Zwei Sherlock Holmes Veröffentlichungen bei PIDAX (April 2025)

Holmes – Fans haben PIDAX einiges zu verdanken. Viele TV – Produktionen rund um den Meisterdetektiv kamen nur durch Pidax überhaupt auf den Markt. Man denke nur an die „Hund von Baskerville“ – Verfilmung mit Stewart Granger und William Shatner, an „Eine Pfeife in New York“ oder die einzigartigen Peter Cushing – Verfilmungen, die von Pidax sogar neu synchronisiert worden sind. Nun gibt es erneut zwei (Wieder)veröffentlichungen in Sachen „Sherlock Holmes“. Leider wurde dabei eine Chance nicht genutzt. Sehenswert sind die veröffentlichten Pidax – Neuheiten aber auf jeden Fall!

Neu bei Pidax: Jeremy Brett & Matt Frewer als Holmes

Kürzlich erschienen bei Pidax zwei neue DVD-Sammlungen:

  1. Sämtliche Folgen und Filme der berühmten Granada-TV-Serie mit Jeremy Brett
  2. Alle vier TV-Filme mit Matt Frewer als Sherlock Holmes

Jeremy Brett – Der Inbegriff des Holmes

Jeder Sherlock-Holmes-Fan kennt mindestens zwei Darsteller des Meisterdetektivs aus London: Basil Rathbone (besonders bekannt durch seine 14 Filme von 1939–1946) und Jeremy Brett, der in der Granada-Serie (1984–1994) eine neue Ära einläutete.

Während Rathbones Filme nach den ersten beiden Produktionen von 20th Century Fox zu Universal wechselten und die Handlung ins London der 1940er-Jahre verlegten, hielt Granada TV sich eng an die literarischen Vorlagen von Sir Arthur Conan Doyle. Man legte „erstmals“ Wert auf historische Genauigkeit, Ausstattung und Atmosphäre.

Ich schreibe „erstmals“ bewusst in Anführungszeichen – denn bereits die BBC-Serie mit Douglas Wilmer (1964–1965) und später Peter Cushing (1968) war bemerkenswert werkgetreu. Dennoch schaffte es Jeremy Brett wie kein anderer, den nur skizzenhaft beschriebenen Holmes mit Leben zu füllen – brillant, exzentrisch, verletzlich, analytisch.

Liebe zum Detail – bis in die Ausstattung

Zur Serie gehörte auch ein überzeugendes Watson-Duo: David Burke in den ersten Staffeln und später Edward Hardwicke. Beide spielten Dr. Watson mit Würde, Intelligenz und Menschlichkeit – weit entfernt vom „tölpelhaften“ Watson früherer Adaptionen, (wiewohl ich Nigel Burce hier etwas in Schutz nehmen möchte. Rathbone und Bruce machten mich mit der „Holmes – Welt“ bekannt und werden daher immer einen Platz in meinem Fan – Herzen haben).

Besonders auffällig: Die viktorianische Ausstattung wurde mit großer Sorgfalt rekonstruiert. Auch visuell orientierte sich die Serie an den legendären Illustrationen von Sidney Paget, die einst im Strand Magazine abgedruckt wurden.

(c) Granada, Pidax: Jeremy Brett, der „definitive“ Sherlock Holmes

Spätere Schwächen und Bretts gesundheitlicher Verfall

Im späteren Verlauf der Serie lässt die Qualität vereinzelt nach. Problematisch sind Episoden wie „Der begehrte Junggeselle“ („The Eligible Bachelor“) oder „Der letzte Vampir“ („The Last Vampyre“), die sich weit von der Vorlage entfernen oder Holmes‘ Charakter stark verändern – er erscheint abergläubisch oder depressiv.

Ein Grund dafür war der gesundheitliche Verfall Jeremy Bretts. Er litt unter einem schwachen Herzen und wurde zudem falsch medikamentös behandelt (Lithium gegen bipolare Störungen). Dies führte zu Gewichtszunahme, angeschlagener Konstitution und schließlich seinem frühen Tod 1995. In den letzten Folgen wirkte er körperlich und stimmlich deutlich geschwächt. Dennoch blieb er dem Publikum dankbar und entschuldigte sich in der Einleitung des Buchs The Television Sherlock Holmes für seine Verfassung – ein Zeichen echter Größe.

Eine Pflichtanschaffung – mit kleinem Wermutstropfen

Die bei Pidax erschienene Box der Jeremy-Brett-Serie ist für Fans ein Muss – sofern sie sie nicht längst besitzen. Bedauerlich bleibt aber: Vier Episoden der zweiten Staffel wurden nie deutsch synchronisiert (Silver Blaze, Wisteria Lodge, The Devils Food, The Bruce-Partington Plans). Auch Pidax hat dies leider nicht nachgeholt. Das schmälert den Wert der Edition leicht – aber es ändert nichts daran, dass es sich um eine der besten Holmes-Umsetzungen aller Zeiten handelt.

Matt Frewer als Holmes – ungewöhnlich, aber sehenswert

Die zweite Neuveröffentlichung umfasst die vier TV-Filme mit Matt Frewer als Sherlock Holmes, die zwischen 2000 und 2002 produziert wurden:

  • Der Hund von Baskerville
  • Im Zeichen der Vier
  • Skandal in Böhmen
  • Der Vampir von Whitechapel

Matt Frewer ist gewiss kein zweiter Brett, aber er verleiht Holmes eine eigene Note – schräg, energiegeladen, mit einem markanten Gesicht, das gut zum klassischen Bild des Detektivs passt. Kenneth Welsh als Dr. Watson überzeugt als ruhiger, reflektierter Gegenpart – seriös und würdevoll, ein wenig, wie ein „seriöser“ Nigel Bruce – Watson.

Matt Frewer: Relativ unbekannt, aber sehenswert!

Überraschend solide Produktionen

Die Filme bieten handwerklich solide Krimikost. Besonders „Der Vampir von Whitechapel“ ist hervorzuheben: eine originelle Neugeschichte mit leichtem Grusel, die Assoziationen zu Im Namen der Rose weckt – ohne dabei zu sehr ins Übernatürliche abzudriften. Die Mischung aus „Grusel“ und „Krimi“ funktionierte schon bei einem anderen Werk Conan Doyles sehr gut…

Dass „Der Hund von Baskerville“ einmal mehr verfilmt wurde, wirkt zwar überflüssig, wurde hier aber dennoch gut umgesetzt. (Wie gerne denke ich an die Zeit zurück, als mir der „Hund“ noch unbekannt war – und ich den Roman las, bevor ich eine Verfilmung sah!).

„Skandal in Böhmen“ ist für mich persönlich der schwächste Film, da ich grundsätzlich alle Umsetzungen ablehne, die Moriarty oder Irene Adler all zu oft zitieren (abgesehen von der hervorragenden Audible Hörbuch – Umsetzung „Moriarty“ von Charles Kindinger). Sehenswert ist der Film trotzdem.

„Im Zeichen der Vier“ ist grundsolide – keine „Offenbarung“, aber ein guter Krimiabend.

Fazit: Zwei lohnenswerte Veröffentlichungen

Pidax liefert erneut wertvolle Beiträge zur Holmes-Videothek. Die beiden DVD-Boxen mit Jeremy Brett und Matt Frewer bieten klassische sowie unkonventionelle Sichtweisen auf den Detektiv – für Sammler und Fans sind sie gleichermaßen empfehlenswert.

Die umfangreiche Jeremy Brett Box kostet bei Pidax 44,90 EUR, während die vier Matt Frewer Filme in der Komplettbox 16,90 EUR kosten. Hier könnt ihr sie bestellen…

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