DVD – Besprechung, „Die Rückkehr zur Schatzinsel“ (Pidax)

Die Geschichte um „die Schatzinsel“ von Robert Louis Stevenson wurde zig Mal verfilmt. Es gibt Unmengen Hörspiele, Hörbücher, ja, sogar ein Musical. Wen wundert es da, dass, zumal ja noch nicht alle Schätze auf der legendären Insel gehoben worden sind, viele Fortsetzungen zu der einmaligen Geschichte entstanden sind?

John Goldsmith hat den Roman einer dieser Fortsetzungen verfasst. Die Buchvorlage liest sich beinahe so als wenn sie wirklich aus der Feder von Stevenson stammen würde. Antiquarisch ist sie recht günstig zu bekommen.

https://www.amazon.de/Die-R%C3%BCckkehr-Schatzinsel-John-Goldsmith/dp/3802550463/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1542047196&sr=8-1&keywords=John+Goldsmith+R%C3%BCckkehr+zur+Schatzinsel

Doch diese Fortsetzung basiert auf der Fantasie keines anderen Menschen als der von Long John Silver höchstpersönlich: Ivor Dean (1917 – 1974). Der ist nämlich niemand anderes als der „Long John Silver“ in der berühmten TV-Serie mit Michael Ande aus den späten 60iger Jahren. Ein Juwel der „Adventsvierteiler“, übrigens ebenfalls auf DVD erschienen (siehe unten).

Scheinbar hatte nämlich auch er vermutet, dass da noch mehr Geld in der Schatzinsel steckt – oder er war einfach verliebt in den Stoff, wie so viele andere. Jedenfalls entwarf er „Die Rückkehr zur Schatzinsel“, auch, wenn John Goldsmith das ganze in Romanform brachte.

Ivor Deans Darstellung war wohl die beste überhaupt. Niemand sonst konnte gleichzeitig freundlich schauen und doch so als wenn er es faustdick hinter den leicht abstehenden Ohren hatte. Und insgesamt hat zumindest mich Dean´s Schauspielkunst davon überzeugt, dass er es ist: Der einzigartige Long John Silver, Schiffskoch und einst Weggefährte von niemand geringerem als Captain Flint.

Als ich auf Youtube über eine Dokumentation über die Serie, „Rückkehr zur Schatzinsel“ stolperte, wurde Ivor Dean leider nicht erwähnt. Eine Schande! Bedenkt man, dass er der geistige Vater der Reihe ist, wie es auch in jedem Vorspann jeder Folge genannt wird.

Er selbst hätte wohl auch den Silver gespielt, wäre er nicht verstorben, bis es endlich soweit war und die Dreharbeiten beginnen konnten. Es ist zum Jammern, denn er hätte das prachtvoll hinbekommen! Ich war daher gegenüber Brian Blessed etwas skeptisch. Er ein „Long John“? Zu klein, zu kompakt – und dann noch der Bart und: Keine Glatze! Zugegener Maßen hatte Ivor Dean zwar eine Glatze, die literarische Vorlage jedoch nicht, insofern mochte ich Blessed verzeihen. Und überhaupt hat er mich im Laufe der TV-Serie davon überzeugt zumindest ein guter Ersatz für den einen Long John zu sein. Er machte seinen „Job“ gut!

Auch die anderen Darsteller können sich sehen lassen. Schauspielerisch serviert die „Rückkehr zur Schatzinsel“ gute Leistungen. Die Serie ist kurzweilig. Zugegeben fragt man sich über den Großteil der äußerst abenteuerlichen Serie, weshalb die Geschichte als Rückkehr zur Schatzinsel betitelt wurde, denn bis es soweit ist , soviel sei verraten, passiert sehr viel.

Ich habe lange darauf gewartet, dass diese Verfilmung, die schon lange auf englisch zu erhalten war, auch auf deutsch erschien. Danke an Pidax an dieser Stelle!

(c) Pidax, HTV

Brian Blessed = Long John Silver

Christopher Guard = Jim Hawkins

Kenneth Colley = Ben Gunn

Reiner Schöne = Van der Brecken

uva.

(Als alter Star Wars Fan sei erwähnt,  dass Herr Schöne neuerdings den Lord Vader vertont…!)

Leider muss ich aber trotzdem auch etwas beklagen. Mitten in den Folgen sieht man ganz kurz Bilder von Szenen, die – so habe ich es mir erklärt – unsauber weggeschnitten wurden, weil sie die Handlung nur unnötig ? In die Länge zogen. Es ist ja bekannt, dass die „öffentlich rechtlichen“ seinerzeit alles taten, damit keine Folge zu lang war (damit die Nachfolge-Sendungen pünktlich beginnen konnten). Beispielsweise auch bei der Serie „Robin of Sherwood“, doch ist es dort zum Glück der Fall, dass man die nicht synchronisierten Bestandteile mit englischem Untertitel in den Folgen lies! Eine glücklichere Lösung, finde ich.

Die Filmmusik von Terry Oldfield (Bruder von Mike und Sally Oldfield) ist typische 80iger/90iger – Jahre – TV – Musik (Instrumente, Stil, wenngleich das ganze mit Mike Post und Co. natürlich nichts zu tun hat). Die Musik von Jan Hanus und Lubos Sluka zum Advents-Vierteiler von einst war meiner Meinung nach passender, stimmungsvoller. Die Oldfield-Musik wirkt sehr simpel und trägt wenig zur Atmosphäre der Serie bei. Schlecht ist sie aber nicht.

Auch schade finde ich, dass Jim Hawkins das ganze nicht wieder aus dem „off“ erzählt, so wie einst bei der alten“Schatzinsel“ im Fernsehen (durch die tolle Stimme von Helmut Lange).

Last but not least bin ich jedoch einfach froh, dass auch dieses Stück Filmgeschichte nunmehr käuflich zu erwerben ist. Die Serie hat starke und schwache Momente, doch ist sie dermaßen abwechselungsreich und die Handlung schreitet so schnell voran, dass Langeweile nicht aufkommt. Hier (u.a.) könnt ihr sie bestellen:

https://www.pidax-film.de/Serien-Klassiker/Die-Rueckkehr-zur-Schatzinsel::1376.html

Die Original-Schatzsinsel-Verfilmung mit Ivor Dean als Silver gibt es u.a. hier für einen Spott-Preis:

https://www.amazon.de/Die-Schatzinsel-DVDs-legend%C3%A4ren-TV-Vierteiler/dp/B000BT59OC/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1542046759&sr=8-1&keywords=Die+Schatzinsel+Vierteiler

Die stimmungsvolle Filmmusik zum „Advents-Vierteiler“ von einst ist hier zu finden:

https://www.amazon.de/Die-Schatzinsel-Lubos-Sluka-Hanus/dp/B01N7ITHA9/ref=sr_1_1?s=dvd&ie=UTF8&qid=1542046805&sr=8-1&keywords=Die+Schatzinsel+soundtrack

Der einsame Mann und die Waldfee

Es war einmal ein Mann, der hatte keine Frau. Da ging er in die Welt hinein, weil er eine Frau finden wollte. Er ging in die Stadt. In der Stadt sah er viele Frauen. Alle sprach er an und fragte sie, ob sie bereit wären, mit ihm zu leben bis an ihr Lebensende. Eine Frau sagte: „Wir können darüber reden, wenn du mir dein Geld gibst.“ Da ging er weiter. Die zweite sagte: „Ich werde bei dir bleiben, wenn du fortan nur noch rückwärts sprichst.“ Diese war so schön, dass er es versuchte, aber bald schon daran verzweifelte. Also trennte er sich auch von ihr. Die dritte Frau meinte, sie würde ihn nie lieben, aber bei ihm bleiben, wenn er wolle.

So ging es immer weiter. Er verlies bald verzweifelt die Stadt und zog ins Land. Auch hier begegnete er vielen Frauen. Die erste meinte: „Du kannst bei mir bleiben, wenn du jeden Tag um 3 Uhr aufstehst und bis spät abends arbeitest. Küssen freilich darfst du mich nicht, dafür ist keine Zeit!“ Die verlies er wieder, denn das Küssen war etwas, was er nicht würde missen mögen. Er zog weiter und sah eine, die sich in ihn verliebte, aber sie war ihm viel zu dick. Dann traf er eine, die viel zu alt war und so zog er verzweifelt weiter und kam in den tiefen, dunklen Wald.

Im unheimlichen Wald fühlte er sich gleich doppelt so einsam wie sonst. Da begegnete ihm eine Waldfee. Die Waldfee sagte: „Ich kann dir keine Frau backen, aber ich kann dir trotzdem helfen, wenn du mir drei Proben bestehst!“ „Also gut“, sagte er. „Nur her mit den Proben. Wo sind sie denn?“ Die Fee lachte und sagte: „Die erste Probe wird dich heute Nacht ereilen.“ Dann verschwand sie.

In der Nacht jedoch bekam der Mann Schüttelfrost und fühlte sich ganz krank. Er warf sich hin und her und klagte laut: „Hätte ich jetzt eine Frau, dann würde sie mich zudecken und mir einen heißen Tee machen!“ Da erschien, wie von Geisterhand, eine Decke und eine Kanne Wasser und Teekräuter und ein Teesieb jenseits eines Haufens Holz. Dabei lag auch noch eine Streichholzschachtel. Da stand der Mann schlotternd vor Kälte auf und setzte den Haufen mit dem Holz zusammen, machte sich ein schönes Feuer, nahm sich die Decke und goß sich den Tee auf. Als er den ersten Schluck tat – und sich plötzlich wieder ganz gesund fühlte – erschien die Fee und sagte: „Gut gemacht! Morgen folgt die nächste Prüfung!“

Am nächsten Tag begegnete er einem alten Mann, der mit seinem Pferdekarren durch das Land zog. Als dieser an ihm vorbei ratterte, hielt er an und sagte: „Hey, Du. Bist du nicht der Sohn von der alten Mutter, die oben am Bach wohnt?“ „Ja“, sagte er. „Warum sagst du das?“ Da kratzte sich der am Kopf und sagte: „Weil deine Mutter gestorben ist. Gestern erst. Ich dachte, ich sage es dir lieber.“ Dann ratterte er mit seinem Wagen weiter. Doch der Mann blieb da stehen und er wurde so traurig, dass er sich auf einen Stein setzen musste. Sein Herz wurde schwer und er begann zu weinen. „Wenn ich jetzt eine Frau hätte“, sagte er, „dann würde sie mich in den Arm nehmen und trösten.“ Plötzlich – auch, wenn es ihm seltsam vorkam – umarmte er sich selbst mit seinen Armen und in seinem Innersten hörte er die Stimme seines Herzens, die ihm sagte: „Sei nicht arm, du Lieber, alles wird gut!“ Und der Verstand sagte ihm: „Am Bach, da leben viele alte Mütterchen. Warte es doch erstmal ab, ob es wirklich dien Mütterchen ist.“ Da ging es ihm schon etwas besser. Die Fee erschien und nickte. „Gut gemacht. Morgen nun wird die letzte Probe folgen.“

Am nächsten Tag, da fand er den Weg hinaus aus dem Wald, doch der Weg wurde immer matschiger. Zu spät merkte er, dass er sich im Sumpf verloren hatte. Bald schon sackte er tief hinein und nur noch sein Kopf schaute heraus als er in der Ferne ein paar Leute sah. Er dachte noch: „Ach, wenn ich jetzt eine Frau hätte, dann könnte sie mich hinaus ziehen“ als er begann um Hilfe zu rufen. Die Leute merkten ihn und schoben ihm einen Ast zu und zogen ihn aus dem Sumpf. Die Fee erschien ihm abermals, aber nur er konnte sie sehen, und zwinkerte ihm zu. „Nun ist es egal, ob du eine Frau findest, denn du kannst dich um dich kümmern. Du kannst dich versorgen und trösten und auch um Hilfe bitten, wenn du sie brauchst. Das ist mein Geschenk an dich.“

Über diese Worte dachte der Mann noch lange nach als er sich auf den Weg zu seiner Mutter gemacht hatte, die übrigens tatsächlich noch lebte. Es war wirklich ein schönes Geschenk gewesen zu erkennen, wie er sich so um sich kümmern konnte.

Völlig unerwartet begegnete er dann auch bald seiner Frau. Als er ihr von den wundersamen Proben der Waldfee berichtete, musste sie lachen, denn auch sie hatte alle bestehen müssen, ehe sie ihn traf.

Sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende, aber vielleicht leben sie auch heute noch.