Ich weiß nicht, für wen die neue EUROPA – Gruselserie „gemacht“ wird, aber als „Kassettenkind“ der 70er / 80er – Jahre war für mich von Anfang an klar, dass ich sie verfolgen würde, weil ich sie schon „damals“, noch unter Regie von H. G. Francis, mit Begeisterung verfolgt hatte.
Wurde diese Folge – „Projekt X – Invasion der Aliens“ – für „uns“ produziert? Für „uns“, die wir damals selbst mit Bonanza – Rädern durch die Welt fuhren (oder jemanden kannten, der dies tat)? Für uns, die wir bei „E.T. – der Außerirdische“ eine Träne im Kino verdrückten oder zuvor der „unheimlichen Begegnung der dritten Art“ folgten? Die späten 70er und frühen 80er Jahre waren für mich persönlich oft von solchen UFO – Fantasien geprägt. Mit einer Mischung aus Faszination und Schauer stellte ich mir oftmals eine Begegnung der dritten Art vor. Steven Spielberg war mit dieser Fantasie nicht allein.
So ist es kein Wunder, dass ich mich beim Anhören der aktuellen Folge sofort abgeholt fühlte. Es war so ein bischen wie bei den drei ??? – was wohl zudem an der Musik von „Betty George“ (https://felsenstrand.de/die-drei-fragezeichen-und-ihre-pseudonyme-wer-ist-betty-george/) lag, aber auch an der nostalgischen Handlung selbst, die eine Art geborgene Atmosphäre erschafft, inerhalb derer man sich auf angenehme Weise gruseln darf:
Zwei Freunde, Michi (Lino Kelian) und Robby (Lovis Harloff), erfahren über Funk (d.h. mit einem Funksprechgerät ;)) von seltsamen Geschehnissen im nahen Wald und machen sich sofort auf den Weg, um dann offenbar Zeugen einer Alien-Invasion zu werden. Nicht alles ist so wie es scheint, aber gruselig wird es auf jeden Fall…
Viel mehr möchte ich zur Handlung gar nicht sagen. Sie ist kurz und knackig. Anders als bei den Vorgängern, die einen Hauch zu lang waren. Sie führt uns in die 80er Jahre und teilweise in unser eigenes Kinderzimmer von einst zurück. Erinnerungen werden wach.
Was die Sprecher angeht, sind besonders K. Dieter Klebsch und Lutz Mackensy sowie Anne Moll hervorzuheben, die ihre Rollen ohne Probleme meistern.
Der Gruselfaktor geht nicht gerade durch die Decke, aber dass muss er auch nicht, denn diese Reihe steht für „sanftes Gruseln“. Schon unter H.G. Francis gab es diverse Varianten des Gruselns, vom Weltraummonster über Dracula bis zum „Monster mit der blutigen Spur“. Offenbar hat auch Andre Minninger viel Fantasie, so dass er uns diverse Spielarten des Gruselns offenbart und noch darbieten wird. Ein Blick in die nahe Zukunft verrät denn auch schon den nächsten Titel: „Dracula – Tod im All“. Das klingt auf angenehme Weise trashig. Ich bin gespannt.
Bleibt nur zu hoffen, dass die Verkaufszahlen stark sind, denn heutzutage überhaupt eine Gruselreihe zu präsentieren, in der das Blut nicht in Litern fliest, sondern die sogar noch eine zeitgemäße Botschaft hat, ist ein mutiges Alleinstellungsmerkmal dieser Reihe. Genau deshalb ist sie so wertvoll und nötig in der Hörspiellandschaft.
Und sie macht eine Menge Spaß. 🙂