Erich Schellow´s Sherlock Holmes bei PIDAX

Dieser deutsche Holmes ist zunächst einmal daran zu erkennen, dass er Watson „duzt“ und Watson „duzt“ ihn. Statt eines Deerstalkers trägt er eine karierte Melone im „Deerstalker Stil“. So etwas habe ich noch nie gesehen und ich gehe davon aus, dass diese „Mode“ nur für diese Verfilmung erdacht wurde.

Ein Fallbeil, zur Abschreckung, hängt über dem Eingang der Baker Street Wohnung, die im Übrigen passend eingerichtet ist. Die komplette Serie stammt aus den Jahren 1967 – 1968 und wurde in schwarz – weiß gedreht.

Schellow, der Holmes-Darsteller, ist ein guter Sherlock Holmes. Kühl, berechnend, mit klassischen Gesichtszügen, hoher Stirn und „Adlernase“; ganz so wie das Original aus den Büchern.

Der Watson (Paul Edwin Roth) ist aufgrund seiner Physiognomie (und des Whiskeys in seinem Regenschirm – Stock) ein so großer physiognomischer Gegenentwurf zu denen, die man aus den englischen und amerikanischen Verfilmungen kennt, dass man zunächst etwas Zeit braucht, um mit ihm warm zu werden. Sein ovaler Kopf, die eher schlanke Gestalt ähneln so gar nicht einem Nigel Bruce, aber auch nicht Edward Hardwicke oder Nigel Stock. Er ist ein „Typ“, aber nicht der typische „Dr. Watson“ – Typ. Die Stimme von Roth ist äußerst angenehm, man kennt die Stimme aus anderen Filmen und Hörspielen jener Zeit.

(c) Pidax

Nicht nur das schauspielerische Talent von Schellow überzeugt, auch das von Paul Edwin Roth und der übrigen Mitspieler. Erstaunlich scharfzüngig präsentiert sich die Mrs. Hudson, gespielt von Manja Kafka. Bei beinahe jedem Auftritt hat diese Mrs. Hudson einen hintergründigen, humorvollen, gelegentlich beinahe garstigen „Spruch“ auf der Zunge. Auch dies ist ganz anders als im Original und in allen anderen bekannten Verfilmungen. Selbst bei Rosalie Williams (der Mrs. Hudson aus der Jeremy Brett Serie) sind „Sprüche“ eine absolute Seltenheit. Natürlich… bei „Sherlock“ ist das wieder anders. Im Original gehört Mrs. Hudson zur „Einrichtung“ der Baker Street 221 B. Man erlebt sie selten, aber sie ist da, wie ein guter Geist.

 

Insgesamt gibt es 6 Episoden, die sich allesamt nach den Orignalstorys von Sir Arthur Conan Doyle richten:

Das gefleckte Band

Sechsmal Napoleon

Die Liga der Rothaarigen

Die Bruce Partington Pläne

Das Beryll – Diadem

Das Haus bei den Blutbuchen

Die Drehbücher wurden von Giles Cooper, Anthony Read, Nicholas Palmer und Vincent Tilsey verfasst. Diese Autoren wurden sehr gut ausgewählt. Giles Cooper zum Beispiel hatte schon für die Vorgänger – Serie der Peter Cushing– Adaption der Sherlock Holmes Fälle, jene mit Douglas Wilmer als Detektiv, einige Drehbücher verfasst. Während Cooper zuerst für Wilmer, dann für Schellow schrieb, war dies bei Anthony Read genau anders herum. Er verfasst das Drehbuch für „Die Liga der Rothaarigen“ für Wilmers Nachfolger (Peter Cushing) und alsdann für die Schellow – Verfilmung der gleichen Story. Read schrieb später u.a. für Dr. Who, Die Profis und „Die Bande aus der Baker Street“ (The Baker Street Boys), einer weiteren Serie, die wir hoffentlich einmal von PIDAX veröffentlicht sehen werden.

Wer dieses leicht skurrile und unterhaltsame Kleinod deutscher Fernseh – Kultur sein Eigen nennen will, kann alle sechs Episoden bei Pidax für 16,90 EUR erwerben.

Siehe:

https://www.pidax-film.de/Serien-Klassiker/Sir-Arthur-Conan-Doyle-Sherlock-Holmes::2106.html