Sherlock Holmes – Blutiger Schnee in Bloomsbury Hill und Die Perle des Mandarins

Nach längerer Pause erschienen bei Titania Medien zwei neue Sherlock Holmes Hörspiele mit den etablierten Stimmen von Joachim Tennstedt als Holmes und Detlev Bierstedt als Watson. Wie immer sind beide Hörspiele auch mit weiteren großartigen Stimmen besetzt und setzen auf Atmosphäre.

Dieses Mal sind es sogar zwei Doppel – CDs.

In Folge 69 finden wir uns in einer Adaption eines Falls von R. Austin Freeman wieder, einem Zeitgenossen von Sir Arthur Conan Doyle, der ebenfalls Detektiv – Geschichten schrieb. Sein Detektiv hieß Dr. Thorndyke.

Die Geschichte „Die Perle des Mandarins“ ist, wenn das Wortspiel gefällt, selbst eine „Perle“, denn die Adaption (von Marc Gruppe) in die Welt von Sherlock Holmes ist nicht nur großartig gelungen, sondern hier findet sich ein wirklich spannender Fall. Auch, wenn der erfahrene Krimi – Leser hier genug Indizien an die Hand bekommt, selbst die Lösung zu finden, ist dies einer von jenen Fällen, die auch zum dezenten Gruseln einladen. Grusel plus Holmes bedeutet, wenn es gut gemacht ist, immer besonders viel Freude. Nicht ohne Grund wurde Doyles Original – „Baskerville – Hund“ so ein berühmter Roman.

Es wird auch ein Thema berührt, welches wir Holmesians in gewisser Weise aus „Der blaue Karfunkel“  kennen: Adam Bradshaw kommt in den Besitz einer angeblich verfluchten Perle, die einst einem Mandarin gehört haben soll. Viele Vorbesitzer sollen auf ungewöhnliche Art verstorben sein, wie auch die Zeitung berichtet. Der verstorbene Mandarin selbst erscheint Adam Bradshaw – und verschwindet wieder. Als Bradshaw dies seinen Verwandten erklärt, wird er nur verspottet. Aber glücklicherweise findet sich jemand, der seinen merkwürdigen „Fall“ zu Sherlock Holmes trägt – und das Abenteuer kann beginnen…

Ich habe diese Geschichte sehr gerne gehört. Obwohl mir gegen Ende der ersten CD einiges relativ klar war – zumindest hatte ich einen Verdacht – hörte ich die Geschichte bis zum Ende mit Spannung.

Es hat mir große Freude gemacht auch wieder Inspector Lestrade – gesprochen von Lutz Reichert – zu hören. Ich musste mich an dessen schnoddrige Art erst gewöhnen, aber inzwischen sind es für mich Highlights, wenn er auftaucht. Ich mag ihn einfach – und dessen kleinen Zwist mit Dr. Watson.

Wie üblich in diesen Hörspielen, bekommt auch Mrs. Hudson mehr „Sätze“ als in den Original – Geschichten: Wie immer einzigartig von Regina Lemnitz gesprochen. Beide sprechen ihre Rollen zwar anders als ich sie mir vorgestellt hatte, während ich die Original Holmes – Geschichten erstmals las, aber sie haben ihren Rollen einen Stempel aufgesetzt, sie sich zu Eigen gemacht und das ist so authentisch, dass es Spaß macht.

Ebenfalls erschienen ist die Folge „Blutiger Schnee in Bloomsbury Hill“, Folge 68.

Ich finde es ja schade, dass nicht (auch) diese Reihe – von Titania Medien – „Weihnachtsgeschichten“ mit Holmes produziert (es gibt auch entsprechende Pastiches in der Literatur!), aber das wurde für mich wieder damit ausgeglichen, dass „Blutiger Schnee in Bloomsbury Hill“ eine der eisigsten, verschneitesten Fälle ist, den ich kenne.

Die Geschichte stammt von Amy Onn (ein Pseudonym) und erschien vermutlich ähnlich in der Reihe „Die geheimen Fälle des Weltdetektivs“, einer Groschenheft – Reihe, die zwischen 1907 und 1911 mit 230 Heften auf dem Markt vertreten waren. Trotz intensiver Recherche konnte ich keine der Geschichten direkt als Vorbild erkennen. Marc Gruppe adaptierte aber eine Geschichte aus dieser Reihe gekonnt zu diesem Hörspiel.

In der Titania – Medien – Reihe ist die Baker Street 221 B ein etwas größerer Kosmos als man es aus den Originalen kennt. Das Miteinander zwischen Holmes, Watson und Mrs. Hudson bezieht sich auf einen viel größeren Bekanntenkreis aller Akteure und im Fall von Mrs Hudson denkt man da schnell an Mrs. Hudsons Cousine, Margery Mapleton, die wunderbar „nervtötend“ von der einzigartigen Philine Peters-Arnolds dargeboten wird. Eine Synchronschauspielerin, die mich auch als Star Trek Fan in „Strange new worlds“ als Commander Pelia, immer wieder erfreut. Aber das nur am Rande.

Jedenfalls ist Margery Mapleton verschwunden. Holmes und Watson feixen erstmal erfreut über den zweifelhaften „Verlust“ und hoffen, dass sie irgendwo in der Ferne ihr Glück finden wird. Aber als Mrs. Hudson davon berichtet, dass sie zuletzt bei Professor Marconi, dem ausgeraubten, mutmaßlich ermordeten Archäologen, tätig war, wird Holmes hellhörig. In der Tat scheint ein Zusammenhang zwischen ihrem Verschwinden und dem des Professors zu bestehen.

Auch diese 2CD war für mich ein Hörgenuß. Atmosphärisch dicht werden die Ermittlungen des Meisterdetektivs und seines Kompanions, Dr. Watson, im kalten Schnee und in Marconis Anwesen (und Umgebung) dargeboten. Ich muss zugeben, dass die winterliche Atmosphäre (Watson tat mir wirklich leid und ich rechnete damit, er würde sich erkälten…), ihren Teil dazu beigetragen hat, dass ich die Episode so genießen konnte. Auch Lestrade taucht wieder auf, was das Hörspiel abrundet.

Fazit: Es hat sich gelohnt zu warten. Die 2CDs waren köstlich. Ich würde mich freuen, wenn noch mehr 2CDs dieser Art veröffentlicht würden. So lange Geschichten können sich viel freier entwickeln – und man hat länger was davon. Die Synchronschauspieler haben ihren „Job“ alle sehr gut gemacht. Nun habe ich Lust auf weitere Hörspiele der Reihe 🙂 

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