Als ich 2014 – aufgrund von zwischenmenschlichem Stress (ja, das hat schon genügt) – Tinnitus bekam, war das ein ziemlicher Schock für mich. Das rechte Ohr hörte nicht mehr richtig. Offenbar ein Hörsturz. Und dann noch dieses Brummen im Hintergrund, so, als wenn draußen vor dem Fenster jemand seinen Motor laufen hat.
Das andauernde Geräusch machte mich mit der Zeit psychisch ziemlich fertig. Ich ging – in der Vorweihachtszeit – von HNO-Arzt zu HNO-Arzt. Die ersten beiden halfen nicht angemessen. Denn es ist bekannt, dass – obwohl man über Tinnitus fast nichts sicher weiß – man zunächst einmal bei Tinnitus / Hörsturz – intravenös Kortison oder eine Kochsalzlösung gibt. So steht es auch auf der Website der „deutschen Tinnitus Liga e.V.“:
Jedoch gab man mir eine solche nicht. Wollte man sparen? Ich weiß noch, wie ich ganz kurz vor Weihnachten – ich war einer der letzten Patienten meines damaligen HNO – Arztes – ziemlich jämmerlich auf dem Stuhl saß und mir anhörte, ich würde mich schon daran gewöhnen. Der Arzt hatte selbst schon lange einen Tinnitus und klar, am Anfang sei das nicht so toll, aber man würde sich dran gewöhnen. Durch das angekippte Fenster erscholl die trunkene Stimme eines Weihnachtsmarkt-Gastes, der zu tief ins Glas geschaut hatte. „Machen sie´s wie der“, sagte der Arzt, halb im Scherz. „Trinken Sie sich einen an, dann ist es nur noch halb so schlimm.“
Was ich im Internet fand, das waren vor Allem Scharlatane. Es ist unfassbar, wie Dir – wenn Du ein Leiden hast – völlig skrupelos Versprechen gemacht werden. Menschen ohne Gewissen nutzen es, wenn Du am Ende bist. Es dreht sich nur ums Geld.
„Captain Kirk“ – William Shatner – selbst jedoch, war der Erste, der mir ein wenig Hoffnung machte:
Das gab mir wenigstens ein wenig Hoffnung. Später schließlich – ich kürze meinen Leidensweg ab – führte mich mein Weg zu dem leider mittlerweile schon verstorbenen HNO – Arzt, Dr. Wolfgang Kusch in Hildesheim, dem ich seit damals sehr sehr dankbar war und bin. Er wies nicht nur nach, dass ich anfangs leicht taub auf dem rechten Ohr war, er verschrieb mir auch Noiser. Das wichtigste beim Tinnitus, da hatte Arzt Nr. 1 schon im Prinzip recht, ist die Habituation, das sich „dran gewöhnen“. Noiser ermöglichen das. Sie geben einen Rauch-Ton ab, der das Originalgeräusch leicht übertönt. Dadurch „vergisst“ das Gehirn, dass es da ist.
Das klappt bei manchen gut, bei manchen nicht so gut. Aber ich fühlte sofort eine gewisse Entlastung. Mit der Zeit drängte das „weiße Rauschen“ den Tinnitus – Klang weit zurück und schließlich verschwand er zeitweise. Hin und wieder muss ich zum Gerät greifen, aber es geht! Inzwischen bin ich die üblichen Geräusche schon so gewohnt, dass ich sie auch ohne Noiser ganz gut aushalte. Nerven sie mich, habe ich die Geräte.
Der Mensch hat bis heute überlebt, weil er sich anpassen kann. Vielleicht hilft das hier ja jemandem da draußen 🙂