Gegen alle Flaggen! – ein guter, alter Piratenfilm

Als ich noch ein Kind war, versammelten wir uns oft vor dem Fernseher – ähnlich wie sich wohl unsere Vorfahren um ein Feuer versammelten. Wir aßen gemeinsam, tranken dazu ein wenig Limonade oder Tee und verfolgten die Filme, die wir sahen, ohne jegliche Ablenkung durch Werbung, Smartphones oder Notebooks.

Gewiss waren die TV-Geräte damals noch ein wenig „verregnet“, oder zumindest war das Bild, wenn man Filme überhaupt in Farbe sehen konnte, etwas verwaschen wahrzunehmen. Doch wichtiger als eine Optik in glänzendem HD oder gar 4K war stets die Handlung.

Allerdings waren die Filme, die es damals gab – jene aus Hollywoods „goldener Ära“ – oftmals ganz anders als die, die heute produziert werden. Der „quasi-Realismus“, der sich inzwischen eingebürgert hat, wurde damals durch klischeehafte Darstellungen ersetzt – aber das war völlig in Ordnung so. Niemanden hat es gestört.

Piraten beispielsweise: Stirnband, weite Hosen, möglichst bunt – und irgendwo steckte ein Säbel, geformt wie aus einem Disney-Trickfilm.

Und dann gab es da noch diese Serien im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, in denen es thematisch um den Abenteuerfilm ging. Da wurden große Klassiker gezeigt, die als besonders repräsentativ für ihr Genre galten. Selbiges gab es auch für fantastische Filme, Gruselfilme, Science-Fiction – jedes Genre bekam seinen Ehrenplatz.

Einer jener Abenteuerfilme, die man damals dann und wann im Fernsehen sehen konnte, war Gegen alle Flaggen mit Errol Flynn und Anthony Quinn.

Gegen alle Flaggen (Against All Flags, 1952) ist ein Film, dem man sein Alter ansieht – doch gerade das macht seinen Charme aus. Errol Flynn (damals 43 Jahre alt) spielt einen britischen Offizier, der sich unter Piraten mischt, um eine geheime Mission zu erfüllen. Natürlich bleibt es nicht bei Spionage – es wird gefochten, gesegelt, geschossen, geliebt. Anthony Quinn gibt den grobschlächtigen Gegenspieler, während Maureen O’Hara  eine der wenigen Frauenrollen jener Zeit verkörpert, die nicht bloß schmückendes Beiwerk sind. Sie spielt eine Piratin, die sich in einer rauhen Männerwelt behaupten kann.

Heute würde manch einer über den Film lächeln. Zu klischeehaft, zu einfach, zu unrealistisch – aber das war nie der Punkt. Gegen alle Flaggen gehörte zu einer Zeit, in der es nicht darum ging, die Welt eins zu eins auf die Leinwand zu übertragen, sondern darum, sie zu vergrößern, zu verzaubern, uns für 90 Minuten in ein völlig anderes Universum zu entführen. Kein Blut, kein Dreck, kein zynischer Unterton – nur Abenteuer. Und das genügte.

„Gegen alle Flaggen“ ist unlängst bei Pidax auf DVD erschienen. Wer bereit ist, sich auf den alten „Prachtschinken“ einzulassen, wird mit „guter Unterhaltung“ belohnt – und vielleicht mit einer Zeitreise in die eigene Kindheit oder Jugend.

(c) PIdax – Gegen alle Flaggen

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