Heute stelle ich euch mein erstes „Sherlock Holmes“ – Hörspiel aus dem Hause Titania vor. Obwohl… es ist nicht mein allererstes, dass ich kennenlerne, denn schon 2003 hörte ich damals das Hörspiel „Das Zeichen der Vier“ an. Ich konnte die Atmosphäre des Hörspiels mit einem Satz zusammenfassen: „Sherlock Holmes goes Hollywood“. Und so ist es bis heute geblieben, das kann ich jetzt schon sagen.
Der Grund dafür sind zunächst einmal die charismatischen Sprecher. Allen voran wären das Joachim Tennstedt als Sherlock Holmes und Detlev Bierstedt als Dr. Watson. Schon damals entstand vor meinem geistigen Auge das Bild eines John Malkovich als Sherlock Holmes, denn Tennstedt ist natürlich dessen Stamm – Synchronstimme. Der Watson ähnelte aus gleichem Grund – vor meinem geistigen Auge – stets einer Mischung von Jonathan Frakes (Riker in Star Trek: TNG) und George Clooney. Ja, Stimmen machen viel aus.
Damals wie heute brillieren die Hörspiele von Titania darüber hinaus mit einem äußerst passenden „Soundtrack“, gespielt auf zeitgenössischen Instrumenten wie Violine und Klavier.Um die Atmosphäre abzurunden wurden die Hörspiele mit vielen, schönen Effekten versehen. In der Wohnung der Baker Street hört man das brausende Kaminfeuer, aber auch kleine Geräusche, die man vernachlässigen könnte, hier das schieben eines Stuhls, dort das Faltgeräusch eines Papiers, Naturgeräusche im Freien, Glockenläuten etc. werden hier opulent zu Gehör gebracht.
Titania Medien werben auf ihrer Website damit, dass sie atmosphärische Hörspiele produzieren. Und genau so ist es auch. Auf der Atmosphäre liegen bei diesen Hörspielen ein Schwerpunkt. Schön für Leute wie mich, die sehr gerne beim hören eines Hörspiels die Augen schließen und sich dabei alles vorstellen, was geschieht.
In Hörspiel Nr. 38, „Das Haus mit den Zwingern“, wurden zudem auch die weiteren Stimmen liebevoll ausgesucht. So spricht Sigrid Burholder die Nancy Millingtom, eine junge Frau, die Holmes und Watson besucht, weil es in ihrem Ort seit einer Weile merkwürdig zugeht:
Die junge Miss Nancy Millington wird in der Baker Street 221b vorstellig, da sie sich Sorgen wegen ihrer neuen Nachbarn macht, welche nicht nur ein merkwürdiges Verhalten an den Tag legen, sondern vor allem eine Reihe Hundezwinger mit höchst aggressiven Tieren auf dem weitläufigen Grundstück aufgestellt haben…
Der Fall verläuft äußerst interessant, aber für mich – als Wiedereinsteiger in diese Hörspiel-Serie, dem das miteinander zwischen Holmes und Watson stets mindestens genau so wichtig war, wie die Genialität der Fälle und ihrer Klärung – fiel besonders auf, dass Tennstedt und Bierstedt hier eine neue Variante des befreundeten Gespanns abgeben. Ähnlich wie bei dem legendären Christian Rode – „Holmes“ und seinem Watson, Peter Groeger, entwickelten diese beiden Sprecher eine eigene Dynamik, einen eigenen Witz und eine eigene Art und Weise, Sherlock Holmes und Dr. Watson zu interpretieren. Dabei erinnert Watson in seiner etwas ungeschickten Art – wie auch seiner körperlichen Beschreibung… – eher dem Nigel Bruce aus den bekannten Universal – Verfilmungen aus den 40er – Jahren (mit Basil Rathbone als Sherlock Holmes), während der Holmes etwas menschlicher dargestellt wird als wir es von z.B. einem Jeremy Brett kennen.#
Ungewöhnlich offen ist er für die Probleme von Nancy Millington, noch bevor er weiß, wie interessant der Fall eigentlich wird. Aber das mag auch daran liegen, dass sie die Schwester eines alten Freundes ist. Das Holmes durchaus Freunde neben Watson hat – so unvorstellbar das manchmal ist – wissen wir spätestens aus dem „Ritual der Musgraves“. Seine gelegentlichen Seitenhiebe gegen die Fettleibigkeit seines Kumpanen sind eher untypisch, aber sorgen immerhin für einen Abschlußlacher.
In weiteren Rollen finden sich die angenehmen Stimmen von
Jean Paul Baeck als Tom Millington
Ursula Sieg als Mrs. Hamilton
Matthias Lühn als ihr Neffe
Thomas Balou martin als Italiener
Bert Stevens als Mr. Mr. Aymington und
Lutz Reichert als Inspektor Lestrade
Für das Hörspiel-Skript zeichen Herman Cyril McNeile und Marc Gruppe verantwortlich.
Zum atmosphärisch dichten Hörspiel passen auch die hübschen Zeichnungen auf dem Cover und dem Inlay. Die Cover-Illustartion stammt von Ertugrul Edirne und die Illustartion von Firutz Askin, das Layout entstammt der Kreativität von Doreen Enderlein.
Fazit: Mit „Das Haus mit den Zwingern“ konnte ich in eine atmosphärisch dichte, vertraute und doch neuartige Welt von Sherlock Holmes eintauchen. Tolle Stimmen, stilvolle Musik und eine spannende Geschichte entführten mich für eine Stunde in die Baker Street 221 B und aufs englische Land.
Gerne möchte ich wieder dorthin zurückkehren.
Hier findet ihr interessante Interviews mit Marc Gruppe u.a.:
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