Meine erste Begegnung mit Charlie Chan – gespielt von Sidney Toler – hatte ich in den Weihnachtsferien 1978. Damals lief die komödiantische Krimiserie nachmittags auf dem dritten Programm. Die Familie kam dann immer zusammen, wir tranken Kaffee oder Kakao, aßen Streußelkuchen und genoßen die leicht komödiantische Serie.
Dem heutigen Publikum wird die Serie vielleicht kaum noch ein Begriff sein, doch wer sie einmal gesehen haben, wird sie in guter Erinnerung behalten. Hier also ein paar erklärende Worte zur Serie:
Die Serie „Charlie Chan“ basierte auf den sechs „Charlie Chan“ – Romanen von Earl Derr Biggers (1884 – 1933). So wie Sherlock Holmes einem der Universitäts – Professoren von Sir Arthur Conan Doyle nachempfunden worden war, so diente ein wirklich existierender chinesisch-hawaiischer Ermittler als Inspiration für die „Chan“ Romane: Chang Apana (1877 – 1933).
Zwischen 1931 und 1942 wurden bei (20th Century) Fox insgesamt 27 Filme gedreht. Vier davon gelten als verschollen. Nachfolger des ersten Darstellers, Warner Oland (1879 – 1938), wurde Sidney Toler (1874 – 1947). Schon mit 7 Jahren stand er erstmals auf der Bühne und seine Karriere auf den „Brettern, die die Welt bedeuten“ hielt weiter an, bis er Ende der 1920er Jahre – zunächst in Nebenrollen – in diversen Filmen auftrat.
Toler´s Charlie Chan, der in der hier vorgestellten Reihe von PIDAX den Detektiv spielt, ist ein wenig humoristischer angelegt als sein Vorgänger. Speziell innerhalb der Chan – Familie geht es manchmal turbulent zu. Der Scharfsinn wird aber, wie beim Vorgänger, von den fernöstlichen Weisheiten des Konfuzius geziert (und oftmals auch abgewandelt oder völlig neu erfunden).
Das die Serie insgesamt ein wenig die Atmosphäre der ersten Sherlock Holmes Verfilmungen mit Basil Rathbon „atmet“, liegt sicher nicht nur daran, dass sie beide (zunächst) von 20th Century Fox gedreht worden sind, sondern auch an der speziellen Atmosphäre teils humorvoller, aber insgesamt doch funktionierender und logischer Krimis der schwarz – weiß Ära des frühen 20. Jahrhunderts. Und dann lebt die Serie, wie bei Sherlock Holmes, von bestimmten wiederkehrenden Charakteren, einer verlässlichen Umgebung (Familie) und einprägsamen Eigenarten des Hauptdarstellers. Wenn sich eine Frau flehentlich an Charlie Chan wendet, weil sie nicht weiß, wer ihr sonst helfen könnte, dann könnte genau dies auch so in einem Sherlock Holmes Roman vorkommen.
Zwischen 1944 und 1949 übernahm eine andere Produktionsfirma: Monogram Pictures. Die für B-Movies prädistinierte Firma machte sich im Laufe der Zeit einen Namen für recht annehmbare Low-Budget-Produktionen.
Bei PIDAX erschienen alle Filme mit Toler aus der 20th Century Fox – Ära und zwei aus der Monogram – Ära („Charlie Chan“ in Mexiko und „Schatten über Chinatown“).
Nach Sidney Tolers Tod übernahm Roland Winter (1904 – 1989) die Rolle, jedoch nur mit mäßigem Erfolg. In deutschen Breitengraden kennt man eigentlich nur Oland und Toler. Lediglich „Der chinesische Ring“ mit Winter als Chan wurde einmal deutsch synchronisiert auf DVD veröffentlicht.
Schön an den PIDAX DVDs dieser Reihe ist, dass sich jeweils zwei Filme auf jeder DVD befinden. Das scheint selbstverständlich, ist es jedoch nicht. Es gab einmal eine Veröffentlichung, in der lediglich ein Film pro DVD erschienen ist. Die gleiche Reihe, in der auch der Roland Winter – Chan sowie weitere Toler-Monogram-Filme erschienen sind:
Je zwei Folgen aus der 20th Century Fox – Ära gibt es bei Pidax also für 9,90 €. Alles zusammen (sechs DVDs) gibt es bei Pidax im Angebot für 54,90 €.
https://www.pidax-film.de/Film-Klassiker/Charlie-Chan-Collection-Gesamtedition::1666.html
Wer sorglos-gemütliche Detektiv – Filme sehen will, bei denen man auch mal lachen kann, dem kann ich die Filme nur empfehlen.