Pünktlich zur dunklen Jahreszeit hat TITANIA gleich zwei Sherlock Holmes – Produktionen auf dem Markt gebracht. Beide Hörspiele haben, man wundert sich kaum, mit dem „Tod“ zu tun. „Der stille Tod“ und „Der maskierte Tod“ lauten die Titel der beiden Hörspiele, in denen wieder das eingespielte „Synchronschauspiel – Team“ Joachim Tennstedt und Detlev Bierstedt Sherlock Holmes und Dr. Watson unnachahmlich gemütlich und launig darstellen.
Der stille Tod
Dabei wird speziell im Ersteren viel wert auf die Chemie zwischen Holmes, Watson und Mrs. Hudson gelegt. Die etwas weit ausschweifenden Erklärungen um die Familienverhältnisse um Sir Hubert Ardingley und seinem Onkel William werden durch einen besonders foppenden Holmes, einer besonders spitzzüngigen Mrs. Hudson und Dr. Watson, als ruhender Pol des Ganzen, „mundgerecht“ (oder eher Ohr – gerecht) kredenzt.
Trotzdem wäre es einfacher gewesen, ohne Umschweife darzustellen, dass sich Ardingley einfach Sorgen um seinen Onkel macht, weil dieser – bisher überzeugte Junggeselle – sich mit der Absicht trägt, eine etwas undurchschaubare Frau zu heiraten.
Diese Frau wird von der einzigartigen Hörspiel – Legende (und Schauspielerin) Reinhilt Schneider gesprochen, deren jung (gebliebene) , angenehme Stimme dem Charakter der Violet Plessey einen eigenen Charme verleiht.
Die ganze Geschichte, die in und um dem Anwesen von Wiliam Ardingale spielt, kann durchaus unterhalten. „Mord im Herrenhaus“ ist immer spannend. Wie immer bei Titania – Hörspielen wurde viel Wert auf Atmosphäre gelegt.
Jedoch würde ich das zweite genannte Hörspiel dem Esteren den klaren Vorzug einräumen:
Der maskierte Tod
Sheila Darby bittet Holmes und Watson um Hilfe, nachdem ihr Verlobter auf äußerst mysteriöse Weise ums Leben gekommen ist. Obwohl alles auf einen Unfall hindeutet, hat Miss Darby einen konkreten Verdacht, dass es sich um Mord handelt. Der vermeintliche Mörder hat jedoch ein unerschütterliches Alibi …
Dieser Fall erinnerte mich an 1930er / 1940er schwarz-weiß Krimis a´la „Charlie Chan“ oder eben Sherlock Holmes (mit Basil Rathbone). Holmes, Watson und Lestrade bilden ein ungleiches Team, dass – bei allen Widersprüchen der Charaktere (Waton kann Lestrade einfach nicht leiden und macht keinen Hehl daraus), dem Ziel immer näher kommt.
Lutz Reichert stellt Lestrade ungewöhnlich schnodderig, dem Alkohol zugeneigt und äußerst bodenständig dar. Ein einfacher Polizeibeamter, der seine Wurzeln tief in der Arbeiterklasse hat. Kein Wunder, dass Watson, mit seiner guten Erziehung und Beachtung der guten Sitten, mit ihm ab und zu aneinandergerät. Je näher die ungleichen Protagonisten dem Ende entgegenstreben, desto größer wird jedoch der gegenseitige Respekt, den sie – trotz aller Unterschiede – füreinander empfinden. So jedenfalls stellte es sich mir dar.
Die Idee um den Mord ist einfallsreich und die Art, wie unser merkwürdiges Team den Mörder überführt, macht einfach großen Spaß.
Ein äußerst kurzweiliges, atmosphärisch dichtes und sogar witziges Hörspiel, bei dem man sich wünscht, es würde noch weitere dieser Art geben – oder das Ende der Silberscheibe (oder des Streams etc.) sei noch nicht erreicht.
Schon am 25. November 2022 soll ein weiteres Hörspiel der beliebten Reihe erscheinen: Tod eines Giftmischers. Wir dürfen gespannt sein.