung nach, eine geniale Idee. So wurden lange Filme gedreht, die aber doch keine Pastiches sein müssen, weil sie die Originale erzählen. Auch hat die Serie einen ganz eigenen Humor, etwa, wenn Mycroft Holmes zwischen lauter klingelnden Telefonen sitzt, die er – im Gespräch – abnimmt und wieder auflegt, weil er sich ja im Gespräch befindet.

Die Synchronisation, speziell vom „Hund von Baskerville“, ist teilweise nur schwer zu ertragen, was die Hintergrundkulisse und Geräusche angeht. Etwa wenn geschossen wird, Rauch aus der Pistole steigt, aber kein Knall zu hören war. Die verwendeten Hintergrundgeräusche bleiben minimal. Im Wohnzimmer hört man gemütlich eine Uhr ticken, aber nicht den Kamin mit seinen knisternden Holzscheiten und auch das absetzen eines Cognakglases ist nicht zu vernehmen. So hat man damals zuweilen „synchronisiert“, aber teils ist das schon gewöhnungsbedürftig.

Last but not least war es für mich – als langjährigen Fan – immer schon eine große Frage, was sich hinter der legendären Serie mit Wassili Liwanow und Witali Solomin, verbirgt. Pidax sei Dank können wir deutschen Fans nun die deutsche (DDR-)Synchronisation auf DVD erstehen. Niemals im Leben hätte ich geglaubt, dass ich das mal tun könnte.

Sich ein eigenes Bild der Filme zu machen rate ich jedem Sherlockian(er) im deutschsprachigen Gebiet an. Es ist auf jeden Fall eine interessante Erweiterung des Bildes von Mr. Sherlock Holmes, Baker Street 221B. Übrigens besuchte Liwanow die Original – Baker – Street! Im russichen TV wurde seinerzeit berichtet. Ein Bild vom Liwanow – Holmes vor der Tür des Sherlock Holmes Museums ist dort auch heute noch zu erstehen.

Die DVDs jedoch, von denen dir Rede ist, könnt ihr hier erhalten:

https://www.pidax-film.de/advanced_search_result.php?keywords=sherlock+holmes

Sherlock Holmes (Titania) – Folge 38 – Das Haus mit den Zwingern

Heute stelle ich euch mein erstes „Sherlock Holmes“ – Hörspiel aus dem Hause Titania vor. Obwohl… es ist nicht mein allererstes, dass ich kennenlerne, denn schon 2003 hörte ich damals das Hörspiel „Das Zeichen der Vier“ an. Ich konnte die Atmosphäre des Hörspiels mit einem Satz zusammenfassen: „Sherlock Holmes goes Hollywood“. Und so ist es bis heute geblieben, das kann ich jetzt schon sagen.

Der Grund dafür sind zunächst einmal die charismatischen Sprecher. Allen voran wären das Joachim Tennstedt als Sherlock Holmes und Detlev Bierstedt als Dr. Watson. Schon damals entstand vor meinem geistigen Auge das Bild eines John Malkovich als Sherlock Holmes, denn Tennstedt ist natürlich dessen Stamm – Synchronstimme. Der Watson ähnelte aus gleichem Grund – vor meinem geistigen Auge – stets einer Mischung von Jonathan Frakes (Riker in Star Trek: TNG) und George Clooney. Ja, Stimmen machen viel aus.

Damals wie heute brillieren die Hörspiele von Titania darüber hinaus mit einem äußerst passenden „Soundtrack“, gespielt auf zeitgenössischen Instrumenten wie Violine und Klavier.Um die Atmosphäre abzurunden wurden die Hörspiele mit vielen, schönen Effekten versehen. In der Wohnung der Baker Street hört man das brausende Kaminfeuer, aber auch kleine Geräusche, die man vernachlässigen könnte, hier das schieben eines Stuhls, dort das Faltgeräusch eines Papiers, Naturgeräusche im Freien, Glockenläuten etc. werden hier opulent zu Gehör gebracht.

Titania Medien werben auf ihrer Website damit, dass sie atmosphärische Hörspiele produzieren. Und genau so ist es auch. Auf der Atmosphäre liegen bei diesen Hörspielen ein Schwerpunkt. Schön für Leute wie mich, die sehr gerne beim hören eines Hörspiels die Augen schließen und sich dabei alles vorstellen, was geschieht.

In Hörspiel Nr. 38, „Das Haus mit den Zwingern“, wurden zudem auch die weiteren Stimmen liebevoll ausgesucht. So spricht Sigrid Burholder die Nancy Millingtom, eine junge Frau, die Holmes und Watson besucht, weil es in ihrem Ort seit einer Weile merkwürdig zugeht:

Die junge Miss Nancy Millington wird in der Baker Street 221b vorstellig, da sie sich Sorgen wegen ihrer neuen Nachbarn macht, welche nicht nur ein merkwürdiges Verhalten an den Tag legen, sondern vor allem eine Reihe Hundezwinger mit höchst aggressiven Tieren auf dem weitläufigen Grundstück aufgestellt haben…

Der Fall verläuft äußerst interessant, aber für mich – als Wiedereinsteiger in diese Hörspiel-Serie,  dem das miteinander zwischen Holmes und Watson stets mindestens genau so wichtig war, wie die Genialität der Fälle und ihrer Klärung – fiel besonders auf, dass Tennstedt und Bierstedt hier eine neue Variante des befreundeten Gespanns abgeben. Ähnlich wie bei dem legendären Christian Rode – „Holmes“ und seinem Watson, Peter Groeger, entwickelten diese beiden Sprecher eine eigene Dynamik, einen eigenen Witz und eine eigene Art und Weise, Sherlock Holmes und Dr. Watson zu interpretieren. Dabei erinnert Watson in seiner etwas ungeschickten Art – wie auch seiner körperlichen Beschreibung… – eher dem Nigel Bruce aus den bekannten Universal – Verfilmungen aus den 40er – Jahren (mit Basil Rathbone als Sherlock Holmes), während der Holmes etwas menschlicher dargestellt wird als wir es von z.B. einem Jeremy Brett kennen.#

 

Ungewöhnlich offen ist er für die Probleme von Nancy Millington, noch bevor er weiß, wie interessant der Fall eigentlich wird. Aber das mag auch daran liegen, dass sie die Schwester eines alten Freundes ist. Das Holmes durchaus Freunde neben Watson hat – so unvorstellbar das manchmal ist – wissen wir spätestens aus dem „Ritual der Musgraves“. Seine gelegentlichen Seitenhiebe gegen die Fettleibigkeit seines Kumpanen sind eher untypisch, aber sorgen immerhin für einen Abschlußlacher.

In weiteren Rollen finden sich die angenehmen Stimmen von

Jean Paul Baeck als Tom Millington

Ursula Sieg als Mrs. Hamilton

Matthias Lühn als ihr Neffe

Thomas Balou martin als Italiener

Bert Stevens als Mr. Mr. Aymington und

Lutz Reichert als Inspektor Lestrade

Für das Hörspiel-Skript zeichen Herman Cyril McNeile und Marc Gruppe verantwortlich.

Zum atmosphärisch dichten Hörspiel passen auch die hübschen Zeichnungen auf dem Cover und dem Inlay. Die Cover-Illustartion stammt von Ertugrul Edirne und die Illustartion von Firutz Askin, das Layout entstammt der Kreativität von Doreen Enderlein.

Fazit: Mit „Das Haus mit den Zwingern“ konnte ich in eine atmosphärisch dichte, vertraute und doch neuartige Welt von Sherlock Holmes eintauchen. Tolle Stimmen, stilvolle Musik und eine spannende Geschichte entführten mich für eine Stunde in die Baker Street 221 B und aufs englische Land.

Gerne möchte ich wieder dorthin zurückkehren.

Hier findet ihr interessante Interviews mit Marc Gruppe u.a.:

Interessante Interviews mit Marc Gruppe u.a.

Hier könnt ihr euch einen Überblick über die bisherigen Hörspiele machen und sie euch auch bestellen:

Infos und Bestell-Möglichkeiten