Star Trek – Discovery: Eine neue Hoffnung ?

Ich beichte, gleich jetzt und hier. Man hat mir meine Begeisterung für Star Trek genommen. Ich fühle mich wie ein ehemaliger Mönch, der aus dem Kloster ausgetreten ist und trotzdem noch an Gott glaubt.

Na gut, so ganz konnte mir niemand meine Begeisterung nehmen, da habe ich übertrieben. Ich musste das so heftig schreiben, damit Du diesen Beitrag überhaupt weiter liest… Inwiefern ich das aber doch so meinte, kannst Du hier erfahren: 

Mein Gott, damals… In den 70iger Jahren als ich erstmals „Raumschiff Enterprise“ im Fernsehen sah. Nicht TV, sondern Fernsehen! Nicht „Star Trek“, sondern eben „Raumschiff Enterprise“! Das waren noch Zeiten. Serien, in denen man Effekte sehen konnte. Ein schwebender Roboter namens „Nomad“! Gut, man konnte den Nylonfaden sehen, an dem er aufgehängt war, aber nur, wenn man ihn sehen WOLLTE. Ich wollte nicht und war fasziniert von der Original Serie. Nur so als Beispiel. Captain Kirk war der Archetyp des Helden. Mutig, witzig, angesehen bei den Männern, geliebt von den Frauen. Ein wahres Vorbild. Besonders für mein zehnjähriges Ich, dass ich damals in etwa war.

Mit der „next generation“ kam dann der Franzose mit dem englischen Akzent. Aber nur im original. Bei uns hatte er die sonore Stimme von Rolf Schult. Bis später dann Sat.1 die Stimmen tauschte und Ernst Meincke den Captain übernahm. Picard mit der Glatze, aber irgendwie war er doch auch ganz cool. Wenn er mich beeindruckte, dann mit seinem Humanismus. Er sorgte dafür, dass Humanismus sexy war. Seine ganze Crew war eine verrückte Bande von Leuten, die – bei offensichtlicher Verschiedenheit – so zusammenarbeitete wie ein Zahnrad in das nächste greift. Zum Beispiel in einer alten Taschenuhr. Hinter der Kamera verstanden sie sich ja wohl auch ganz gut.

Als Paramount merkte, „da steckt Geld drin“, wurden sie unmäßig. Nicht, dass mich das als Fan groß störte. Vermutlich hätte ich die nachfolgenden Serien aber noch mehr geliebt, wenn Gene Roddenberry noch am Leben gewesen wäre und seine ungeliebten, nervigen Memos an Rick Berman geschickt hätte. Aber ohne Roddenberry wurde das friedliche Forschungsschiff Picards zu einem Kampfkreuzer, der aber auch durchaus forschen kann, während Picard im Muscle – Shirt eine Cyborg-Königin enthauptete, von der in der Serie nie die Rede war. Die Fans applaudierten trotzdem. Ich auch, zugegeben, aber ob das noch so richtig „Star Trek“ war…

Schlimmer war Deep Space Nine. Auf einer Convention damals meinte Produzent Robert Justman, würde Gene Roddenberry davon hören, dass es um eine RaumSTATION ginge, würde er im Grab routieren (sich nicht nur umdrehen, sonder routieren, genau). Als der Dominion-Krieg ausbrach, den Majel Barret-Roddenberry auch recht unpassend fand, erkannte ich erstmals, dass das kein Star Trek mehr ist. Aber das „dumme“ war, das viele erst zu Star Trek kamen als Deep Space Nine gerade hip war. Die erste Serie prägt. Das ist einfach mal so und wer den Sisko, den Abgesandten als ersten Star Trek Captain erlebte, musste ja glauben, dass „so“ Star Trek „geht“…. Ich mochte die Serie, aber es war für mich nicht mehr Star Trek.

Voyager ist – rückblickend – eine überflüssige Serie. Oh, ich „liebe“ Belana Torres mit ihrem Tom, ich lachte oft über den Doktor, verfolgte gerne Chakotay auf seinem von indianischer Weisheit beeinflussten „Kriegspfad“ usw.. Ich sah mir jede einzelne Folge an und konnte es oft nicht abwarten, bis endlich die Fortsetzung kam. Rückblickend jedoch war es unnötig, ein Raumschiff in den „Berman-Quadranten“ zu schicken, in dem die „Berman-Gesetze“ galten, weit weg von Roddenberrys „Bibel“.

Hoffnung keimte in mir mit „Enterprise“ auf. Fatal nur, dass die zunächst so exotischen, fremdartigen Aliens schon in der zweiten Staffel als „Alien der Woche“ mit Archer am Tisch saßen und Grissinis aßen. Ja, man kann sie mit Gabel und Messer essen! T´Pol hat es bewiesen! Als die Serie zum absoluten Durchbruch ausholte, wurde sie von Paramount beendet. Ungerechtfertigt und drei Staffeln zu früh. Wer hätte nicht gerne gesehen, wie die Föderation entsteht? Die Sternenflotte ihren Weg nimmt?

Dann war alles wüst und leer und der Geist Roddenberrys schwebte über der Tiefe.

Und wurde mehr oder weniger vergessen. Nicht vergessen wurde jedoch, dass man mit „Star Trek“ Geld machen kann. J.J.Abrams schuf mit der 2009er Version von „Star Trek“ einen super spannenden, Leinwand-füllenden Film. Wenn Abrams etwas kann, dann gute Pilotfilme drehen. So wie auch „The Force awakens“ (den ich liebe). Wer jedoch erwartete, in dem neuen „Star Trek II“ mehr von den unendlichen Weiten zu sehen, wurde enttäuscht. Ein brillianter, aber vielleicht falsch besetzter, Benedict Cumberbatch zeigte uns seine Version von Khan und der Film selbst Abrams Version von Star Trek II. So mutig wie einfallslos. Als dann John Cho in „Star Trek III“ (Beyond) Kirk mit einem Motorrad losschickte und es wieder nur eine Rache-Geschichte gab (wie schon in Teil I (Nero) und II (Khan)), verlor ich jeden Glauben daran, dass es je wieder einfallsreiches „echtes“ Star Trek geben würde. Das bringt mich zum Anfang meines nun nicht mehr ganz kleinen Textes.

Nicholas Meyer meinte einmal zu einem Fan: „Bei allem Respekt, ich glaube nicht, dass Star Trek Fans wissen, was Star Trek ist.“ Oder ähnlich. Hat er Recht? Nach all den verschiedenen Inkarnationen vielleicht. Für mich, der ich mit dem Original aufwuchs, steht zwar eine Definition, aber wollte man eine Definition von Star Trek erschaffen, die ALLE Serien und Filme einbezieht, würde diese sich nur noch auf oberflächliche Details beziehen. Nicht jedoch mehr um das mutige Herz von Star Trek gehen, welches auszieht um unerforschtes Territorium zu finden, zu forschen, neugierig und offen neuen Spezies zu begegnen. Ja, ehrlich, das ist Star Trek. So sollte es mal sein. Eigentlich.

Aber genau das verspricht nun Bryan Fullers „Star Trek – Discovery“. Auch, wenn er aus der Produktion ausgestiegen ist, bleibt es seine Idee, die hier umgesetzt wurde. Es heißt, die Serie würde sich auf die Dinge beziehen, die heutzutage in der Welt los sind. Es ginge wirklich darum, neue Welten zu finden. Bekannt ist auch, dass so große Star Trek Autoren wie Nicholas Meyer (Star Trek II und VI) und Kirsten Beyer (diverse Voyager – Romane) dabei wären, außerdem Rod Roddenberry, Gene Roddenberrys Sohn, der seines Vaters Erbe recht ernst nimmt. Man hat sich Zeit gelassen. Man hatte ein wirklich großes Budget.

Wenn ich mich – nach all den Irrungen und Wirrungen im Star Trek Universum und nach einer wirklich langen Trockenzeit – wie ein „Mönch“ fühle, der nicht mehr „im Kloster“ lebt, könnte diese Serie mich sinnbildlich gesprochen vielleicht wieder „ins Kloster“ führen. Vielleicht wird mit „Star Trek Discovery“ Star Trek wieder zu mehr als nur einer nostalgischen Erinnerung an ein paar richtig gute SciFi-Serien. Sollte das passieren, gibt es nur noch eine Frage: Wie heftig dürfen Partys im Kloster ausfallen?

Star Trek – Discovery gibt es ab dem 25. September 2017 bei NETFLIX.

Make it so! – kann man da nur sagen.

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