Echt abgefahrenes fast Gedicht inklusive Fehlern

Guten Morgen, ich steh auf, du weißt nicht

ich weiß nicht

haben alle keinen Plan

wir wissen ganz genau das, was man uns erzählt

und was wir meinen, es läuft so viel schief, das ist egal,

ich gehe heute abend schlafen, morgen früh da stehe ich auf,

ich seh die frau im kurzen kleid, denk daran, ob sie mich und ich

doch nein es geht weiter, menschen schreiten in massen,

der bahnhof quillt über und weiter weiter weiter

Gequält von den vielen Informationen, denen wir nicht vertrauen,

es heißt nehmt mehr, immer mehr immer mehr,

verzehrt euch nach den neuen waren, kauft kauft kauft!

Abgelenkt und beruhigt doch mal die demonstranten oder die, die ihnen zusehen,

tut als sei das ganz normal, aussitzen bloß nicht drauf schauen.

Waffen liefern in andere länder die großstelltaste am anfang eines satzes klein setzen.

Ich weiß nichts, ihr auch nicht, wir stehen und gehen wir laufen und springen, humpeln und

der arzt sieht dir in den rachen, sag AAAAAAAAAhhhhhhhhhh.

Es ist schon so, es ist schon so.

Es ist schon so, es ist schon so.

Es ist schon so, es ist schon so.

Punkt, weil ein Punkt daher gehört, nun klage nicht, kleine Blume, du wirst eh sterben.

Punkt, weil ein Punkt hierhin gehört, weil es nicht so weiter geht.

Irgendwann ist mal

Schluß.

Vertrauen

Manchmal bedeutet Leben den Mut aufzubringen,
Schritte ins Leere zu setzen,
einfach, weil man glaubt.

1

Die Frau stand dort und lächelte. Es war ein sonniger Tag. Die Wellen ergossen sich im Atem der See über den Strand. Ihr Schal schlingerte im leichten Wind. Es war ein blass – blauer Seidenschal. Sie trug eine Sonnenbrille. Alles wirkte so natürlich.

Der Fotograf rief: „Ja, noch mehr lächeln, denke an etwas schönes! Gut so. Ja, perfekt, jetzt noch etwas von der Seite!“

Die Frau setzte ihre Sonnebrille ab. Die Fotosession war vorüber. Die Falten zeigten ihre Erschöpfung. Sie lies sich auf den Sand fallen. Ilona, eine kleine dicke Frau in einem viel zu engen lila-farbenen Kleid, kam zu ihr. Ilona hatte das Down-Syndrom. Sie war ihre Tochter. „Dir fehlt etwas!“ sagte sie. „Du bist unglücklich!“ Dabei streichelte sie den Arm ihrer Mutter. Jetzt lächelte die Frau wirklich. Eine Träne rollte über ihre Wange als sie Ilona ansah.

„Du bist wunderbar.“ sagte sie zu ihrer behinderten Tochter, die zurück lächelte.

Der Fotograf kam auf die Frau mit der Sonnenbrille zu. Er trug einen schwarzen Vollbart und lange Haare. Sein Körper war schlank, wenn auch nur etwas durchtrainiert.

„Hier ein erster Druck. Das wird natürlich besser, wenn ich es bearbeitet habe.“

Die Frau nahm die Fotos in ihre Hände und sah sie desinteressiert an. Eines jedoch erfeute. Ilona hatte sich auf dem Bild im Hintergrund verirrt.

„Oh, sorry, das kommt natürlich weg.“ meinte der Fotograf.

„Kann ich es behalten?“ fragte die Frau und es schwang ein tiefer Wunsch in ihrer Frage mit.

„Ja, klar“, sagte er Fotograf.

„Danke.“

Ihre Blicke trafen sich und erweckten in dem Fotografen etwas. Vielleicht den Wunsch, seiner Sehnsucht zu folgen, es endlich zu wagen.

„Kaffee trinken? Heute abend?“ fragte er, wobei sein ganzer Körper angespannt wirkte.

Die Frau lächelte abermals. Entschuldigend, das sah er gleich.

„Ich muss mich heute Abend….“ begann die Frau und verbesserte dann ihre Worte: „Ich bin bei Ilona.“

„Geh ruhig!“ sagte Ilona, die immer noch neben ihrer Mutter saß und dem Gespräch gefolgt war. „Der Mann will dich küssen!“ Sie lachte und klatschte in die Hände. Der Fotograf wurde rot. Die Frau musste ein Lachen unterdrücken. Sie sah etwas verlegen zu Boden. Dann sah sie auf.

„Bei mir. Heute abend. 19 Uhr. Wir können uns Pizza bestellen. Nur essen und trinken. Mehr nicht. Und sie“, dabei nahm sie den Arm ihrer Tochter und streichelte ihn, „ist auch da!“ sagte sie nun bestimmt und deutete mit ihrem Blick auf Ilona.

„In Ordnung!“ war die erleichterte Antwort des bärtigen Fotografen. „Fantastisch!“

2

Die Frau fasste mit ihrer rechten Hand an ihre linke Schulter. Ihr Oberteil war schulterfrei und sie hatte nicht damit gerechnet, dass es abends so kühl werden würde.

„Es ist wunderschön hier.“ sagte Sam, der Fotograf und erschien hinter ihr auf dem Balkon. Sie sahen direkt über die Dünen bis aufs Meer, das bis hier hin zu hören war. Ein rötlicher Himmel wurde langsam dunkel. Erste Sterne erschienen zaghaft am Firmament. Weit in der Ferne sammelten sich einige Wolken.

Er rückte näher an die Frau heran und küsste sie. Sie wehrte sich nicht. Sie lies den Kuss zu, ohne ihn zu begrüssen, ohne ihn abzuwehren. Diese Unentschlossenheit irritierte Sam.

„Etwas ist falsch, oder?“ fragte er.

Sie sah besorgt auf den Tisch im Inneren der Wohnung, der vor der Balkontür stand. Kerzen waren dort noch entzündet, die Pizzapackungen lagen herum, Reste von Getränken.

„Ja.“ sagte sie. „Viel ist falsch.“

Er sah sie verletzt an, was nicht unbemerkt an ihr vorbei ging.

„Es liegt nicht an dir!“ beeilte sie sich zu erklären. „Es ist diese Welt. Alles mögliche in dieser Welt ist falsch. In der großen und auch in meiner kleinen Welt.“

Dann seufzte sie.

Sie ging hinein, setzte sich auf den Platz Ilonas, die bereits im Bett lag und schlief. Sam setzte sich auf ihren Stuhl, ihr schräg gegenüber und nahm, er konnte es kaum glauben, ihre Hand in seine Hand. Dann sah er ihr ermunternd in ihre Augen. Also erzählte sie weiter: „Dieses ganze Leben ist ein einsamer Ort.“ sagte sie. „Ich glaube nicht, das wir je ganz begreifen werden, worum es hier geht. All das!“

„Was meinst du?“ fragte Sam und es war ihr klar, dass er echtes Interesse daran hatte, sie zu verstehen. Es ging ihm um mehr als darum, sie ins Bett zu bekommen oder etwas in der Art.

Ihr Blick streifte den unordentlichen Tisch.

„Seh dir das hier an. So ist mein Leben. Ich begann einmal als Kind, das war der leere Tisch. Ich war damals noch frei von Vorurteilen. Ich hatte eine behütete Kindheit, eine herrlische Zeit voller Freude, Harmonie und …. alles war perfekt, obwohl es alles andere als das war. Es fühlte sich rund an, so rund, dass es gar nicht nötig war nachzufühlen.“

„Dann“, sagte er, „kam die Pizza.“

Sie lächelte, erfeut, dass er ihre Analogie verstehen konnte.

„Genau“, sie hörte sich kurz lachen, „dann kam die Pizza. Ich wurde erwachsen. Fragen stellten sich, erste Liebe. Ich habe gleich meine erste Liebe geheiratet.“

„Was ging schief?“ fragte er. „Alles.“ sagte sie. „Bis auf meine Tochter.“

Sein Blick zeigte Zweifel und das Bemühen darum, sich diesen nicht anmerken zu lassen.

„Doch“, bekräftigte sie erneut. „Ihre Behinderung ist mir ein Trost.“

„Ein Trost?“ fragte er ungläubig und eine leichte, warme Windböe kam von draußen herein. „Ja, so komisch das klingt. Nachdem Jerome mit mir Schluss gemacht hatte stand meine Welt Kopf. Ilona zeigte mir, dass es nicht wichtig ist, irgendwelchen Erwartungen zu genügen, sondern dass das eigentliche Geschenk das Leben selbst ist und das ich so sein darf wie ich bin.“

„Aber nun verstehe ich die Analogie nicht mehr. Wenn das hier ein Gleichnis wird, käme jetzt der unordentliche Tisch, nachdem wir unsere Pizzen gegessen haben.“

Ein weiterer Windhauch wehte herein und nahm zwei Servietten mit sich, trug sie weiter in den Raum hinein. Sie ignorierten das. Am Firmament braute sich ein Gewitter zusammen, denn es zogen, immer dunkler werdende Wolken auf.

„Ilona erweckte mich wieder zum Leben als ich mich tot glaubte, verlassen von Gott und der Welt. Nur … ich werde nie wieder einem Menschen Glauben schenken können. Ich vertraue nicht mehr. Niemandem. Außer ihr. Und das ist unfair, denn sie hätte es verdient, frei zu sein. Durch sie wurde ich wieder ein Mensch, nahm ich mich wieder als Mensch wahr. Sie ist meine Stütze, auch, wenn ich sie pflege.“

„Aber du vertraust niemandem mehr?“

Sie nickte langsam und sah betrübt in die Leere, dann folgte ihr Blick ihrer Hand, die in seiner ruhte. Sie überlegte, sie wegzuziehen, sah ihn deutlich an. Nun zog er die seine weg, worauf sie ihren Körper versteifte.

„Klingt auch nicht besonders fair, finde ich. Nur weil einer mit Dir …“ begann Sam.

„Ich habe Angst, Sam.“ schrie die Frau nun beinahe, selbst überrascht von der Gewalt ihrere Stimme. So setzte sie ihren Satz flüsternd fort: „Eine Höllenangst. Vor dem was passiert, wenn ich mich erneut verliebe. Ich habe Angst vor dem, was passiert, wenn ich erneut erlebe, was ich einmal erlebte. Wie kann ich jemandem, wie kann ich Dir Vertrauen schenken?“

Sam sah etwas hilflos in die Flamme der Kerze, die auf dem Tisch stand und brannte.

„Gar nicht.“ sagte er und wunderte sich darüber wie nüchtern das klang. „Du musst mir nicht vertrauen. Aber vielleicht erlaubst du mir, dass ich deine Hand nehme und mit dir einen Schritt in die Richtung der Brücke mache, die dich vom Leben trennt.“

Sie stand wie hypnotisiert und tief im Gedanken auf und ging wieder auf den Balkon, ohne etwas zu sagen. Der Wind frischte weiter auf und eine tiefschwarze Wolke hatte sich über dem Meer gesammelt. Sam trat hinter sie und umfing sanft ihre Taille mit seinen Armen. Sie spürte seine Nähe, die Wärme, die wohltuend war. Sie musste an die Wärme eines Feuers denken, die alles verbrennen, aber auch an kalten Winterabenden Wärme spenden konnte.

Ein Blitz fuhr vom Himmel ins Meer, welches immer aufgewühlter wurde. Wellen verdrehten und erhoben sich in der Ferne, um dann wieder auf die Wasseroberfläche zu klatschen. Es hörte sich an wie ein einziges Grollen, dass sich mit dem Geräusch leisen Donners vermischte.

„Ich weiß, dass du dir gerade überlegst, ob du das zulassen willst oder nicht.“ sagte Sam, wie er sie so hielt, „Glaube mir, wenn ich sage, dass es mir nicht anders geht. Ich habe auch Menschen verloren, die für mich alles bedeutet haben und das auf eine sehr unschöne Art. Ich weiß, dass Menschen, gerade die, die einen lieben, schmutzige, böse Dinge sagen können, die einen tief ins Herz treffen.“

Da drehte sie sich um und legte ihre rechte Hand auf seine linke Wange. Sie sah ihm in die Augen, tief und intensiv, bis sie genug Vertrauen aufbrachte, sich fallen zu lassen.

3

In den frühen Morgenstunden schien die Sonne von einem wolkenfreien Firmament durch die Scheibe der Balkontür in das Wohnzimmer der Frau. Der Tisch glänzte und war leer. Sie hatten aufgeräumt, bevor Sam gegangen war. Nun war er so leer wie eine Leinwand, so leer wie eine neue Seite in einem Tagebuch. Und in der Ferne hatte sich das Meer beruhigt.

Die Frau stand dort und lächelte. Es war ein sonniger Tag. Die Wellen ergossen sich im Atem der See über den Strand. Ihr Schal schlingerte im leichten Wind. Es war ein blass – blauer Seidenschal. Sie trug keine Sonnenrbille. Ihre Augen strahlten, ganz natürlich, ganz von selbst.

Die neuen Fälle Nr. 40: Die Speise der Götter / Wie gut sind die „Neuen Fälle“ eigentlich?

In einem Interview sagten Christian Rode und Peter Groeger einmal, dass die „neuen Fälle“, die sie zu jener Zeit einsprachen, ihrer Ansicht nach sogar noch besser seien als die von Sir Arthur Conan Doyle.

Ich habe oft über diese Äußerung, sie ging von Herrn Groeger aus, nachgedacht. Während ich die ersten Fälle – in den Abenteuern, den Memoiren und der Rückkehr des Sherlock Holmes – allesamt sehr gut finde, sind unter den späten Werken Conan Doyles einige, die nicht dieses hohe Maß erreichen. Man denke nur an die „verschleierte Mieterin“!

Die „neuen Fälle“ waren, wie ich das sehe, immer von gehobener handewerklicher Qualität (Aufnahme, Sprecher, Musik, Covergestaltung etc.), während mich die Skripte nicht immer im gleichen Maß fesselten – bisher! Fälle wie „Das Haus auf dem Hexenhügel“ begeisterten mich stets mehr als „Die siebzehn Salutschüsse“ – zum Beispiel, aber das ist auch Geschmackssache. Ich mag es einfach nicht zu „plakativ brutal“.

Hervorragende Sprecher wie Jürgen Thorman, Eckart Dux, Thomas Danneberg, Thomas Petruo und Co. waren immer mit dabei und quasi die Geheimzutat zu den ohnehin hervorragenden Sprechern Christian Rode und Peter Groeger, die beide 2018 von uns gegangen sind und eine große Lücke hinterlassen haben.

Zuletzt genannte entwickelten im Laufe der Zeit eine eigene Chemie, ein miteinander, dass wie von selbst lief. Ein (noch so gutes) Drehbuch schien beinahe nicht mehr notwendig zu sein. In den „neuen Fällen“ nahmen sich die großen Sprecher immer mehr Freiheiten. Nicht alle Fans mochten das, aber einige. So wie Cumberbatch einen speziellen Holmes darstellte, so taten dies Rode und Groeger schon zu Maritim – Zeiten, um dann in den „neuen Fällen“ mit noch mehr Freiheiten durchzustarten. Insofern mag die oben genannte Äußerung eine gewisse Berechtigung haben. Aus Sicht des Sprechers, der nun mit mehr kreativer und künstlerischer Freiheit seine Rolle sprechen konnte, sind die neuen Fälle  – im Vergleich zu den klassischen Doyle-Fällen, sicherlich ein Gewinn. Ein Gewinn für die Sprecher und für den Fan der Sprecher allemal.

Bezüglich der kreativen Freiheiten konnten  auch die Autoren der Skripte, allen voran Andreas Masuth, Eric Niemann und Marc Freund, zeigen, was sie können. So entstanden Geschichten, die Sir Conan Doyle vermutlich so nie geschrieben hätte, die aber dennoch ihren Reiz haben. In „Das Geheimnis von Baskerville Hall“ kehren Holmes und Watson zurück in die Heimat des gefährlichen Hundes, im „Haus auf dem Hexenhügel“ dürfen wir eine Mischung aus Themen von Edgar Alan Poe und Sherlock Holmes erleben…

Es ist ein Geschenk, dass wir immer noch weitere Hörspiele der Reihe hören dürfen, deren Ende noch nicht erreicht ist. Auf der Website von Romantruhe.de werden noch Folgen bis Nr. 47 ausgewiesen. Aktuell erschien gerade Fall Nr. 40: Die Speise der Götter.

https://www.romantruhe.de/audio/krimi-und-thriller/

Holmes und Watson sollen in dem aktuellen Fall nicht etwa eine Katze wiederfinden oder einen entlaufenen Hund, sondern ein Gewürz! Die entwendete, einzigartige Wurzel soll aus den weit entfernten Kolonien stammen – und dem Koch Weltruhm einbringen. Im Laufe der Ermittlungen wird bald klar, dass nicht nur ein Gewürz gestohlen, sondern auch ein Mann getötet wurde. Er hat sich zu Tode gegessen! Dieser schauderhafte Fall ist hervorragend geeignet, um sich bei einer begonnenen Diät Mut zu machen, sollte aber nicht in den Weihnachtstagen oder nach einem opulenten Mahl genossen werden 😉

Das Cover wurde, wie gewohnt, ansprechend von Lidia Beleninova, gestaltet und die Sprecher sind wieder vom Feinsten. Neben Rode und Groeger treten auf: Bernd Vollbrecht, Udo Schenk, Peter Weis, Gabriele Schramm, Reent Reins, Martin Kautz, Tino Kiessling und David Wittmann.  Natürlich darf auch Lutz Harder als Inspektor Lestrade nicht fehlen. Denn an diesem Fall wollen Holmes und Lestrade sich gegenseitig ihre Methoden erklären.

Ich kann den Anhängern von Christian Rode und Peter Groeger den „neuen Fall“ wieder nur empfehlen und denke jetzt schon mit Bangen an die Zeit nach Nr. 47, sollte diese Folge dann die Letzte sein. Noch aber können wir uns der Reihe erfreuen.

Harder´s Lestrade hat zudem auch eine eigene Serie. Gespannt können wir darauf warten, dass am 12. April 2019 der Fall „Rot wie Blut“, aus der Reihe um den Inspektor, erscheinen wird.

Sherlock Holmes-Neue Fälle CD 39: Der Tod des Henkers

Wenn Sherlock Holmes und Dr. Watson auf H. G. Wells treffen, ist das an sich schon bemerkenswert. Dazu kommt es noch zu einer Wette. Ein widerlicher Literaturkritiker und Wells gehen eine Wette ein: Kann Wells es schaffen, eine Geschichte um das „perfekte Verbrachen“ zu schreibe?

Noch während er dies tut, geschieht ein Mord an jenem Literaturkritiker – vielleicht ein perfekter Mord? Ist möglicherweise H. G. Wells selbst der Mörder?

Dieser „neue Fall“ bietet natürlich wieder eine Reihe großer Stimmen, allen voran Rode und Groeger. Aber auch Giganten des Hörspiels wie Jürgen Thorman, Lutz Harder, Lothar Blumhagen und Manfred Lehmann sind mit von der Partie.

Ein ungewöhnlicher Fall mit unerwartetem Ausgang!

https://www.romantruhe.de/serien/krimi-und-thriller/sherlock-holmes/sherlock-holmes-die-neuen-faelle/sherlock-holmes-neue-faelle-cd-39-der-tod-des-henkers-15439

(c) Romantruhe Audio

 

Entschleunige Dich doch mal!

Wir reden oft von einer beschleunigten Zeit, in der wir leben und dass das Entschleunigen daher eine naheliegende, sicherlich wohltuende Angelegenheit wäre. Tatsächlich ist Geschwindigkeit in der westlichen Welt eine „Tugend“. Wer etwas SCHNELL erledigt, ist gern gesehen. Wer SCHNELL mit dem Auto an sein Ziel kommt, fühlt sich eher als Sieger denn als Verlierer und wer indes als LETZTER, also langsamer als alle anderen ist, bewertet sich in der Regel als Verlierer und wird auch so gesehen. Eine Seite im Internet, die sich SCHNELL aufbaut, deutet auf eine gute, schnelle Verbindung und moderne Hardware hin. Beides gern gesehen. Usw.

Schnell sein ist für uns also toll. Wer Langsamkeit als Tugend sieht, muss irgendwie „komisch drauf“, alt oder krank sein. So scheint es in den Köpfen unserer „zivilisierten“ Welt vorzuherrschen. Das will uns auch unsere eigentlich Führung – die Wirtschaft (ja, Geld regiert die Welt wirklich!) – weiß machen. Leistungsdenken halt. Immer besser = schneller (?) werden, auch, wenn an falscher Stelle gespart wird… Anderes Thema.

„Wer sichere Schritte tun will, muß sie langsam tun. (Goethe)“

Trotzdem oder DESWEGEN, weil hier Schnelligkeit zur Volkstugend wurde und schnell nie schnell genug ist (denkt nur daran, was ihr von der nächsten Playstation erwartet… oder: Kannst DU je schnell genug für Deinen Chef sein?), wird diese nun zur Volkskrankheit. Wie denn nun? Wie kann ich die Welt langsamer machen? Ich kann ja nicht mal dafür sorgen, dass mein Bus morgens auf mich wartet?!?!?Wer sichere Schritte tun will, muss sie langsam tun. (GO

Heute morgen habe ich meditiert. Seit einiger Zeit habe ich mit ein paar Problemen oder – positiv ausgedrückt – „Herausforderungen“ – zu tun.

Und während ich am PC diese Zeilen schreibe, fordert mich meine Antiviren-Software auf, mich um das Abonnement zu kümmern. Durch ein Popup-Fenster. Ungefragt. Ja, diese Welt will nicht, dass man zu sich kommt. Sie will einen auf Trab halten. Nicht zu sehr zu sich kommen, das schadet der Gesundheit. Könnte man meinen. Zurück zum Text. Zurück zum Thema „Entschleunigen“.

Ich habe in Letzter Zeit mit einigen Themen zu tun, die für mich nicht ganz leicht sind. Gesundheitlich, Familiär und Anderes. Und nachdem ich in die Falle getappt bin, über meine Probleme nachzudenken und – nachdem ich meine Lösungen gefunden hatte – mich im Kreise zu drehen. Es gibt auf die Frage „Was ist die Summe von „5+4“ eben nur die Antwort „9“. Sind es jedoch keine Mathematikaufgaben, sondern komplex (scheinende) Themen, die auch emotional herausfordern, genügt es dem Geist nicht, die Antworten zu kennen. Das Schwierige nur ist: Weiterdenken bringt dann nichts mehr.

Heute morgen erkannte ich das vollends. Ich setzte mich also hin und begann zu meditieren. Augen zu, atmen, hören, mich, meine Gedanken und die Welt beobachten ohne Bewertung. Ohne Bewertung: Das ist dabei ganz wichtig. Dabei bemerkte ich, dass nicht die Welt in letzter Zeit hektischer, schneller und stressiger geworden sind, sondern ich, bzw. meine Gedanken. Allein beim „da sitzen“ spürte ich, wie ein Teil von mir mir das Gefühl gab: „Nicht so lange dasitzen, weiter, weiter!“ Aber es war Sonntagmorgen und früh und ich hatte gar keinen Termin und keine Verabredung. Es gab also überhaupt keinen Grund zur Eile! Trotzdem. Das Gefühl war da. „Schnell, nun mach schon! Weiter, weiter!“.

Das war so als wenn ich unter die Kühlerhaube meiner Selbst schaue und sehe, dass sich der Motor weiterbewegt als wenn ich ein Rennen gewinnen müsste, aber die Räder standen still. Ich bin kein Autofahrer, aber ich glaube, das trifft es.

Aber auch das nicht beurteilen. Nur beobachten!

Ich werde nun öfter meditieren. Wieder. Wie früher, wo es mir sehr gut tat und ich erkannte, dass das Meditieren wie Gartenpflege ist. Verwildern lassen oder Pflegen: Muss man selbst wissen. Wenn ich mir vorstelle, dass ich langsam die Langsamkeit wieder in mein Gehirn bringe, dann wird sich vieles entspannen in mir und ich bin fest davon überzeugt, dass dann auch die Welt für mich wieder langsamer erscheinen wird.

Worauf ich hinaus will ist vermutlich klar: Die Entschleunigung ist tatsächlich gut! Aber sie beginnt, wie so vieles, in DIR!

Als ich eine Weile Wing-Tsun lernte, hatte ich einen tollen Lehrer. Er hatte immer Weisheiten für uns. Zum Beispiel diese:

„Wer sein Ziel schnell erreichen will, muss langsamer gehen.“

Es stimmt tatsächlich, wobei hier natürlich nicht von der Fahrt von Hannover nach München die Rede ist, sondern von persönlichen Zielen; sei es das Erlernen eines Instruments oder das Akzeptieren neuer Gegebenheiten im Alltag. Ja, auch das stimmt:

„In der Ruhe liegt die Kraft.“

Aber Sprüche sind letzten Endes wieder nur Gedanken. Die Achtsamkeits-Meditation, so frei von Gedanken wie möglich und ohne Bewertung, ist für mich der goldene und so einfache Weg, den ich allen nur weiter empfehlen kann.

Sanftes Gruseln: EUROPA macht (endlich) weiter!

Als ich auf die Grusel-Reihe von H.G. Francis in den 80er Jahren traf, war sie noch „ab 12 Jahren“. Mittlerweile, aller zunehmenden Brutalität in den Medien zum Trotz, kann man manche der alten Folgen noch als Download „ab 14“ bekommen. Die meisten jedenfalls, wie „Draculas Insel, Kerker des Grauens“ oder „Die Begegnung mit der Mörder – Mumie“ sind inzwischen „ab 14 Jahren“ eingestuft.

Die auditiven Grusel-Häppchen aus dem Hause EUROPA wurden, wie so vieles in den 1980ern, Kult! Ich persönlich erinnere mich noch daran, wie aufgeregt ich war als damals die Folgen 16 – 18 angekündigt wurden. Leider waren dies für lange Zeit die letzten Folgen.

Kurz und knackig waren die Geschichten und super Sprecher übernahmen die Haupt- und Nebenrollen! Ikonen wie Horst Frank, Brigitte Kollecker, Gottfried Kramer, Hans Paetsch, Günther Ungeheuer, Wolfgang Draeger und Christian Rode – um nur wenige zu nennen – führten uns in unheimliche Schlösser, zu riesigen Monster – Spinnen, zeigten uns wilde Werwölfe und Weltraummonster.

Die Geschichten strotzten nur so vor Atmosphäre. Kein Wunder, das ein Kult daraus wurde, denn jede einzelne Folge wurde ein Meisterwerk unter den Hörspielen.

Das Label „Dreamland Grusel“ (https://ts-dreamland.de/hoerspieleh/dreamland-grusel) nahm den losen Faden dieser Hörspiele einmal auf und produzierte so eine Art „inoffizielle Fortsetzung“, kurz vor dem Tod von H. G. Francis, teils mit ihm selbst. Das Label produziert noch immer gruselige Hörspiele und darf sogar das musikalische Hauptthema der 80iger verwenden! Weniger kurz und knackig zwar, aber dennoch hörenswert und es gab, besonders in den ersten Hörspielen der Reihe, ein Wiederhören mit vielen bekannten Stimmen, insofern dies noch möglich war.

Dies schien das letzte zu sein, was in gewissem Bezug auf die kultige Grusel-Serie auf dem Markt erschien. Das Bedauern darüber, dass EUROPA selbst in dieser Hinsicht nicht mehr aktiv wurde, war natürlich groß, denn die Qualität der EUROPA-Hörspiele war, so sehe ich es wenigstens, stets so eine Art „Messlatte“ für alle anderen Produktionen auf dem Markt.

Völlig unerwartet begann vor wenigen Monaten EUROPA die „Rückkehr“ der Grusel-Serie zu umwerben. Neue Folgen sollte es geben! Die Freude war meinerseits sehr groß. Klar, wir haben heute nicht mehr „1980“ und ich bin mittlerweile auch ein klein wenig älter als 12 Jahre alt – dennoch: EUROPA bringt doch immer Gutes hervor, oder etwa nicht?

Die Ideen zu den neuen Hörspielen stammen alle aus der Feder von Andre Minninger, der speziell den „drei ???“ – Fans bekannt sein dürfte. Zunächst fünf Ideen besprach er mit dem Illustrator Wolfgang Damerius. Die Cover zeigen eine deutliche Verwandtschaft mit den alten Hörspielen auf, sind ebenfalls in grellen eindeutigen, Farben gehalten, doch gleichzeitig zeigt sich der Stil als erfrischend unabhängig vom alten Design. In der oberen linken Ecke war früher immer ein Totenkopf zu sehen. Jetzt ist es eine blasse, schreiende Frau. Anders, aber doch „wie früher“, scheint das Design auszusagen.

Rein optisch punkteten die ersten beiden Folgen bei mir. Aber wie wäre es beim hören selbst? Entsprechend ehrfurchtsvoll legte ich die erste CD in den Player und betätigte die Play – Taste…

Wieder hat es EUROPA geschafft, schon in der ersten Folge („Polterabend – die Nacht des Entsetzens“) professionelle „(Stimm)schauspieler“ zusammen zu bringen. Mit von der Partie sind z.B. Andreas Fröhlich, den ich natürlich durch die „drei ???“ „kennenlernen“ durfte, der mir aber inzwischen auch als toller Leser von Hörbüchern bekannt ist. Hier übrigens habe ich ihn zuerst gar nicht erkannt. Der kann wirklich schauspielern und seine „Bob“-Stimme unterscheidet sich tatsächlich etwas von der des „Gerhard“ in diesem Hörspiel. Aber auch die anderen Stimmen brauchen sich nicht verstecken: Judy Winter (immer wieder schön zu hören), Heidi Schaffrath (deren Stimme kaum gealtert ist und die mir schon im „Schloss des Grauens“ überaus gefiel)

und viele andere sind mit dabei. Die Musik stammt sowohl von Jens-Peter Morgenstern als auch von Betty George. Diese „Betty George“ hat es übrigens nie gegeben. Das ist ein Pseudonym, hinter dem sich mehrere Musiker verbergen. Die Aufnahmen sind allesamt relativ alt und unheimlich stimmungsvoll. Jeder EUROPA-Fan kennt die Themen von „Betty George“, die oft von einem ganzen Orchester eingespielt wurden.

Wenn der „Polterabend“ ein echt klassisches Grusel-Stück ist, in dem sich langsam eine gruselige Atmosphäre in einer vorerst ausgelassenen Gesellschaft verbreitet, so ist die „Yeti“ – Story von ganz anderer Art. Sie ist abenteuerlicher. Ganz andere Charaktere, wieder hervorragend von Udo Schenk (Sprecher), Marek Harloff (Nigel McDermitt), Henrike Fehrs (Trixie) und vielen anderen gesprochen, kommen vor. Diese sind in einer völlig anderen Umgebung dem Yeti auf der Spur. Aber – wie zuvor im „Polterabend“ – ist das Ende der Geschichte etwas anders als erwartet. Hier stammt die Musik übrigens von Kristina Körting, Constantin Stahlberg, Betty George und Jan-Friedrich Conrad.

Haben mich die ersten zwei Hörspiele genau so begeistern können wie die der 80iger Jahre?

Ja, es sind würdige Nachfolger der alten Serie. Die Stimmung ist dicht, die Sprecher sind völlige Profis, die musikalische Untermalung passt. Regisseurin Heikedine Körting und Autor (und EUROPA-Mitarbeiter) Andre Minninger haben ganze Arbeit geleistet!

Dabei sollte eines klar sein: Wann immer sich eine Fortsetzung mit denen zum Kult gewordenen Vorgängern „messen“ muss, bleibt es nicht aus, dass die Erwartungen unrealistisch sind. Die Welt hat sich weiter gedreht, die Hörer von einst haben heute erste graue Haare und der Zeitgeist ändert sich sowieso ständig. Nehme ich meine „nostalgische Brille“ ab – oder passenderweise meine „nostalgischen Kopfhörer“ – muss ich feststellen, dass dies eine Folge ist, die viel Spaß macht und auch in die „Ur-Serie“ gepasst hätte. Und ich spüre eine Menge Potential!

Entsprechend gespannt bin ich, was in den nächsten Folgen für Schrecknisse auf mich warten. Und das ist es, was diese Serie für mich immer schon einzigartig gemacht hat: Dieser sanfte Grusel, der nicht unappetitlich ist, sondern Spaß macht. Nicht umsonst war damals ein lachender Totenkopf das Symbol der EUROPA Grusel-Serie.

In diesem Sinne hoffe ich auf noch mehr in dieser Richtung und wünsche allen Lesern „sanftes Gruseln“!

UFO 1978

Das Geräusch des laufenden Motors beruhigte ihn, wie er auf dem Rücksitz lag. Gerade acht Jahre alt. Er betrachtete die Linien, die sich durch die Heckscheibe zogen. Die Heizung, wie die Eltern ihm gesagt hatten, „falls es mal friert.“ Sein Vater saß vorne auf dem Beifahrersitz, kaute auf seinem Kaugummi, seine Mutter fuhr schweigsam. Dann und wann jedoch unterhielten sie sich, über langweiliges Zeug. Politik und über was sich Erwachsene eben so unterhielten.

Jetzt fuhren sie mitten durch einen Wald. Er konnte die hervorstehenden Äste und Zweige sehen. Als wären es Riesen, die auf ihn herabblickten. Schön war das, die Bäume so vorbeifahren zu sehen. Langsam wurde es dunkel.

„Wie lange noch?“ hatte er nun schon vor einer Weile gesagt, bevor sie bei der Tankstelle angehalten hatten. Er war auf die schmutzige Toilette gegangen, die so aussah als wäre sie seit Monaten nicht gereinigt worden. Mit spitzen Fingern und Servietten hatte er ein Brötchen gegessen, dass mit einem Klops Mett belegt war. Dazu eine Fanta und ein Bounty.

Nun lag er wieder satt auf der Rückbank. Die Eltern hatten das Radio eingeschaltet. Wenn es stimmte, was sie gesagt hatten, wäre es nur noch eine halbe Stunde bis sie zuhause wären. Oder wenigstens nicht viel mehr. Aus seiner Liege-Position konnte er ganz hoch schauen – bis in die Sterne, die jetzt so vorbei zogen wie zuvor noch die Äste der riesigen Bäume. Fern waren sie, doch wirkten sie so als wenn er sie ganz einfach so greifen könnte.

Er hockte sich jetzt hin, denn hinter ihnen waren keine Autos mehr, die mit ihren strahlenden Lichtern blenden konnten. Dort zog sich – im Kreis des Rücklichts – die Straße hin. Die unterbrochenen Striche auf der Straße schienen zu pulsieren. Bum – Bum – Bum… Oder waren es Laserstrahlen? Ja, genau! Piu! Piu! Die Striche bekamen etwas einschläferndes. Bald wäre er wieder zuhause. Seine älteren Geschwister waren dort, würden sicher wieder anfangen, ihn zu ärgern. Sie liebten es, ihn zu ärgern. Oft hatte er sich gefragt, warum das so war. Lag es daran, dass er nichts Böses wollte? Das er der Jüngste war? Er verstand es nicht. Egal. Jetzt waren da nur seine Eltern, er und die Striche auf der Straße, die sich in die Ferne zogen.

Vielleicht wäre er eingeschlafen, aber da sah er etwas, was er nicht glauben konnte. Er sah es zuerst in der Ferne, da wo ein Dorf zu sein schien. Da war ein seltsames Licht, das zu schweben schien. Es hing einfach so in der Luft, war aber zu weit entfernt, um wirklich erkennen zu können, was es war. Bestimmt nur eine optische Täuschung. Sie hatten einmal über optische Täuschungen im Unterricht gesprochen. Dann vergas er das Licht, was vielleicht daran lag, dass es plötzlich nicht mehr zu sehen war. Sie fuhren weiter. Das Geräusch des Autos, die Wärme der Heizung, die seine Eltern nun eingeschaltet hatten, ließen ihn noch müder werden. Bald wären sie zuhause…

Er legte sich wieder auf die Rückbank. Wieder blickte er in die Richtung der Sterne. Aber die Sterne waren fort. Es hatte sich wohl bezogen. Vielleicht würde es bald regnen? Nun inspizierte er die Muster der Sitzbank. Pfeile, die ineinander übergingen. Jetzt sah er wieder nach oben. Da erkannte er, dass die Sterne doch zu sehen waren, das es etwas anderes gewesen war, was ihm die Sicht genommen hatte – nicht die Wolken! Es war rundlich. Eine runde Scheibe, die über ihrem Auto schwebte! Er konnte es nicht glauben. Nun – als sie weiter fuhren – konnte er diese Scheibe im Ganzen sehen. Groß, ja, riesig und schwebend und plötzlich ging ein inneres Licht von dem Objekt aus. Er erkannte eine Art „Kuppel“. Ein grünlicher Strahl hangelte sich über die Fahrbahnmarkierungen auf ihn – auf ihr Auto – zu, wie eine zarte, vielgliedrige Hand aus Licht. Obwohl er sich sonst immer als Angsthase empfand und seine Geschwister ihn immer als „Mimose“ bezeichnet hatten, was ihn so oft verletzt und in ihm ein Gefühl der Ohnmacht ausgelöst hatte, fühlte er nun gar keine Angst. Es fühlte sich sogar erhebend an. Als wäre es genau so richtig, was hier geschah. Ganz natürlich.

Je älter er wurde, desto mehr verblasste das Ereignis jener Nacht und als er ein junger Mann war, ordnete er seine vagen Erinnerungen in dem Bereich seiner übersprudelnden Fantasie ein. Ein Teil von ihm jedoch wusste, dass das eine Lüge war. Das an jenem Abend auf dem Weg nach Hause etwas Besonderes mit ihm geschehen war. Etwas, was ihn für den Rest seines Lebens verändert hatte. Es war ein Samen in ihm gepflanzt worden. Ein Stück vom Weltraum existierte seither in ihm. Am deutlichste spürte er das immer dann, wenn er sehnsuchtsvoll in den von Sternen übersäten Nachthimmel blickte.

Der Unsichtbare

Von oben sah es so aus als wenn viele tausend Farbtupfer über eine Fläche liefen. Näher betrachtet waren es viele tausend Menschen, ein jeder mit seinen Eigenschaften, die durch die Fußgängerzone von Oldville liefen. Eine grauhaarige, gebückt gehende Frau mit Kopftuch, ein smarter Bankangestellter im Anzug, der blank polierte schwarze Schuhe trug und wirkte als wenn ihm die Welt gehöre, eine Gruppe junger Türken, die sich lautstark unterhielten, Kinder, die von ihren Eltern über einen Straßenübergang gezerrt wurden, ein Stadtstreicher, der all sein Hab und Gut in einer großen Tasche mit sich herum trug und dann war da noch Sam. Er stach nicht sonderlich aus der Menschenansammlung hervor. Selbst von weit oben hätte er eher wie ein grauer Fleck als wie ein farbiger Tupfer gewirkt.

Als Kind hatte er die Kunstfertigkeit erlernt, sich unauffällig zu verhalten. Er öffnete Türen so leise, dass man sie nicht hören konnte und wenn er in der Nähe war, fiel er nicht auf. Niemand sah auf, wenn er einen Raum betrat. Das war eine beachtliche Leistung, denn er war fast zwei Meter groß und wog über 120 Kilogramm. Sein Gesicht wies trockene, rötliche Flecken auf, er hatte Schuppenflechte. Er fühlte sich wenig attraktiv und mied die Blicke der Anderen, denen er vielleicht würde anmerken können, dass sie ihn ebenfalls für wenig attraktiv oder sogar hässlich hielten.

Tief in Sam gab es einen Abenteurer, ja, einen Romantiker. Er hatte ein gutes Herz, liebte Kinder und betrachtete den Zynismus vieler anderer Erwachsener mit Befremdung. Irgendwie fühlte er sich nie so ganz als wenn er in diese Welt gehöre. Am Meisten wurde ihm das bewusst als er wieder einmal unerwartet auf ein verliebtes Pärchen blickte, dass Hand in Hand durch die Stadt ging. Sorglos wirkten sie, wie sie da lang schlenderten, sich anlächelten, küssten und wieder weiter gingen. Dieser Anblick erzeugte in Sam schon lange keinen Neid mehr, sondern Niedergeschlagenheit, Traurigkeit. Obwohl er so viel zu geben hatte, war er schon in der Schule immer der Typ gewesen, den sich die Frauen als „besten Freund“ aussuchten, rein platonisch eben. Ob es ihm nun gefiel oder nicht, das war nun mal sein Schicksal, wie er sich immer wieder sagte.

Diese Gedanken erzeugten in ihm eine unfassbare Kälte, weshalb er auf dem Weg zu seiner Arbeitsstätte – er arbeitete als Schreibkraft bei einem Anwalt – noch einmal kurz beim Konditor reinschaute und sich ein paar Rumkugeln gönnte. „Das ist mein Frust-Essen!“, hatte er mal seiner Mutter erzählt. „Die Leute können gut reden, wenn sie sich in einer glücklichen Beziehung befinden.“ Seine übergewichtige Mutter maßregelte ihn dann oft, weil er „so dick wie er ist, nie eine Frau finden würde.“

Vielleicht hatte sie ja recht. Andererseits war er ja sowieso unsichtbar. Da war es egal.

Die nächsten Stunden in der Anwaltskanzlei Morris verliefen relativ ereignislos. Er musste ein paar übliche Protokolle vom Diktiergerät abschreiben. In der Mittagspause hatte er entschieden im Büro zu bleiben, wobei er merkte, dass sein Rücken etwas schmerzte.

Als er das Büro verlies war es bereits dunkel. Ein leichter Regen hatte eingesetzt, es war kälter geworden. Sam entschied sich – seinem Rücken zur Liebe – zu Fuß zu gehen. Als er in die Straße einbog, die direkt zu seiner Wohnung führte, sah er, wie eine Frau von zwei Männern bedroht wurde. Sie schubsten sie hin und her. Sein Herz machte einen Satz. Wie ihm geschah, wusste er selbst nicht, aber er sah sich sozusagen zu, wie er auf die Gruppe zuging und die beiden Männder mit grollender Stimme anschrie. „Lasst sie in Ruhe! Haut bloß ab!“ rief er. Und die Männder trollten sich, Angst in ihren Augen. Die hübsche Frau hatte lange braune Haare und ebenso braune Augen. Sie lächelte Sam unwiderstehlich an, wobei sich  ihre Nase niedlich kräuselte. „Danke!“ sagte sie. „Die hätten wer weiß was mit mir gemacht.“ „Kein Problem“, sagte Sam. „Wollen wir zu mir gehen? Auf den Schrecken können sie sicherlich…“

In diesem Moment kam Anwalt Morris wieder aus der Mittagspause zurück und Sam schrak aus seiner Tragträumerei auf, wobei er ein Glas Wasser umsties. Morris erschrak. „Ich hatte gar nicht gemerkt, dass sie da sind!“

Als Sam wirklich heimkehrte, begegnete ihm keine Frau, die ihn bemerkt hätte. Er ging die Stufen zu seiner Wohnung hoch, nachdem er ein paar Mahnungen und Werbung aus seinem Briefkasten genommen hatte. Dann schloss er hinter sich die Tür. Er wärmte seine Suppe von gestern auf, dann lies er sich, ohne das Licht einzuschalten, in seinen Sessel fallen und blickte in die triste Dunkelheit seines Wohnzimmers.

Ein weiterer ereignisloser Tag im Leben eines Unsichtbaren.

Task Force Police (TV Serie auf Pidax-DVD)

Ich erinnere mich noch genau an jene Sonntagnachmittage an denen mein Krimi-begeisterter Vater die Serie „Task Force Police“ sah. Besonders waren mir – vor der Veröffentlichung auf DVD – noch die Hauptcharaktere in Erinnerung.

Der rothaarige, etwas untersetzte Police Sergant Bob Evans (David Lloyd Meredith) etwa, der recht autoritäre, aber auch joviale Detective Chief Superintendent Barlow (Stratford Johns) sowie der mir einst aus „David Balfour“ bekannte Darsteller Frank Windsor, der hier Detective Superintendent John Watts spielt.

Aber was ist die „Task Force“ eigentlich? Das ist eine Sondereinheit, die von Barlow gebildet wird. Diese Sondereinheit soll „allzeit bereit“ sein. Barlow trifft am Anfang seiner Amtszeit noch auf einen relativ undisziplinierten Haufen, aber das bleibt nicht lange so und schon bald ist dies eine effektive, professionelle Einheit.

Jeder Charakter ist in dieser Serie fein gezeichnet. Jeder hat seine Eigenheiten, was manchmal zu Reibungen, manchmal zu hervorragendem Teamgeist führt. Die Menschen, mit denen die Task Force in Berührung kommt, kommen aus allen Schichten der britischen Gesellschaft. Gebildete, Eingebildete, einfache Gemüter, sanfte, noble und rohe Persönlichkeiten….

Die Polizisten agieren in der fiktiven Region Thamesford, die überaus britisch ist und – so stellte ich es mir immer vor – wohl nahe London liegen soll.

Die Fälle sind oft sehr hart an der Realität. Für die 70iger Jahre – dies ist eine der ersten in Farbe gedrehten Serien der BBC – oft erstaunlich nahe an den gelegentlich grausamen Tatbeständen. Beispiel: Zwar wurde damals noch keine Obduktion gezeigt, aber es wurde genug darüber erzählt. Den Rest konnte man sich denken.

Damals war die Serie super modern. Die Polizisten arbeiteten mit neuesten Erfindungen, die aus heutiger Sicht zum Schmunzeln anregen. Riesige Funksprechgeräte zum Beispiel.

„Task Force Police“ hat einen ganz eigenen Charme. Es waren eben die 70iger Jahre. Rollenbilder waren dabei sich zu ändern, die Möbel und Kleidungen der Protagonisten wirken heute oft auf eine charmante Weise alt und wer, wie ich, in den 70igern als Kind heranwuchs, der wird möglicherweise wieder an orangene Vorhänge damaliger Wohnungen oder die hochgesteckten Frisuren der Mutter denken – oder Ähnliches.

„Task Foce Police“ ist ein waschechtes Stück britischer Polizei – TV – Geschichte. Lange Jahre wurde die einst sehr erfolgreiche Serie nicht mehr ausgestrahlt. Zum Glück erbarmte sich auch dieses Mal wieder Pidax und holte den Schatz aus den Untiefen der Vergessenheit. Es sind nicht mehr alle (deutschen) Folgen verfügbar, aber was es noch gab, wurde von Pidax in guter Qualität auf DVD gebannt.

Einzelne DVDs kosten 14,90 EUR, alle zusammen kann man für nur 39,90 EUR sein Eigen nennen.

Hier der Link zum Kaufen: https://www.pidax-film.de/advanced_search_result.php?keywords=Task+force+police