Mein Vater war ein großer Fan vieler Krimiserien. Detektiv Rockford, Conan, Inspektor Colombo, Kojak, Starsky und Hutch und Konsorten waren regelmäßig Gast auf unserem zunächst noch – bis Anfang der 80iger Jahre – „schwarz weiß“ TV Gerät. Übrigens: Ohne Fernbedienung! Auch das kam erst später.
Während jedoch die Erstgenannten fast alle noch hin und wieder auf verlorenen Sendeplätzen zu sehen sind, weiß von Petrocelli heute niemand mehr etwas. Meine Kinder reagierten auf Petrocelli als würde ich ihnen ein neues Gemüse vorstellen. Traurig, traurig. Höchste Zeit, sich die Serie einmal wieder anzusehen. Aber wo? Aber wie?
Glücklicherweise erschienen die ersten zwei Staffeln auf DVD in aufbereiteter Bildqualität, die sich sehen lassen kann. Zwar ist der Ton – wie damals – in Mono, aber das stört gar nicht.
Der Charme der Serie ist sicherlich ein Pluspunkt „oben drauf“. Es ist eine echte 70iger Jahre Serie. Die Mode, der Humor, ja, auch das Rollenverständnis zwischen Mann und Frau ist hier „70iger Jahre“. Rührend anzusehen, wie seine Ehefrau sich sofort dran macht, ihr bescheidenes Heim (ein Wohnwagen) gründlich zu säubern, neue Decken zu kaufen etc., damit die aus Italien kommende Mutter von „Tony“ Petrocelli auch einen guten Eindruck bekommt. Nachdenklich – in Sachen „Rollenverständnis – mag stimmen, dass die Darstellerin von Maggie Petrocelli (Susan Howard) durchaus attraktiv daher kommt, aber weniger „perfekt“ aussieht als die TV – Frauen unserer Tage: Im gleichen Maße, wie die Gleichberechtigung in den Handlungen beliebter Serien wie „Star Trek – Discovery“ etc. Einzug hielt, präsentieren doch gerade moderne Serien auch ein weibliches Schönheitsideal, dass weitestgehend unerreichbar oder sogar ungesund ist. Damals war das noch anders. Das nur am Rande.
Petrocelli – das ist zum Einen eine Reihe von Fällen, in denen er sich selbst als Anwalt beinahe hoffnungslosen Fällen widmet. Meist – aber nicht immer – handelt es sich um zu Unrecht beschuldigte hübsche Frauen. Dabei muss er als Anwalt wahre Detektivarbeit leisten und manchmal überführt er sogar seine eigene Klientin / seinen eigenen Klienten, die / der nur halbherzig mit der Wahrheit umging.
Zum Anderen geht es aber auch um Petrocelli selbst. Seine junge Frau und er wollen sich– so beginnt die Serie – eine gemeinsame Zukunft aufbauen. Er verdient wenig und will sich erst einen Namen machen. Aufs „Land“ gezogen ist er, weil er in der Großstadt zu große Konkurrenz hat. Das er Harvard – Student war beeindruckt manche, andere werden davon eher abgestoßen. Überhaupt ist das Völkchen in der Gegend in die er gezogen ist teils sehr eigenwillig, was sich immerhin etwas ändert, nachdem er sich einen Namen als guter Anwalt gemacht hat. Obwohl die Serie in den 70igern spielt, erinnert sie in manchen Teilen an alte Western, in denen es nur einen gibt, der an das Recht glaubt, während alle anderen bestechlich sind.
Dabei ist jede Folge etwas anders. Beispielsweise in der Episode „Unschuldig schuldig“ haben wir es mit einer psychisch kranken Frau zu tun, die nicht bestreitet ihren Mann getötet zu haben. Doch wie kan Petrocelli ihr helfen? Sie kann sich ja nicht mal an alles erinnern. Die Folge ist drastisch und erinnert ganz entfernt an „Hitchcock“.
Was in allen Folgen gleich ist: Der jeweilige Tathergang wird aus verschiedenen Perspektiven gezeigt, was den Zuschauer unmittelbar am Wahrheitsfindungs – Prozess beteiligt. Erinnert etwas an „Die letzten Jedi“, aber das nur am Rande. Dabei scheint am Anfang die Schuld des Angeklagten ganz sicher und unbestreitbar zu sein. Darin liegt der eigentliche Reiz der Folgen.
In „Tod eines Freundes“ trifft Star Trek auf Star Wars: Hier spielt William Shatner den Angeklagten, Adam North und Harrison Ford hat eine Nebenrolle inne, einen Freund des Ermordeten. Außerdem spielt Dana Elcar Petrocellis Gegenspieler vor Gericht. Er ist u.a. bekannt aus „Matlock“, „2010 – das Jahr in dem wir Kontakt aufnehmen“ und Knight Rider.
Die Hauptpersonen der Serie, Anthony J. Petrocelli (Barry Newman), Maggie Petrocelli (Susan Howard) und ihr Gehilfe Pete Ritter (Albert Salmi) bilden eine eigentümliche, familiäre Einheit. Die Fälle machen Spaß, die Hauptpersonen werden zur TV – Familie, an der wir dank DVD nun in 44 Folgen, teilhaben dürfen.
Der Preis pro Staffel liegt bei rund 30 EUR
https://www.amazon.de/Petrocelli-Staffel-1-7-DVDs/dp/B01LW9H6K3
P.S.: Nicht PetroSELLI, PetroCELLI! 😉