Olivia Newton John sah mich jeden Tag an, wenn ich morgens aufwachte. Dabei ging ich noch zur Grundschule! Dennoch: Das Poster von der hübschen, blonden Frau prangte in meinem Teil des Zimmers, dass ich mit meinem älteren Bruder teilte, auf meinem Kleiderschank. Mein Bruder war wohl ein Fan und ich hatte ihn erlaubt, meine rechte Schranktür mit dem Poster zu zieren. Ein wenig verstand ich ihn ja, denn alleine schon die Songs waren allesamt Ohrwürmer und wurden von meinem Bruder dauernd gespielt: Magic, All over the world, I´m alive und wie sie nicht alle heißen.
Die Zeit verging, das Poster und schließlich auch mein älterer Bruder verließen das gemeinsame Kinderzimmer, die Songs jedoch blieben mir stets in Erinnerung. Als ich nun auf dieses Mediabook aufmerksam wurde, musste ich es haben und mir den Film endlich mal komplett ansehen. Er war ja mit Gene Kelly und wer den nicht kennt, lebt hinter dem Mond. Oder sah ihn nie durch Pfützen springend und „Singing in the rain“ singend. Gene Kelly: Das war ein echter Star des goldenen Hollywood!
Ich legte nicht die DVD, sondern die Blue Ray ein. Wenn schon, denn schon. Die Qualität des Streifens auf Blue Ray ist großartig. Obwohl die eigene Handlung nicht immer den heutigen Geschmack treffen mag, fegt einem doch mit ihr ein Sturm der frühen 80er Jahre um die Ohren. Mode, wie man miteinander umging, die Art des Films selbst, mit seinen Tanzeinlagen, dem Aufeinandertreffen von Kellys 40er – Jahre – Jazz und dem teils schrill anmutenden Stil der 80er, das wirkt schräg und gleichzeitig so richtig „typisch 80er“. Typisch ist auch die Zeichentrickeinlage, die entfernt an „Das letzte Einhorn“ und andere Zeichentrickfilme jener Zeit erinnert.
Gene Kelly (1912 – 1996) ist gut besetzt, denn die Jugend sprüht noch aus seinen Augen, auch, wenn seine Tanzeinlagen behutsamer von Statten gehen als zu seinen Glanzzeiten, aber immer noch sehens- und staunenswert.
Zugegebener Maßen gibt es im ganzen Film nur ein einziges richtiges Problem: Wie können die Muse und der Künstler zueinander kommen, wenn doch Zeus etwas dagegen hat? Die Antwort ist einfach, wenngleich sie nicht ganz eindeutig daher kommt, doch das Ende ist – auf seine eigene Weise – ein gutes Ende.
Erst im Nachhinein musste ich im Internet lesen, dass dieser Film einst die „goldene Himbeere“ erhalten hatte. Im 20seitigen Booklet, welches mit Fotos und Informationen angereichert ist, wird darauf eingegangen. Gut, dass ich erst im Nachhinein davon las, wie schlecht der Film angeblich ankam oder sein soll. Ich hatte nie einen Massengeschmack und sehe Xanadu als ein typisches Produkt der frühen 80er Jahre. Insofern ist der Film ein Zeitdokument, eine Quelle, die genutzt werden kann, um in jenen Zeitgeist einzutauschen.
Der größte Schwachpunkt ist wohl, dass viele Zuschauer, denen die 80er nichts bedeuten, auch mit dem Film nicht so sehr viel anfangen können. Oder doch? Das wäre mal interessant zu erfahren! Olivia Newton-Johns betörende Wirkung ist sicherlich zeitlos!
Das limitierte Mediabook ist für nur etwa 20 EUR im Handel erhältlich. Mit dabei ist auch Bonusmaterial: Die Dokumentation „Going back to Xanadu“ (OV), ein Audiokommentar von Cine Entertainment, Songs zum Mitsingen sowie das erwähnte Booklet.
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