Laramie oder: Am Fuß der blauen Berge (Pidax)

Pidax hat schon vieles möglich gemacht. Die Firma brachte uns eine Neusynchronisation vorhandener Peter Cushing Sherlock Holmes – Filme, sie wird in Kürze DEN russischen Holmes in deutscher Variante herausbringen und sorgte immer wieder in den letzten Jahren für Überraschungen, wie z.B. die Publikation der Krimireihe „Task Force Police“. Viele kleine Kostbarkeiten der goldenen TV – Ära.

Da die Güte der Pidax – Reihen in der Regel garantiert ist einerseits und andererseits, weil ich ein großer Western – Fan bin, nahm ich mir auch die Western – TV – Reihe „Am Fuß der blauen Berge“ vor. Eine Serie aus den 60iger Jahren mit einem so anheimelnden Titel… Ich war zwar neugierig, aber gleichzeitig auch skeptisch. Ich rechnete mit langatmigen Geschichten, hoffte auf Spannung und meine Erwartungen wurden weit übertroffen! Diese Serie ist spannender als „Rauchende Colts“, „Die Leute von der Shiloh Ranch“ und „Bonanza“ zusammen.

Aber was macht die Serie, die im Original einfach „Laramie“ heißt, so genial? Zum Einen sind es natürlich passende Schauspieler, deren Rollen man so sympathisch findet, dass man ihnen immer wieder gerne auf der „Mattscheibe“ begegnet. Mit John Smith alias Slim Sherman und Robert Fuller alias Jess Harper ist das perfekt geglückt. Slim lebt zusammen mit seinem kleinen Bruder Andy (Robert Crawford Jr.) auf der Sherman Farm. Es handelt sich um eine Farm, deren Haupteinnahmequelle darin besteht, die vorbeifahrende Postkutsche mit neuen, frischen Pferden zu versorgen. Über die Jahre kommen und gehen auch langfristig Charaktere, die in die Farm ein- oder aus ihr ausziehen. So kommen später Spring Byingtom als Daisy und Dennis Holmes als der Junge Mike Williams hinzu, während Slims Bruder nicht mehr dabei ist und auch das Faktotum der Farm, Jonesy, gespielt von Hoagy Carmichael, sich später von der Serie verabschiedet.

Die Serie umfasste vier Staffeln mit 124 Folgen und wurde zwischen 1959 und 1969 in Amerika gedreht und gesendet.

Das Spezielle an der Serie ist wohl, dass jede Folge – oder zumindest jede, die Pidax für uns in Deutschland gerettet hat (dazu später mehr) – ein vollkommen durchdachtes, nahezu perfektes Drehbuch zugrund liegen hatte. Unerwartete, aber absolut glaubwürdige, Wendungen gehören zu den meisten Geschichten und der Spannungsbogen wird gezielt und schnell, oft in den ersten fünf Minuten, aufgebaut, so dass man von Anfang an bei den Storys ist und wissen will, wie sie zu Ende gehen.

Dabei werden die üblichen Wildwest – Themen – man bedenke die Zeit, in der die Folgen entstanden! – oft auf kontroverse, moderne Art angepackt. Die Indianer sind dort in der Regel nicht einfach nur die „bösen, wilden“ Indianer und die Weißen sind nicht nur die „Guten“. Manch ein Gauner zeigt sich auch von seiner freundlichen Seite und manch ein gesetztestreuer Bürger zeigt sich von seiner unschönen Seite. Nicht jeder, der angeschossen wird, ist deswegen sofort tot, wie das in vielen Hollywood-Klassikern jener Zeit der Fall war. „Laramie“ überrascht indes immer wieder mit erstaunlich „moralischen“ Folgen, ohne den Zeigefinger zu heben.

Dazu kommt eine stimmungstragende Musik, ursprünglich von Cyril Mockridge komponiert, sowie eben jene Hauptdarsteller, allen voran Slim und Jess, denen man das „Heldsein“ absolut abkauft. Beide haben ein gutes Herz und wissen sehr wohl Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit voneinander zu unterscheiden. Dafür treten sie auch des Öfteren ein! Jess hat allerdings zudem eine etwas verwegene Vergangenheit.

In den uns durch Pidax erhaltenen Folgen wird nicht alles geklärt, was ihre Vergangenheit angeht. Die 21 Folgen machen sogar einen großen Appetit auf mehr desselben! Aber wieso brachte Pidax „nur“ 21 Folgen heraus und inwiefern mussten uns diese „erhalten“ werden?

52 Folgen der Serie wurden damals von der ARD synchronisiert und ausgestrahlt (es gab nur wenige Wiederholungen bis 1970, lange vor der Zeit des Videorekorders). Übrigens war „Am Fuß der blauen Berge“ die erste Western-Serie, die im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde! Das unwissende Publikum hielt die erste Folge sogar für einen sehr kurzen Spielflm (so viel auch zum Anspruch der Drehbücher!).

Die deutschen Synchronaufnahmen waren ursprünglich nach Ausstrahlung 1970 vernichtet worden, das in aller Kürze. Diese eine Tatsache wurde von Pidax nach viel Recherchearbeit herausgefunden. Es fand sich überrschender Weise ein Fan der Reihe, der einstmals eine Folge auf Magnettonband aufgenommen hatte – und das offenbar in so guter Qualität, dass diese Aufnahme für Vol. 1 verwendet werden konnte: 3 Folgen Original – „Am Fuß der blauen Berge“ konnte auf diese Weise erstellt werden.

Das war es aber dann auch schon. Wer die Serie begonnen hat, weiß, dass drei Folgen gerade mal ein guter Appetitmacher sind.

Glücklicherweise kümmerte sich Pidax nunmehr darum, weitere Folgen komplett neu synchronisieren zu lassen. Das von Pidax beauftragte Synchronstudio hatte ein unglaublich gutes Gespür für die richtigen Stimmen und mischte den Sound im zeitgenößischen Original – Mono – Format ab. Das Ergebnis fühlt sich auch akkustisch an „wie von damals“. Die Arbeit ist geglückt.

Ausführlicher wird dies und anderes, rund um die Serie, in den umfangreichen Booklets der ersten Volumes, erklärt.

Jedes Volume – es sind sieben an der Zahl – kostet seine rund 15 EUR. Das ist nicht wenig Geld für je „nur“ 3 Folgen. Bedenkt man, wie viel Mühe in jedem einzelnen Volume steckt und dazu noch die Güte der Reihe, dann muss man zugeben, dass es die Serie wert ist. Oder man kauft gleich alle sieben Folgen und spart dabei.

Wer sich übrigens im Internet umschaut, erkennt schnell, dass „Laramie“ eine internationale Kultserie ist. Ich selbst bin Mitglied einer „Western“-Gruppe bei Facebook. Es ist eine amerikanische Gruppe und von dort aus bekam ich allerlei Hinweise, so zum Beispiel den auf diese offizielle Robert Fuller Seite:

http://robertfuller.info/

auf der auch allerlei Merchandise erstanden werden kann:

http://robertfuller.info/store/storeoth.html

Wer sich nach „Laramie TV Serie“ bei Google durchfragt, wird schnell erkennen, wie beliebt diese Serie heute noch ist. Ich wünschte mir zwar, Pidax hätte die ganzen Staffeln neu synchronisieren lassen, bin aber dankbar, dass wir diese wunderbaren 21 Folgen haben – als ein Vermächtnis an eine Serie, die es nicht verdient hätte, vergessen zu werden!

Hier u.a. für 14,90 EUR / DVD (je 3 Folgen) erhältlich:

https://www.pidax-film.de/advanced_search_result.php?keywords=am+fu%DF+der+blauen+berge

Dieser Beitrag wurde unter Filme und Merchandise, Rezension veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert