Die Geschichte vom normalen Brot, das ein gutes Brot wurde

Vor vielen Hundert Jahren lebte ein Bäcker in einer kleinen Stadt, der stolz auf sein Bäckerhandwerk war. Als sein Sohn bei ihm in die Lehre ging, zeigte er ihm, wie man Brot backt, das satt macht, gesund ist und wirklich gut schmeckt. Sein Sohn lernte fleissig und als sein Vater einmal nicht mehr backen konnte und bald schon starb, übernahm er die Bäckerei. Da er die Brote wie sein Vater backte, hatte er eine große Kundschaft und einen sehr guten Ruf.

Der Tischler, der hier ebenfalls sein Brot einkaufte, vergas eines Tageseinen Sack mit feinem Sägemehl. Der fiel dem neuen Lehrling versehentlich um und vermischte sich mit dem Brot. Das sollte keiner merken und so räumte er schnell auf. Die Leute merkten seltsamerweise kaum etwas. Nur wenige meinten, dass mit den Broten irgendetwas anders gewesen sei. Als der Lehrling seinem Meister dies verriet, bekam er einen Klaps auf den Kopf, doch bei einem Bier am Abend dachte der Bäcker: „Sägemehl ist viel billiger als normales Mehl. Ich muss herausfinden, woran die Leute es gemerkt haben, dass da Sägemehl dran war.

Die Leute meinten, das Brot hätte nicht so herzhaft geschmeckt.

Um die Geschichte kurz zu machen: Dem Bäcker fielen noch viele Dinge ein, die er dem Brot zusetzen konnte, die viel billiger waren, weniger nahrhaft und doch fiel es niemandem auf. Der Bäcker wurde ein sehr reicher Mann und die Leute sagten: “ Wenn jemand so viel Einnahmen macht, dann muss er ja gut sein!“

Eines Tages, da war der Bäcker schon alt und sein eigener Sohn hatte die Bäckerei übernommen, verriet er einem Freund von seinen Tricks. Dieser Freund baute in seiner Werkstatt Kutschen und so begann auch er darüber nachzudenken, wo man sparen könnte.

Mit der Zeit sprach sich das herum und bald gab es kein Handwerk mehr, welches nicht versucht hätte, zu sparen. Ja, es wurde so üblich, dass man sogar offen darüber zu sprechen begann und die Leute kratzten sich am Kopf und fragten sich, ob das normal sei. Aber es war ja normal. Also konnte es nicht falsch sein.

Eines Tages fand eine Tochter der Bäckerfamilie, das war bald 300 Jahre später, ein altes Backbuch. Darin standen all die wertvollen, teuren Zutaten. Da kam ihr eine Idee. Sie eröffnete eine Bäckerei und bot Brot an, welches frei war von Sägemehl und anderen schlechten, billigen Dingen. Und weil es ja nun nicht mehr normal war, so etwas Gutes zu verkaufen, konnte sie dafür auch den doppelten Preis nehmen. Und sie wurde eine sehr reiche Frau.

Das bekamen natürlich auch der Fleischer, der Sattler, der Schmied und wie sie nicht alle heißen, mit. Viele konnten nun gute Ware für viel mehr Geld verkaufen als ihre Vorfahren. Auf einem langen Weg war aus normaler Ware eine besondere Ware geworden.

Als die Welt zusammenwuchs und alle Städte der Welt einander kennenlernten, wurde alles natürlich noch viel komplizierter, Aber die Fortsetzung der Geschichte seht ihr jede Woche im Supermarkt 😉

Weihancht – ein paar Gedanken

Das ist das Fest, bei dem man automatisch, auch ohne daran bewust zu denken, an früher denkt. An seine Kindheit. An Szenen, die man erlebt hat. An Filme, die es im TV gab. An den Winter von 1978. Und so weiter.

Ich habe jetzt schon ganz viele tolle Weihnachtsfeste in meinem Leben erlebt. Aber auch bescheidene. Wo ich krank war. Oder 2009, direkt nach der Trennung von meiner Exfrau. Die Scheidung brachte mir viele Jahre ein eher schmerzliches Weihnachten, da ich auch von meinen Kindern irgendwie getrennt war und weil ich es eigentlich so haben wollte, wie die Eltern. Oder besser.

Ich meditiere jetzt seit einem 3⁄4 Jahr und das hat Folgen. Ich bin mehr als sonst in der Gegenwart. Das ändert auch meine aktuelle Weihnachts-Erfahrung. Es ist ohnehin vieles anders, aber das ändert es zusätzlich.

Teilweise ist das gut, teilweise … einfach anders. Ich erkenne jetzt mehr, weshalb ich in der
Vorweihachszeit manchmal so melancholisch bin. Wegen der Erinnerungen, genau, den weniger guten…

Und das ich in dieser Zeit den Wunsch habe, ja, das Verlangen, mich ungesunder zu ernähren („Süßes“) und mehr kaufen zu wollen. Die Werbemaschinerie samt Erinnerungen an opulente Feste in der Vergangenheit, sorgen dafür, dass ich mehr Wünsche als Geld habe. Das ist jetzt nicht so seltsam, das geht mir oft so. Aber in dieser Zeit habe ich den Eindruck ein Recht auf Befriedigung dieser Wünsche zu
haben. Oder ein Sonder-Recht auf „Harmonie“, wo es sonst nur knarrt und ächzt! Ein Schmarren, wie es die Münchner sagen.

Ich habe nicht mehr Geld als sonst, nur, weil Weihnachten vor der Tür steht. Ich vertrage Süßes nicht besser und setze nicht weniger an, nur, weil Weihnachten vor der Tür steht. Als Kind war ich, wie viele andere, den Eindrücken und Traditionen meiner Umgebung „ausgeliefert“, was ich auch durchaus genoss.

Wie schön war das, mich nicht um meine Geschenke – oder die anderer – kümmern zu müssen. Ich habe die Traditionen meiner Eltern für gut befunden und mit vollem Herzen mitgemacht. Als Kind.

Aber heute, als Erwachsener, sehe ich das alles. Den Kommerz. Die Verkom-merzialisierung des Festes, über die schon mein alter Konfirmations- Pastor geschimpft hat. Ich stimmte ihm schon damals zu und freute mich dann trotzdem vor Allem auf die Geschenke. Kirche jedoch spielt in meiner Familie (leider) gar keine Rolle mehr. „Kirche“ ist nur ein Begriff, hat aber viele Gesichter. Ich sehe am Liebsten das Gesicht von Jesus. Der wusste Bescheid. Für mich ist es fast egal, wer er war, sondern eher wie er gelebt
hat. Aber das ist nur meine Sicht der Dinge.

Die Meditation hat meine Wahrnehmung aber auch in anderer Hinsicht geschärft. So habe ich Weihnachtslieder gehört und … auf den TEXT geachtet! Ein Beispiel: „Hoffnung gibt es für die Welt!“ Klingt alt und ranzig, der Text. Gleichzeitig aber ist er so aktuell wie nie zuvor. Keine Ahnung, wie Jesus das machen will, für uns sterben. Schöner wäre es gewesen, er würde für uns (immer noch) leben. Wahrscheinlich bin ich zu „blöd“, um das zu begreifen…

Aber das es etwas Höheres gibt. Das es HOFFNUNG gibt und ein göttliches Etwas nicht nur missgünstig und verärgert auf die Menschheit blickt (was sie in weiten Teilen verdient hätte), sondern uns immerhin die HOFFNUNG lässt, ist – für mich – irgendwie tröstlich. Mehr und mehr geht es mir dieses Weihnachten einfach nur darum, dass eine Kerze in der Nacht steht und Licht gibt. Ganz symbolisch.

Weihnachten ist nicht mehr und nicht weniger als das, behaupte ich. Alles andere, ob Onkel Otto kommt und Clara ihr Klavierstück ordentlich gelernt hat, wie die Familie die Weihnachtstage anormales, aber irgendwie (meistens, wenn man Glück hat) liebenswertes Verhalten an den Tag legt, ist unwichtig.

(Zumeist) schön, aber unwichtig. Da kam ich alleine durch die Meditation drauf. Durch das „nicht – denken“, durch das wahrnehmen von dem, was ist und dem, was eben nicht ist, aber uns / mir vorgaukelt (wichtig) zu sein.

Teilweise ist das ernüchternd. Nur so ein Licht in der Dunkelheit, kein Ramba – Zamba mit dicken Geschenken, lauter Musik und Budenzauber.

Wenn man sich aber im Dunkeln befindet, ist ein Licht mehr wert als all das.

Geschenke sind natürlich auch nicht schlecht… 😉

Wie ich die letzten Jahre mit Star Trek lebte und was ich hoffe…

Der Anfang…

Als Star Trek Fan, geboren im Jahr der Mondlandung, wuchs ich mit James T. Kirk auf. Als Kind war das originale Star Trek für mich genau das Richtige. Bunt, mit Spezialeffekten und heroischen Vorbildern bestückt – und dann auch noch im Weltraum spielend!

Am Rande flammte immer wieder mein Interesse für Star Wars auf, aber für lange Zeit waren das eben „nur“ drei Filme, während die original Serie immerhin auf drei Staffeln kam. Außerdem schien das Universum von Star Trek komplexer zu sein. Es gab mehr zu entdecken und die Forscher waren die neuen Helden, die ins unbekannte zogen, bereit es mit (wissenschaftlich erklärbaren) Monstern und Phänomenen aufzunehmen.

Allen voran Kirk, der schelmisch lächelnde Frauenschwarm, mit dabei seine treuen Begleiter Spock, der Kühle und McCoy, das Herz der Gruppe, der Heiler. Es hätten auch Ritter sein können, während Roddenberry ja immer meinte, es sein ein „Waggon Trail to the Stars“, also eher einem Western nachempfunden.

Star Trek (oder „Raumschiff Enterprise“) packte mich also als Kind. Das ist wesentlich, denn was einen in dieser Zeit packt, wird mehr Teil des eigenen Verständnisses von dieser Welt, weil man als Kind selbst Forscher ist und die Welt erst Stück für Stück erleben und erfahren muss, um erwachsen werden zu können. So waren schon in meiner Kindheit die Leute vom Raumschiff Enterprise nicht nur Freunde im Geist, sondern auch Weggefährten.

Dennoch schien auch Star Trek – die Originalserie lange Zeit ein abgeschlossenes Kapitel zu sein und wurde unwichtiger, wenn auch immer in glänzender Erinnerung gehalten, als ich älter und ein junger Erwachsener wurde.

TNG – der nächste Schritt

„Star Trek – das nächste Jahrhundert“ oder eben TNG war die Antwort auf meine Frage: Wie müsste ein Star Trek sein, dass mir jetzt – als junger Erwachsener – ein Wegbegleiter und Freund im Geiste wäre?

Während Kirks diplomatischste Antwort in der Regel ein Faustschlag war (neben einigen gepfefferten Reden), verstand sich Picard in der Kunst der hohen Diplomatie, während McCoy das Herz eines Landarztes einbrachte, gab es auf der 1701 D eine Counselor für psychische Probleme, einen Androiden, der die Welt – bei allem Wissen – aus einer völlig unvoreingenommenen Sicht betrachtete, einen Klingonen, der seine machohaft-traditionellen Werte teilweise mit einem gelegentlichen Lächeln tauschen sollte und viele, viele mehr. Das waren wirklich hochkarätige Weggefährten durch das Leben, die mir als jungen Erwachsenen ebenfalls hilfreich war.

Denn neben den unterhaltsamen, spannenden, witzigen und lehrreichen Handlungen, vermittelte die Serie eine Art von Denken, von der sich mancher Chef in mancher Chefetage eine dicke Scheibe abschneiden kann. Für mich – als „Normalo“ – waren die intelligenten und emphatischen Lösungsansätze für diverse Krisen, die Offenheit zu einer klugen Weltsicht und einer ehrlichen Selbstreflexion, wie sie immer wieder, in unzähligen Folgen, an diversen Beispielen gezeigt wurde, ebenfalls eine gute Anleitung für den Alltag. Lange Zeit nannte ich TNG meine „tägliche Dosis positives Denken“.

TNG im Kino

Als TNG ins Kino kam, war es nicht mehr TNG. Einiger Tiefe beraubt, inhaltlich teils nicht mehr passend zu den Geschehnissen in der Serie, starteten die Kinofilme mit „Treffen der Generationen“; einem Film, der von Zerfall und Vergänglichkeit berichtete, wobei Kirk zwei mal starb, die Enterprise D zerschrottet wurde, die Geschwister Lursa und Bethor starben, die Familie von Picards Bruder in einem Brand ums Leben kam, und das alles, damit Kirk und Picard zu dem denkbar ungünstigen Zeitpunkt aus dem „Nexus“ springen konnten (was per se als unmöglich galt), um sich mit Soran, dem Bösewicht des Films, prügeln zu können. Natürlich wollte man die Fans beider Generationen ins Kino locken, um den Profit zu maximieren. Ja, Ferengis haben ihre Vorbilder in der wahren Welt…

Ich verglich das Drehbuch zum ersten TNG Kinofilm damals mit einer „unaufgetauten Pizza Deluxe“, denn der Film hatte viel Potential, dass aber verschenkt wurde. Die Charaktere trugen teils Uniformen vom Nachbarset (Deep Space Nine), denn der Film wurde generell „mit der heißen Nadel“ gestrickt. Auf seine plumpe Weise war es der letzte Star Trek Kinofilm (bis evtl. Nemesis), in dem es weniger um Action als um Inhalt ging. Immerhin konnte man noch eine kleine Erkenntnis aus diesem Film ziehen: Sterblichkeit gehört zum Leben und es ist klüger die Zeit, die man hat zu nutzen als über die, die man nicht mehr hat, zu klagen. Nach „First Contact“ und „Insurrection“ erzählte erst „Nemesis“ wieder von einer kleinen Lektion: dass das Streben danach, mehr zu sein als man ist den Unterschied macht.

Im TV trugen uns die Nachfolgeserien auf ihren Schwingen ins neue Jahrhundert: DS9, Voyager, Enterprise.

Alle drei Serien wurden mit viel Liebe angelegt, aber auf meiner ersten Convention sagte Bob Justman, Roddenberry würde sich bei der Vorstellung einer Star Trek Serie um eine Raumstation im Grab umdrehen. Genes Frau, Majel Barret-Roddenbery, meinte später, es sei in der Serie zu sehr um Krieg gegangen. Das sei nicht mehr die Vision ihres verstorbenen Ehemannes.

Über „Voyager“ hieß es böse, Berman hätte die Serie in einen anderen Quadranten verlegt, um sich von Roddenberry inhaltlich zu befreien: „Neuer Quadrant, neues Glück“ – aber am Ende wurde die Serie doch eine Art „TNG mit neuen Charakteren“. Enterprise wurde als „Schritt auf die Fans zu“ umworben und erlebte gerade noch so seine vierte Staffel.

Die Luft war raus. Weder im Kino, noch auf dem „kleinen Bildschirm“ hatte Star Trek noch eine Bedeutung. Manche Fans meinten damals, die Kuh sei totgemolken worden.

Und wie dachte ich darüber?

Damals hätte für mich „Enterprise“ gerne noch bis in die siebte Staffel gehen können und zwar so, wie es vor der Übernahme von Manny Coto und Co. gedacht war. Als eine Serie um das erste Warp-fähige Raumschiff der Menschheit, dass eine Menge aufregende Erstkontakte hatte. Es wurde stattdessen brutaler. Spätestens die Folge „Cold Station 12“ zeigte Szenen einer Folterung, die Star Trek von einer Familienserie zu einer Serie für die älteren machte. So sollte Star Trek nie sein, doch scheint das Franchise seither nur bedingt familienfreundlich zu sein.

Das war mir damals allerdings noch relativ egal, denn ich war ja älter. Nur wollte auch ich mich nie an Brutalität in Star Trek gewöhnen.

Die Inhalte der späteren Serien (DS9 – ENT)  jedoch waren – bis auf wenige Ausnahmen – nicht mehr so sehr dazu angehalten als Schablone für tägliches Denken und Handeln in der echten Welt zu dienen. Ein Sisko, der mir erzählt, wie er gemogelt hat, um die Romulaner in den Krieg gegen das Dominion zu ziehen: Das war perfekte Unterhaltung, aber nichts, was ich mit in den Alltag nehmen konnte.

Aus meiner Perspektive verwässerte die Botschaft von Gene Roddenberry nach seinem Tod mehr und mehr.

Dann wurde es still um Star Trek.

Und wieder im Kino… Star Trek (2009)

Der erste Kinofilm, der dann – 2009 – von J.J.Abrams geschaffen wurde ,war ein guter Ausgangspunkt für eine Reihe guter Filme. Abrams kann zwar gut ein tot geglaubtes Franchise wiederbeleben, aber es fehlte dann stets an den „Sanitätern“ (um im Bild zu bleiben), die den Patienten wirklich wieder fit werden ließen. Er entzündete stets ein Feuer, aber dann kamen andere – und im Fall „Star Trek“ sogar er selbst – und nahmen diesem initialisierten Feuer die Kraft.

So war im Kino nach drei Filmen, die von Paramount eindeutig nicht für die Fans, eher für die Masse geschaffen worden waren, Schluss. Gerüchte folgten und blieben Gerüchte. Es hießt damals, der Präsident von Paramount habe kein Interesse an Star Trek.

Der spätere Erfolg von Star Wars zog auch weitere Wiederbelebungsversuche bei Star Trek nach sich. War ja klar. Jedes Studio will sein Pferd ins Rennen schicken und wenn „Weltraumserie“ angesagt ist, wird produziert.

Im Grunde bin ich froh, dass das so kam. Ich freue mich, dass es Serien wie „Discovery“, und „Picard“  gibt und in Kürze auch „Strange new worls“ geben wird. Speziell „Discovery“ ist meiner Ansicht nach wieder näher an Roddenberry dran, was vielleicht auch daran liegt, dass sein Sohn im Produktionsteam ist. „Picard“ wurde für mich persönlich zur relativen Enttäuschung.

Was meiner Meinung nach all diesen Serien fehlt ist die Metaebene. Die großen, wundervoll inszenierten Geschichten, deren Budget damalige Kinofilme übersteigt, mit ihren tollen, fähigen Schauspielern, vermissten es lange Zeit, einen deutlichen Bezug zu unserem Leben zu ziehen. In Ansätzen vielleicht mal, aber viel weniger als das bei TNG der Fall war.

Das ist jedenfalls das, was mir persönlich fehlt. Es ist heutzutage eine Krankheit jeglicher Fans, dass sie meinen zu wissen, was nicht nur für sie stimmt, sondern auch für alle anderen stimmen muss. Ich kann nur sagen, dass mir persönlich die Möglichkeit fehlt nach der Sichtung einer weiteren Folge „rauszugehen und das gerade gesehene in meinem Leben anzuwenden“. Nicht umsonst gibt es dieses Buch mit dem Titel „Alles was ich gelernt habe, habe ich von Star Trek“ (oder ähnlich). Nicht umsonst gibt es Bücher, die sich Picards Denken als Anleitung für Manager oder zum Bewältigen von Alltagsproblemen, widmen. Genau DAS fehlt mir persönlich am neuen Star Trek. Das sorgt dafür, dass es für mich aktuell keine Star Trek Serie ist, die mich so mitreisst, dass ich länger daran denken muss als in der Stunde, in der ich die jeweilige Folge sehe.

Hoffnung

Einen Hoffnungsschimmer gibt es jedoch. Die letzte Staffel „Discovery“ zeigte uns ein verängstigtes „erwachsenes Kind“, dass Angst davor hat, sich der Welt zu öffnen, die voller Grausamkeit, aber auch voller Schönheit ist. Wenn Saru und Co. Ihm anbieten, ihn als Weggefährten dabei zu begleiten, diese wahre Welt kennenzulernen, spricht das auch mein „inneres Kind“ an, welches seinerzeit Kirk und Co. zu seinen Weggefährten machte.

Die dritte Staffel kann auch als Gleichnis für jene Fans genommen werden, die so sehr in ihrer Fantasie leben, dass das wahre Leben an ihnen vorbeigeht. Die Geschichten, die uns als Kind erzählt werden sind nicht das Ende, sie sind der Anfang von etwas Größerem. Es geht darum, in die reale Welt zu ziehen, ohne dabei die Geschichten je zu vergessen, denn sie können dabei helfen auch mit den grausamen / harten Dingen im Leben besser umgehen zu können.

Verdammt ja, das ist Star Trek. Einzig bedauerlich, dass „Discovery“ für diese wirklich gute Message, über die sich Gene Roddenberry sicherlich gefreut hätte, eine ganze Staffel gebraucht hat. Mag aber sein, dass sie langsam wirklich wieder wissen, worum es eigentlich geht. Aus meiner Sicht. Wenigstens schließe ich diese Gedanken mit Hoffnung auf (weitere) echte Star Trek Episoden in weiteren Serien. Noch haben sie mich nicht so ganz erwischt, aber Captain Pike und seine Crew könnten die nächsten Weggefährten in meinem Alltag werden. Wer weiß? The Sky is the limit.

Bogenschießen am 2. Weihnachtstag (oder auch nicht)

Es war eines der besten Weihnachtsgeschenke, dass ich mir selbst machte. Mein erster selbst ausgewählter Recurve-Bogen! Seit über einem (Covid-) Jahr bin ich bei diesem Hobby, welches mich erstaunlicherweise weniger als Held fühlen lässt (das auch), sondern mehr dafür sorgt, mein Gehirn mit Stille zu versorgen.

Mit anderen Worten ist Bogenschießen für mich eine weitere Methode – neben der Selbsthypnose, Meditation und dem autogenen Training – um mir ein Gefühl von Zentriertheit zu verschaffen. Ich lernte – und bin immer noch blutiger Anfänger – schon am Anfang:  Achte auf einen sauberen Ablauf bei DIR und NICHT auf das Ziel, in erster Linie. Ein Rat, der mir auch im täglichen Leben mehr bringt.

Wer auf Ziele achtet oder generell auf seine Umgebung, wird von sich, seiner Motivation, seiner Konzentriertheit (auf das Ziel), seinem Geerdet-Sein etc. abgelenkt. Am Ende sieht man vielleicht nichts weiter als das ersehnte Ziel (durchaus zweideutig gemeint), ohne es je treffen zu können. Wer indes bei sich bleibt, der trifft eher mal.

Wow, das war jetzt toll, oder? Aber wie gesagt, ich bin immer noch blutiger Anfänger. Darum schieße ich am Liebsten auch immer auf dem Bogenschießplatz: am anderen Ende der Stadt hinter Zaun und Laubbüschen. Quasi unsichtbar vor fremden Augen. So mag ich es am Liebsten.

Derzeit nur leider ist genau das verboten. Corona. Mehr muss ich nicht schreiben, denke ich. Auch so eine Ablenkung von der inneren Zentriertheit, wenn man sich alleine nur mit dem Virus befasst. Viele tun das, was ihn weder harmloser noch gefährlicher macht, aber garantiert dafür sorgt, in innere Unruhe zu kommen.

Zwei Tage vor Weihnachten ging ich auf einen Platz, der relativ ruhig war. Es gab auch kaum Spaziergänger, denn als Bogenschütze, egal wie nahe das Ziel ist, kommt man sich immer wie ein potentieller Mörder vor, wenn man in freier Natur schießt. Jedenfalls mir geht das so. Da ist ein gewisses „schlechtes Gewissen“, weil ich weiß, dass viele nicht wissen, dass man das darf, wenn man verantwortungsvoll handelt und das ein Bogen nicht unter das Waffengesetz fällt.

22. Dezember, vormittags also. Ich hatte schon lange nicht mehr geschossen. Die ersten drei Pfeile gingen zwar nicht daneben, aber es gab keinen „Strauß“: Wenn die Pfeile eng beieinander stehen, ist das immer ein gutes Zeichen, weil man a) regelmässig einen ähnlichen Ablauf hat und b) diesen (theoretisch) nur minimal verändern muss, um noch besser treffen zu können. Wenn beispielsweise alle Pfeile unten rechts stecken, muss ich meine Bogenhaltung ein wenig nach oben links korrigieren. „Theoretisch“ schreibe ich, weil das bei mir (Anfänger) nie so ganz klappt. Ich lerne noch.

Die nächsten Pfeile saßen besser, weil ich mich darauf besann, mich auf meinen ABLAUF zu besinnen. Von da an wurde mein Kopf leer, meine Atmung ruhiger, mein ganzes Körpergefühl wurde besser. Wenig später packte ich meine Ausrüstung zusammen, gestärkt, entspannt und in Vorfreude auf meinen ersten selbst ausgewählten, eigenen Bogen (und weiterem Zubhör) zu Weihnachten.

Am 2. Weihnachtstag wollte ich nun auch Bogenschießen gehen. Die Feiertage waren wieder höchst emotional geworden. Ich bin eben so ein emotionaler Mensch und die 1054 Eindrücke, die ich in nur zwei Tagen bekommen hatte wollten – wie der Puter, die Schokolade und die Kekse – erstmal verdaut werden.  Da bot sich das Bogenschießen an. Außerdem wolllte ich natürlich endlich wissen, wie sich mein Bogen so anfühlt, ob mein selbst gesetzter Nockpunkt richtig oder falsch lag usw.

Schon auf dem Weg zum „ruhigen Platz“ vom 22.12. bemerkte ich, dass offenbar kein Hildesheimer daheim geblieben war. Im Gegenteil. Sie hatten alle vor, „meinen ruhigen Platz“ aufzusuchen. Alte, Junge, Kinder, sie alle wollten an meinem Platz Fußball spielen, spazieren gehen, ihren Hund ausführen, die Kinder auf den nahen Spielplatz jagen, joggen, walken, Rad fahren… Ich war also sehr beobachtet und, um es kurz zu machen, packte schon sehr bald wieder meine Ausrüstung zusammen.

Leider keine gute Idee, am 2. Weihnachtstag draußen Bogenschießen zu wollen.

Cest la vie.

Aber bald gehen sie wieder alle zur Arbeit (wie ich auch). Dann könnte ich, wenn ich könnte,… Ach ja. Zeit, dass es Frühling wird und der Sportplatz wieder aufmacht, denn, ja, der neue Bogen fühlt sich rrrrrrrichtig gut an! Bis dahin schaue ich „Robin of Sherwood“ und träume von leichten, fühlingshaften Tagen, wo ich im Sonnenschein stehend in völliger innerer Ruhe bei mir sein werde.

 

 

Querdenken? Ein paar Gedanken zum Dezember 2020, während der 2. Corona-Welle

Der nachfolgende Text beinhaltet nur meine persönliche Ansicht. Ich kann mich irren, aber so sehe ich es derzeit…

Querdenken oder querfeldein-manipulieren?

Ich wuchs damit auf, dass „Querdenken“ eine Tugend ist. Damit gemeint war: Nicht alles so hinnehmen, wie es ist. Hinterfragen. Analysieren. Ohne Vorurteil ein Urteil bilden. Immer wieder neu.

Mein Vater hatte den zweiten Weltkrieg in Deutschland als Jugendlicher miterlebt. Und machte sich Gedanken. Hinterfragte in einer Zeit, in der Demonstrationen wie heute undenkbar waren, in der wirklich Kinder ihre Eltern und Eltern ihre Kinder verrieten. Eine perverse Zeit, die wir so nicht wieder brauchen.

Die „Querdenker“ von heute hinterfragen keinesfalls ohne Vorurteil, denn sie wissen schon, was sie glauben wollen, ehe sie hinterfragen. Sie suchen nicht nach „der“ Wahrheit, sondern nach IHRER Wahrheit. Damit tun sie das, was sie ihren „Gegnern“ vorwerfen – nur anders. Wie heißt es doch: „Glaube nur der Statistik, die du selbst gefälscht hast.“ (Winston Churchill).

Diese Aussage beinhaltet vieles von dem, was heute in den „sozialen Medien“ schief läuft: a) Jede Seite hat IHRE Statistiken und b) das Zitat ist gar nicht eindeutig von W. Churchill, aber sie haben es auch erstmal hingenommen, nicht wahr? Auf diese Weise wird im Netz manipuliert ohne Ende. Eben nicht quergedacht, sonder querfeldein-manipuliert. Und die manipulierten fühlen sich dann mit ihrem schier unglaublichen Erkenntnissen wie „das auserwählte Volk“, die „Einäugigen unter den Blinden“.

Die Wissenschaft, selbst die objektive Wissenschaft, hatte aber für Fakten bisher kaum genug Zeit. Darum blühen die relativ unhaltbaren „Ideen“ in solchen Massen. Der Mensch will Fakten. Wer Angst hat, will per Verstand Herr der Lage werden. Ganz menschlich. Geht aber nicht – so schnell!

Kinder sind wirtschaftlich (erstmal) entbehrlich…

Als im Frühjahr der Lockdown kam, war ich persönlich überrascht. Wissen Sie auch, warum? Weil ich der Meinung war, in unserer (wenig) sozialen Marktwirtschaft ginge es gar nicht mehr um den Menschen, sondern nur noch um Geld, Kohle, Wirtschaft eben.

„Frau Merkel hat mich da überrascht und mir persönlich ein gutes Gefühl gegeben: Diese Frau, die nicht zu der von mir bevorzugten Partei gehört, hat mehr als die Lobby, also die wirtschaftlichen Interessensgruppen, im Auge. Sie hat auch MICH im Auge, will auch MICH schützen, wenn es – wie in diesem Fall – zu einer Pandemie kommt.“ Dachte ich damals.

Doch so gut, wie die Politik – allen Unkenrufen zum Trotz – reagiert hat, so dumm handelt sie, wie ich das beurteile, heute. Denn inzwischen dauert die Pandemie schon so lange, dass die wirtschaftlichen Interessen tatsächlich langsam, aber sicher mehr Bedeutung bekommen als Du, Dein Nachbar oder ich. So jedenfalls stellt es sich mir dar. Wie sonst soll man diese Mischung aus Härte und Lockerheit in Deutschlands Corona-Management deuten? Da rangeln doch offenbar Interessen. Das Ziel: „So viele gesund über die Pandemie helfen wie möglich“ scheint nicht mehr deutlich zu sein.

Die Politiker haben nicht vor uns zu versklaven, uns Chipimplantate einzuimpfen oder dergleichen. Mag sein, ja, dass die Pharmaindustrie last but not least mit am Corona-Virus gebastelt hat. Eine gewagte Überlegung, aber wer weiß? Doch statt sich mit solch abstrusen oder doch wenigstens unbeweißbaren Hirngespinsten aufzuhalten, sollten wir aufpassen, ob unsere Politiker weiterhin uns, das Volk, schützen und wann es zum Kippen hin zum Mehrinteresse an der Lobby kommt: DA sollte dann demonstriert werden!

Wenn mein Sohn sich in einen überfüllten Bus zur Schule quetschen muss, um dann im kalten Klassenzimmer bei geöffneten Fenstern mit Abstand und Maske zu sitzen ist klar, dass Kinder auch heute noch, wenigstens erstmal, relativ entbehrbar sind, wenn es um die Wirtschaft geht. Traurig.

(Aber im Abstand essen gehen ist verboten… aber ich will nicht zu weit ausholen… es passt einfach vorne und hinten nicht…).

In diesem Jahr wurde immer wieder gewarnt, dieser Virus sei auch für junge Menschen, auch für Kinder gefährlich. Haben die ach so klugen „Querdenker“ gar nicht gemerkt, dass diese Äußerung nun verändert wurde in: „Ach, so schlimm kann das bei Kindern gar nicht sein“? Warum ist das wohl so? Ist doch klar: Kinder sind wirtschaftlich eher unwichtig. Die Eltern sind wichtig, müssen wieder zur Arbeit gehen können und dazu ist es nötig, die Kids abgeben zu können.

Unsere familienfeindliche Politik, die Eltern und Kinder in den entscheidenden Jahren der Erziehung in vielen Familien voneinander trennt, weil eben häufig BEIDE arbeiten gehen MÜSSEN, um finanziell über die Runden zu kommen, macht es anders gar nicht möglich. Eigentlich müssten die Kinder jetzt daheim bleiben. Totaler Lockdown für ein paar Wochen. Wenn unsere Politiker dem Robert Koch Institut glauben und die Fakten stimmen, dann wäre das die einzig glaubwürdige Politik.

Aber: Unsere Politiker wollen nunmehr immer weniger uns schützen, sondern zunehmend die Wirtschaft und das nicht zum Wohl des Einzelnen, sondern zum Wohl der Lobby! Ich wäre froh, wenn ich in den kommenden Zeiten vom Gegenteil überzeugt werden könnte und beobachte…

…und komme zu einer interessanten Idee: Könnten einige der „Querdenker“ Teil der Lobby sein und dafür sorgen, dass solche – für die Lobby recht angenehmen – Lockerungen von Teilen der Bevölkerung unterstützt werden? Frei nach dem Motto: „Der Virus ist eh nur ausgedacht“? Wäre ja mal raffiniert. Mein Gott, so leicht ist es zu theoretisieren! Mea culpa!

Unter Druck

Ich weiß nicht alles und glaube nicht alles, aber wenn mir etwas klar ist, dann dies: Unter Druck wird man sich seiner eigenen Schwächen bewusst. Ob man will oder nicht.

Corona, egal woher das Zeug kommt, setzt unser Land unter Druck und egal, wie gut unsere Demokratie auch sein mag: Wenn es Schwächen gibt, werden diese unwiderbringlich offenbar werden, wenn die Pandemie weiter anhält.

Ich glaube an unsere Demokratie. Trotz der vielen Dummköpfe, die sie ausnutzen und sich nicht einfach, wie die Nachkriegs-Generation, ihrer Existenz erfreuen. Ich weiß, die Politiker, die gerade im Amt sind, können es besser als sie es im Moment tun. Die Lobby ist das eigentliche Problem, dass sie daran hindert ihr volles, gutes Potential zu entfalten.

Meine These: Die Krise kann die Demokratie stärken und die Lobby schwächen oder der Demokratie schaden und die Lobby stärken.

Selbst Querdenker (ohne „Gänsefüßchen“) ende ich diese Gedanken mit einer zeitlosen Weisheit: „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ (Sokrates)

Erste Vorweihnachtsgedanken 2020: Eine Retro-Spektive

Die Vorweihnachtszeiten meiner Kindheit waren Zeiten voller Geheimnisse. Einerseits wusste niemand so gut wie meine Mutter, wie man ein gutes Weihnachtsfest feiert, unterstützt durch meinen unermüdlichen Vater, der das Geld dafür erwirtschafte. Es lag meiner Ansicht nach auch der Zeit in der ich Kind war.

Da ich 1969 geboren wurde kann ich wohl sagen, dass ich das Leben und Streben um mich herum etwa ab Mitte der 1970er Jahre bewusst wahrnahm. Die Sesamstraße war damals anders! Es gab amerikanische Folgen zu sehen, die man synchronisiert hatte. Ich mochte das. Es war – ganz nebenbei – vielleicht das Beste, was das deutsche TV damals gegen Rassismus tun konnte, denn in der Sesamstraße lebten Farbige und Weiße und Muppets friedlich beieinander. Irgendein wirrer Pädagoge kam aber später zu der Ansicht, die Sesamstraße für deutsche Kinder müsse anders sein. Deutscher vielleicht?

Mitte der 1970er hatten wir Eltern, die zumeist schlimme Zeiten im Krieg erlebt hatten – und sei es, selbst als Kind. Die Wirtschaft florierte, aber es gab noch nicht den Massenkonsum von 2020. Es gab noch keine Smartphones, kein Youtube, das dauernd von Werbung unterbrochen wird, keine Kinder-Sender, die dauernd von Werbung unterbrochen werden. Das Kind als Zielgruppe für Spielzeug wurde noch ein wenig geschont – im Vergleich zu heutigen Maßstäben.

Spielzeugwerbung – und klar, als Kind war eines der aufregendsten Dinge an „Weihnachten“ das Spielzeug, das man vielleicht als Geschenk bekäme, wenn man Glück hatte – war äußerst selten. Wenn sie kam, wurde in sehr kurzen Stop-Motion-Animationen gezeigt, was für tolle Abenteuer mit dem Spielzeug XYZ erleben konnte. Diese seltene Werbung wurde in den ZDF – Werbeblöcken beispielsweise gezeigt. Weil sie so selten war, wurde es für mich als kleines Kind ein kleines Highlight, wenn ich da z.B. den von mir gewünschten Jeep von BIG JIM oder das Piratenschiff von Playmobil erspähen konnte. Weniger war mehr, denn heute sind selbst Kinder häufig von der noch so interessantesten Werbung genervt. Sie wurden längst zum Zahnrad im Getriebe der Wirtschaft. Damals lief das alles viel subtiler, weniger aufdringlich und aggressiv als heute.

Und dann der Schnee! Der oft noch verleugnete Klimawandel war damals noch nicht spürbar. Die Winter schenkten uns jedes Jahr verschneite Tage. Mit „verschneiten Tagen“ meine ich kein kurzes Gestöber, sondern lange Schneeschauer, die das Land bedeckten und für „Türme“ an den Straßenrändern sorgten. Natürlich fuhren wir Kinder dann auch unermüdlich Schlitten. Wenn ich zurückdenke, ist es für mich nur schwer nachvollziehbar, wie unendlich oft ich immer wieder meinen Schlitten den Berg hochzog, nur, um dann wieder herunterzufahren. Aber ich war beileibe nicht der Einzige. Die Kinder der ganzen Nachbarschaft taten es mir gleich (oder ich ihnen). Und wie unendlich gut schmeckte dann ein heißer Kakao, wenn man – nach hereinbrechender Dunkelheit, nass und kalt – wieder heimkehrte!

Der Winter hatte noch sehr viel mehr „verzauberte“ Seiten. Erst viele Jahre später erkannte ich, dass die Welt, wenn sie einschneit, plötzlich künstlerisch wirkt. Sauber, verträumt, märchenhaft.

Kein Wunder, dass „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ damals unsere Gemüter erwärmte, denn wir wussten ja, wie es ist, im Schnee zu toben und viele träumten vielleicht auch davon im selbigen Element durch einen Wald zu reiten und Abenteuer zu erleben… Aber Märchen gab es in dieser Zeit sowieso regelmässig. So wuchs ich mit dem „Fernsehen der DDR“ auf. Für mich war das keine Bezeichnung, die mich an irgendeine Trennung von Deutschland erinnert hätte. Ich gehörte zu einer der ersten Generationen, für die das „normal“ war, dass Deutschland zwei Teile hatte. Und ich wusste, dass es da immer die tollen Märchen gab. Russische, verrückte und spannende Märchen, aber auch „Pan Tau“ und Co.

Zurück zum Spielzeug. In den Spielzeugläden, die es lange, lange Zeit vor „Amazon“ gab, erstreckte sich seinerzeit ein „Paradies für Kinder“. Das lag daran, dass das Spielzeug von damals – aus der Sicht heutiger Kinder wohl „nicht perfekt“ – für uns perfekt und aufregend war!

Spiele wie „Tödliches Dreieck“, (später) Scotland Yard, Cluedo… Hier wurden Legenden geschaffen, auf denen sich noch heute viele Spielkonzepte orientieren! Playmobil, auch in meinem Blog oft besprochen, war damals noch ganz neu, BIG JIM – leider nur von kurzer Lebensdauer – prägte unsere Generation teilweise so sehr, dass die alten „Puppen für Jungs“ auf Ebay  und Co. noch heute für horrende Preise gehandelt werden. Ich meine, auch da waren es Pädagogen, die meinte, Puppen für Jungs, das ginge nicht… Wie sehr doch Pädagogik ein Kind seiner Zeit ist!

Obschon ich heute selbst fasziniert von Playstation – Spielen und VR-Technologie bin, regelmässig Spiele „zocke“, von denen damals nicht einmal zu träumen war, bin ich doch froh, dass wir damals noch Spielzeug hatten, dass man „in die Hand nehmen“ konnte, dass die eigene Fantasie „ankurbelte“. Damals – beim spielen –  begann ich mir Geschichten auszudenken. Das war sehr schön und legte möglicherweise die Voraussetzung dafür, dass ich mir noch heute immer wieder gerne Geschichten ausdenke… Schon allein die Ästhetik jener Spielsachen damals bezauberte mit ihrer Kinder ansprechenden Einfachheit, die doch alles besaß, was nötig war.

Nun aber doch noch einmal zurück zum TV-Programm. Ganz stark waren damals die „Advents – Vierteiler“. Da dachte noch irgendein Programm-Chef beim Fernsehen daran, in der Vorweihnachtszeit ein Programm für die ganze Familie zu bringen! Und so sahen wir Stevensons „Schatzinsel“, „Der Seewolf“ und Co., stets am adventlichen Kaffeetisch an jedem einzelnen Advent und fieberten gemeinsam dem Finale jener verfilmten Weltliteratur entgegen.

Wir warten auf das Christkind“ war eine Sendung, die stets am 24.12. lief. Ich erinnere mich kaum daran, vielleicht noch an die „Buresch – Serien“ „Emm wie Meikel“, „Hase Cäsar“, Plumpaquatsch und Co. Ich liebte dieser Serien sowohl vor als auch während und nach der Weihnachtszeit. Diese Serien sprachen Kinder als Kinder an. Es ist zwar einerseits schön, dass man heute das enorme Potential in den Kindern fördert, dass in früheren Generationen mißachtet, ja, unterdrückt wurde, aber die Schattenseite ist sicher, dass Kinder heute gesellschaftlich mehr Druck ausgesetzt sind, sich beweisen und ihre Besonderheit präsentieren zu müssen. Wenn ich früher den Hasen Cäsar sah, musste ich nicht lernen, wie z.B. ein Atomkraftwerk funktioniert, sondern konnte einfach Kind sein. Peter Lustig mochte ich trotzdem 😉

Wie Weihnachten in meiner Familie ablief ist ein Thema für sich. Schön war es auf jeden Fall und ritualisiert. Vielleicht etwas für einen anderen, weiteren Text.

Als Fazit kann ich sagen, dass es damals weniger konsumorientiert abging. Der Konsum war – im Gegensatz zu heute – noch gezähmter und ich habe als Erwachsener und Vater heute den Eindruck, früher konnte man unbesorgter und von der Wirtschaft kaum adressiert, als Kind aufwachsen – in einer Welt, die noch ein wenig normaler war als heute.  Oder, naja, wenigstens durfte man die Welt als Kind verklärter sehen und seinen Welpenschutz leben, wenn man die richtigen Eltern dazu hatte. Da hatte ich ziemlich Glück 🙂

Kolumne: Mensch versus Natur?

Der Mensch sieht sich zunehmend als Außenstehend von der Natur. „Naturschutz“, „Umweltschutz“, „Klimaschutz“ impliziert, dass wir etwas schützen, das außerhalb unserer Selbst ist. Wir Menschen fühlen uns als Regisseure in einem Stück, in dem wir austauschbare Schauspieler sind – mehr nicht!

Der Mensch zerstört und bewahrt seit es ihn gibt. Zerstört: Indem er die Natur plündert und Tiere tötet, um zu überleben. Bewahrt: Die eigenen Kinder, die eigene Familie, sich selbst. Es geht also alles um die Erhaltung der eigenen Art, darauf sind wir angelegt – seit tausenden von Jahren. Im Zeitalter des Konsum wurde die Grundlage zum Überleben pervertiert. Es gibt für manche Menschen ein Überangebot, andere müssen sterben. Von den grausamen Umständen, in denen Tiere gehalten werden, die nur dem Verzehr zugeführt werden sollen, ganz zu schweigen…

Eine Folge der Tatsache, dass wir Menschen uns als außerhalb der Natur betrachten sind sogenannte „Zivilisationskrankheiten“. Der Körper des Menschen reagiert immer noch wie in der Urzeit. Der Mensch hat sich eine künstliche Umwelt mit eigenen, künstlichen Regeln geschaffen, die für ihn selbst nicht „Artgerecht“ ist, aber stattdessen der Gewinnmaximierung diverser Firmen Rechnung trägt.

Auch Viren, wie der allseits bekannte Covid-19 sind nur ein Zeichen dafür, wie eng der Mensch sprichwörtlich von NATUR aus mit der Natur verbunden ist.

Am Ende versucht sich der Mensch gegen die Natur aufzulehnen und begeht dabei den fatalen Irrtum, er sei kein Teil dieser Natur, sondern ein „Gott“. Sobald er aber an einem tödlichen, neuen Virus erkrankt oder wenn sein Leben bedroht ist – und sei es durch beruflichen Stress – bricht der Damm unserer künstlichen Regeln und wir reagieren wieder als Mensch, als jene höhere Art von Tier, das einfach überleben will. Nicht umsonst kommt mancher Mensch erst nach tiefen (auch gesundheitlichen) Krisen (kurz) zur Besinnung und erkennt, was WIRKLICH zählt!

Ob es der kirchliche und falsch interpretierte Glaube bezüglich der Rolle des Menschen auf Erden ist, der überhöhte Glaube an unsere wissenschaftlichen Fähigkeiten oder schlicht der Irrtum, höhere Gewinne könnten das wahre Lebensziel sein: Wir sollten gefälligst endlich damit anfangen uns nicht mehr als „der Natur gegenüberstehend“ zu betrachten – oder schlimmer noch: Als über der Natur stehend!

Der Mensch ist Teil der Natur. „Umweltschutz“, „Klimaschutz“, „Naturschutz“: Alles nur ein Wort für SELBSTERHALTUNG. Wie wirr im Kopf ist der „zivilisierte Mensch“ geworden, dass er seinen eigenen, künstlichen Vorstellungen vom „Wohl der Menschheit“ eher glaubt als dem Trieb, der ihn tausende von Jahren am Leben hielt: Dem SELBSTERHALTUNGSTRIEB?

Episode VIII: Die letzten Jedi – eine weitere Retrospektive

Ein weiterer Rückblick

SPOILER AHEAD!

Episode VIII ist kontrovers. Ich bin in keinen der neuen Filme so oft gegangen wie in Episode VIII und in VII war ich an die sieben Mal. Warum ist das so? Nicht, weil ich „Last Jedi“ für den Besten halte. Bei weitem nicht. Ich bin ein Abrams – Anhänger, mag seine Filme (generell) sehr und in diesem Fall auch MEHR.

Ich bin deshalb so oft in VIII gegangen, weil er mich herausforderte. Rian Johnson würde es freuen, dies zu lesen, denn genau das bezweckt er mit seinen Filmen. Er ist der Typ, der Vollwertkost im Kino austeilt, an der man lange zu knabbern hat. Abrams verteilt indes Hamburger, bildlich gesprochen. Man kann sie schnell wegschlemmen und hat schon bald Hunger auf mehr davon. Nach Johnsons „Vollwertkost“ ist man erstmal satt. Manche auf Monate. Manche au ewig.

Je öfter ich über den Film nachdenke, desto seltsamer wird es: Gedanklich fällt mir immer wieder mehr ein, warum der Film eine Enttäuschung ist. Sehe ich ihn mir dann wieder an, gefällt er mir (dennoch).

VIII ist vor Allem ANDERS

Kein Wunder also, warum ich mich immer wieder frage, was mich an diesem Werk stört. Klar, ein Grund platzt einem ins Gesicht, wenn man ihn schon das erste Mal sieht: Er arbeitet höchst eigenwillig mit der Vorgabe, nämlich Episode VII. Er ist willentlich ganz anders als Episode VII.  Snoke, der in „Erwachen“ als neuer Oberbösewicht angelegt ist und äußerst mysteriös und mächtig wirkt, wird in dem Film – wir wissen es alle – kurzerhand gekillt. Der oberste Anführer ist tot, es lebe der oberste Anführer.

Rey´s Schicksal

Rey soll ein Niemand sein. Dieser Punkt wird in IX „aufgelöst“, wenn man das so sagen will. Auch ihre Eltern werden dort enthüllt. Ein letzter Teil steht allerdings auch in der Pflicht, Antworten zu bringen. Wann sonst sollten sie sonst kommen?

Die Höhlenszene in VIII wird indes oft falsch gedeutet, scheint mir: Sie will dort nicht wissen, von welchen „Superhelden“ sie ihre Macht hat, sie ist dort lediglich auf der Spur ihrer selbst. Die gesamte achte Episode, streng genommen die ganze Trilogie ist die Suche einer jungen Frau nach ihrer wahren Identität.

„Wer bist du?“ „Ein Niemand!“
(„Das Erwachen der Macht“)

Wer seine Eltern kennt, weiß mehr über sich selbst. Darum will sie wissen, wer ihre Eltern sind. Der Kinogänger freilich möchte wissen, woher ihre Macht kommt. Während es Rey brennend interessiert, wer ihre Eltern sind, ist dies dem Zuschauer nur wichtig, wenn er einen Bezug zu den Eltern hat, sie kennt und dadurch eigene Rückschlüsse ziehen kann.

Die Antwort der Höhle auf Ahch To, die ja offenbar der dunklen Seite der Macht angehört, ist genau so finster: Rey wird im wahrsten Sinne auf sich selbst zurückgeworfen. Auch, wenn es da draußen irgendwo ihre Eltern geben mag, hier und jetzt ist sie auf sich alleine angewiesen. Darum sieht sie nur sich selbst. Niemand gibt ihr eine Hilfe. Luke, als (eher schlechter) Repräsentant der Jedi und des Lichts, nicht, aber auch die dunkle Seite, in Form der Höhle, nicht.

„Ich brauche jemanden, der mir meinen Platz in all dem zeigt!“ (Rey)

So sucht sie schließlich Kylo Ben Ren auf, dem sie sich zugewandter fühlt als irgendwem sonst. Vielleicht weil er „die Vergangenheit sterben lassen will“, was eine zynische Reaktion sein mag, denn auch Kylo „Ben“ Ren ist – wie Rey – unreif und auf der Suche nach seiner Bestimmung, die er – wir wissen es – am Ende von IX auch findet.  Tragisch: Luke verliert Rey um ein Haar, eben gerade weil er sich weigert, ihr im vollen Umfang zu helfen!

Ist das unser Luke?

Ein wichtiger Kritikpunkt der Episode VIII ist freilich die dunkle Darstellungsweise von Luke. Das er, nach seinem Versagen an Ben ins Exil gegangen, nicht gerade ein „happy guy“ wäre, war mir schon nach Episode VII klar, aber das er schon zuvor ein derart finsterer Zeitgenosse geworden war, dass er überlegte, Ben, den Sohn seiner Schwester und seines besten Freundes, im Schlaf zu töten, fand ich lange Zeit unglaubwürdig.

Ist es an sich auch, zeigt aber andererseits doch nur, dass Luke auch die dunkle Seite in sich trägt, mit der er sich offenbar immer wieder auseinandersetzen muss. Allzu schnell vergisst man, dass er der Sohn von Vader ist, obwohl man es immer wieder gerne zitiert: „Ich bin Dein Vater!“

Wie schnell reagiert man selbst im Alltag auf böse Taten in der Welt, die wir in den Nachrichten oder sonst wo hören, mit Aggressivität oder Rachegedanken? Das ist menschlich. Zudem mag Luke sich eigene Fehler viel weniger nachzusehen als die Fremder, wie die seines Vaters, wenn er dann ins Exil geht und zum brütenden Eremiten wird.

Immer dann, wenn sich Helden auf der Leinwand in dieser Weise menschlich verhalten, stört uns das. Sie sollen gefälligst überlebensgroß sein und bleiben! Das ist auch menschlich und Momente wie jener, in dem Luke seine Freunde aus den Fängen Jabbas befreit werden wir, einmal geshen, nie vergessen. Es sind die leuchtenden, prickelnden Augenblicke der Saga.

Dennoch gab mir der Gedanke daran, dass Luke durch den Verlust Bens an Snoke / die dunkle Seite, alleine aufgrund seiner Fehlbarkeit, zum verbitterten, alten Eremiten wird, eine gewisse Befriedigung. Es ist nicht meine „Wunsch – Version“ vom „alten Luke“, aber es ist eine Version, die ich für möglich halte.

Lukes Aufstieg & Die seltsamen Wege der Macht

Rey befreit ihn aus seinem brütenden Dasein, ein wenig mit Hilfe von Yoda, und am Ende von VIII und am Anfang von IX ist er wieder ganz der Alte.

Was mich zu meinem letzten heutigen Punkt bringt: Warum können Jedi die Macht als Machtgeister nutzen? Nun, Obi Wan konnte mit Luke sprechen als er den Todesstern angriff. Klar, dass ist etwas anderes als einen Blitz zu Boden zu schicken, aber ihr habt es gesehen: Yoda musste sich sammeln als er das tat. Das ist nichts, was er mal so nebenbei macht, es braucht Kraft, Energie, Konzentration, die so nicht maßlos zu Verfügung stehen wird, auf das ein Eingriff etwa in „irdische Konflikte“ nur sehr begrenzt möglich sein werden. Denkt man an „normale Geister“ aus Geisterfilmen, so können diese ja auch eher ein Bild von der Wand fallen lassen als jemanden zu erdrosseln. Okay, aber das führt ins Horror-Genre. Nicht mein Fachgebiet… Jedenfalls muss sich auch Luke sehr konzentrieren als er in Episode IX den X-Wing aufsteigen lässt. So viele diese Szene ablehnen: Ich feiere sie 🙂

Meine Motivation

Während viele Fans sich (gerne?) selbst im Hass gegen manche Entscheidungen mancher Regisseure zerfleischen, ist es mein Wunsch, auch die Sequel – Trilogie als ein in sich geschlossenes, rundes Werk zu verstehen. Dies gelingt mir nicht immer leicht, aber definitiv leichter als die Lücken und Vorsprünge zwischen der alten Trilogie und den Prequels zu schließen.

Aber das ist eine andere Geschichte….

Kolumne: Respektlosigkeit in Corona-Zeiten

Ein fast normaler Feierabend

Eigentlich hatte ich einen anderen Text vorbereitet, doch dann kam etwas dazwischen. Ich wurde Zeuge einer abstrusen Szene in einer Hannover Stadtbahn, die mich immer noch fassunglos und wütend macht. Vor Allem wütend.

Ich setzte mich an meiner Haltestelle, nach einem langen Arbeitstag, in die Stadtbahn. Alle trugen ihren „Mund- Nasenschutz“ und alle achteten auf Abstand, so sehr das eben möglich war. Bald schon füllte sich die Stadtbahn erheblich. Ich hatte eine später genommen als sonst. Offenbar ist diese viel voller.

Mir gegenüber – ein freier Platz links, einer recht – saß ein älterer, dünner Herr, der offensichtlich auf einem Auge erblindet war. Auch ich achtete darauf, dass ich neben mir Platz hatte und nehme andererseits genau so Rücksicht auf meine Mitmenschen: Wenn ich mich nur dann setzen könnte, wenn ich einer anderen Person „auf den Leib rücke“, sprich: direkt neben ihr sitzen würde, dann setze ich mich woanders hin oder stehe.

Spannenderweise ist dieses Verhalten seit dem Ausbruch von Corona unter den meisten Mitmenschen allgemein anerkannt, wie ich beobachten konnte. „Ich schütze dich, du schützt mich.“ So zivilisiert und rücksichtsvoll erlebte ich in meinem Leben, speziell in den „Öffis“, selten meine Mitmenschen. Respekt!

Respekt(los)!

Doch gestern erlebte ich genau das Gegenteil von Rücksicht. Es begann damit, dass die Stadtbahn mal wieder hielt. Ein deutscher, korpulenter Mann trat ein und setzte sich – trotzdem genug Platz da war (siehe oben) – direkt neben mich. Mich ärgerte das, aber neben mir war genug Platz. Ich setzte mich also einen Platz weiter nach rechts. Daraufhin kam ein türkischer Mann, Mitte 20, herein und setzte sich provokant in die so entstandene Lücke. Ich schreibe „provokant“, denn so wie er sich in diese Lücke fallen lies hatte das etwas „trotziges“. So meine Wahrnehmung.

Ich ärgerte mich, aber sah, dass ich, wenn ich aufstünde, in der mittlerweile sehr vollen Stadtbahn, nur vom Regen in die Traufe kommen konnte. Ich „atmete“ also quasi „in die andere Richtung“.

Ein, zwei Stationen später trat ein anderer türkischer Mitbürger ein. Dieser setzte sich neben den beschriebenen älteren Herrn. Dieser sagte darauf hin: „Bitte nehmen Sie Abstand!“ Der junge Mann holte einen Ohrhörer aus seinem Ohr, denn offenbar hörte er Musik. „Hä?“ fragte er. Und der ältere Herr antwortete in ruhigem, freundlichen Tonfall auf englisch: „Distance!“ Okay, dachte ich, er hat Recht! Zudem mag es gut sein, dass er zur Risikogruppe gehört. Alleine schon aufgrund seines Alters, zumindest aber wegen seiner teilweisen Erblindung kann er nicht Autofahren und ist gezwungen, trotz Risiko, die Öffis zu nehmen. Also alles top. Ich erwartete also, dass man ihm mit Verständnis und Abstand begegnet. Weit gefehlt!

Daraufhin begann sich der junge Mann neben mir aufzuregen. „Er hat doch nichts falsch gemacht. Lassen sie ihn da doch sitzen!“ Und der korpulente deutsche Mann: „Wenn sie Abstand wollen, stehen sie doch auf!“ Wie gesagt: Das wurde ZU dem älteren Mann gesagt! Dieser räumte fassungslos seinen Platz, woraufhin der korpulente Deutsche und der flappsige Türke sich darüber lustig machten, wie verrückt die Leute geworden seien durch „Corona“.

Ich ärgerte mich zu diesem Zeitpunkt schon extrem, teils auch darüber nicht zu wissen, wie ich mit so viel Rücksichtslosigkeit und mangelndem Respekt umgehen sollte.

Der türkische Mann neben mir stieg bald aus, der Deutsche jedoch rechnete wohl nicht damit, dass der ältere Herr seine Freundin dabei hatte. Diese erwischte ihn noch vor dem Einsteigen und erklärte ihm klar: „Sie sind jetzt still!“ Dieser erwiderte irgendwas davon, dass sie nicht verstehe, wie es mit Corona wirklich sei oder so ähnlich. „Aber sie wissen das, wie?“ Er setzte wieder zum Reden an, doch die Freundin meinte nur im strengen Tonfall: „Sie sind jetzt ganz still! Ganz still sind sie!“ Dann nahm sie ihren Freund – den älteren Herrn – an die Hand und ging davon.

Angst und Ärger

Zu aller erste einmal dies: Wer eine einigermaßen vernünftige Erziehung genoßen hat, wird keinen älteren Herrn verbal angehen. Selbst wenn unsere Wissenschaftler den größten Mist erzählen sollten, wäre das nie und nimmer ein Grund dazu.

Des Weiteren hatte ich deshalb so große Probleme mit der Situation, die da in der Stadtbahn eingekehrt war, weil Türken involviert waren. Ich erinnerte mich an zahlose Videos, in denen gezeigt wurde, wie Ausländer in Bussen oder Bahnen diskriminiert und gefilmt worden sind und darauf hin die Masse der Mitfahrenden (zu Recht!) symbolisch aufstand, um was dagegen zu tun. Aber dieser /diese Türken/Ausländer waren provokativ und es fehlte ihnen an Benehmen, Erziehung und/oder Bildung bezüglich unserer aktuellen Situation.

Es war eine merkwürdige Situation mit unterschiedlichen Beteiligten und ich war, zumal direkt nach einem langen Arbeitstag, überfordert damit, richtig oder überhaupt zu reagieren. Niemanden wollte ich diskriminieren, aber was ich bemerkte war, wie schnell hier nur zwei Personen, durch ihr Grenz-überschreitendes Verhalten, für Unruhe und Ungerechtigkeit sorgten!

Stichwort Diskriminierung und Toleranz: Die eigene Freiheit hört da auf, wo die des anderen beginnt und wenn wir in Deutschland u.a. religiös „Fremde“ tolerieren und ja, auch Deutsche, die sich nicht benehmen können, dann sollten auch Menschen toleriert werden, die an die Wissenschaft glauben. Neben dem Respekt vor dem Alter, was zumindest an diesem Tag mit Füßen getreten wurde, ist dass das Mindeste.

Neben einer langen Zeit von guten Erfahrungen, zeigte sich hier wieder einmal die Schattenseite der Mitmenschen. Ich war entsetzt. Meiner Ansicht nach sollten Menschen danach bewertet werden, wie sie sich verhalten, nicht nach der Hautfarbe, Herkunft oder sonstigen Richtung, sondern nach dem Verhalten. Wohltäter wie Verbrecher, Kreative wie Dummköpfe, Empathische wie Rücksichtlose gibt es doch in allen Hautfarben, in allen Ländern der Welt. Es wird Zeit zu begreifen, dass keine Hautfarbe oder Herkunft bedeutet, dass man einen guten oder schlechten Menschen vor sich hat. Nur dann können wir Rassismus und Diskriminierung eindämmen. Wenn wir einander als MENSCHEN begegnen und beurteilen.

Wann ist es an der Zeit, Zivilcourage zu zeigen? Warum habe ich nichts gesagt? Es sind Strömungen in Deutschland unterwegs, die mir Angst machen!

Außerdem verspüre ich Wut. Auch das ärgert mich, denn das können „solche“ Menschen, die sich irgendwie wie die „Auserwählten“, „die einzigen, die alles verstehen“ fühlen, am Besten: Aufwiegeln, für ein ungesundes Klima in der Gesellschaft sorgen. Nein, ich mache da nicht mit. Ich bleibe rücksichtsvoll.

Kolumne: Weihnachtliches im Juli

Was machst du in der Weihnachtszeit? An Freunde denken, Familie, und Dir die Zeit dafür nehmen, darüber nachzudenken, wer du bist und an welchem Platz in deiner Lebensgeschichte du angekommen bist, während der Schein der Kerze die Dunkelheit erhellt?

Ein ähnlich bizarres Ansinnen erfasste mich im Juli dieses Jahres. Ich hörte mir Weihnachts – Songs an und rutschte so in jene Stimmung, die normalerweise vom Duft gebackener Plätzchen und Weihnachtsbraten umrahmt ist. Nun war sie von Sonne umrahmt und von vielen Menschen, die mit einem Mund- Nasenschutz herum liefen.

Dennoch brachte mir diese innere Einkehr auch im Monat der beginnenden Sommerferien ein Gefühl davon, was ich am meisten ersehne. Das ist das Eine. Es sind so herkömmliche Sehnsüchte wie die nach einer intakten Familie, in der die Liebe ungehindert fließen kann oder nach einer Beziehung, in der die Liebe ebenso in ihrer schönsten Harmonie existiert. Sehnsüchte, die viele Menschen unserer Gesellschaft haben und deren Erfüllung nur selten erlebt wird. Vielleicht auch, weil es letztlich mehr um das Geld und den Konsum als um irgendetwas sonst geht.

Merkwürdig, dass ich an Weihnachten denke und mich dies dazu animiert, den Konsum zu kritisieren, nicht weil ich von Weihnachten rede, sondern dadurch, dass ich besinnlich werde und darüber sinniere, worum es im Leben eigentlich gehen sollte.

Also um Liebe. Aber auch um ein nettes Miteinander. Nettigkeit ist keinesfalls etwas schlechtes, genau so wenig wie es schlecht ist ein „Gutmensch“ zu sein. Das der Wert dieser Begriffe überhaupt verteidigt werden muss zeigt, was in unserer Gesellschaft in der Regel hoch angesehen wird: Der „Schlecht-Mensch“ und alle, die sich eben nicht „nett“ verhalten. Wir sind halt „Tiere mit Krawatte“, nicht mehr und nicht weniger. Oder doch?

Genau das kam mir, während ich einen wunderschönen Song von Pentatonix hörte, in den Sinn. Denn Weihnachten hat mich immer weich gemacht. Nicht, dass ich sonst der knallharte Typ bin, aber der Teil von mir der weiß, wie hilfreich es sein kann, einem verständnisvollen Menschen zu begegnen, regt mich – speziell in der Vorweihnachtszeit – dazu an, ebenfalls dafür zu sorgen, dass meine Mitmenschen einen schönen Tag haben.

Wie gestaltet sich mein Leben eigentlich sonst? Ehrlich gesagt, auch das wurde mir beim lauschen der Weihnachts-Songs klar, ist dies vor Allem ein Kampf. Irgendwie, denke ich mir, hat es die Menschheit geschafft, das Geschehen des Dschungels und der Natur auch in die selbstgeschaffene „Zivilisation“ zu tragen: Der Kampf ums (Über)leben findet hier nur anders statt. Zum Beispiel in unzähligen Begegnungen mit den „Schlechtmenschen“ des Alltags. Manche von ihnen leben ihre Launen, ihre eigenen Probleme aus, andere machen „nur ihren Job“ und machen das Leben ihrer Mitmenschen dennoch zur Hölle oder wenigstens bedeutend stressiger. Ein Grund, warum ich niemals Gerichtsvollzieher werden wollte und es mir, vor Urzeiten, auch nicht sonderlich gefiel in einem Praktikum Ordnungswidrigkeiten zu verfolgen (wobei man fairer Weise sagen muss, dass einige davon auch von „Schlechtmenschen“ zutage traten und wirklich verfolgt werden mussten).

Worauf ich aber hinaus will ist dies: Mein Leben fühlt sich oft an wie einer von diesen Faustkämpfen auf einem fahrenden Zug, wie man es aus Western und Actionfilmen kennt. Bei einer Kerze innehalten ist das Gegenteil und es lässt vieles im Alltag so unnötig und – das Wort passt schon wieder! – bizarr wirken.

Und es ist vieles unnötig. Verletzungen, die man über sich ergehen lassen muss, Herausforderungen, nach denen man nie gefragt hat, ja, selbst der ein oder andere Bescheid des ein oder anderen Amtes, der natürlich zum Wochenende kommt, um jenes so richtig versauen zu können. Schon Shakespeare´s Hamlet dachte darüber nach, sich wegen des „Übermuts der Ämter“, das Leben zu nehmen. Ein altes Leiden unserer Welt also.

Die populäre, selten umgesetzte Wahrheit ist wohl die, dass man nur bei sich selbst anfangen kann, diese Welt zu einem etwas freundlicheren Platz zu machen. Und das ist es auch, was mir „Weihnachten“ stets sagt. Eine verdammt nötige und gute Idee, finde ich. Warum nur wird sie auf den letzten Monat des Jahres verbannt? Sie sollte immer und überall propagiert und vorgelebt werden. Von Schauspielern, Politikern und Spitzensportlern.

Ich werde noch oft Weihnachtsmusik hören in diesem Sommer, mir dabei eine Kerze anzünden und darüber sinnieren, was eigentlich gerade um mich herum und in mir passiert. Sei es nur, um mir immer wieder klar zu machen, worum es wirklich geht, was wirklich zählt.