Die seltsame Stimmung vor Episode IX – The Rise of Skywalker – Der Aufstieg Skywalkers (Ende November 2019)

Als 2015 „Das Erwachen der Macht“ in die Kinos kam, wurde für mich ein Traum wahr. Ich fühlte mich wieder wie in den frühen 80er – Jahren. Der Film bot Spaß, war eine rasante Achterbahnfahrt und führte eine gehörige Prise Nostalgie und Fanservice im Schlepptau. Genau dafür scholten viele Episode VII. Für mich war das ein absoluter Pluspunkt. Nun steht Episode IX vor der Tür, doch die Fans sind gespalten, das fühlt man auch…

Episode VIII, „Die letzten Jedi“, von dem ich inzwischen denke, dass er ein sehr guter Film, aber ein schlechter zweiter Teil dieser Star Wars Trilogie ist, tat genau das Gegenteil von seinem Vorgänger: Wurde in „Force awakens“ der oberste Anführer Snoke noch düster und geheimnisvoll aufgebaut, wurde er in Episode VIII zum Träger eines „goldenen Bademantels“ und schrumpfte, trotz immer noch imposanter Größe, auf „etwas über Chewbaccas Augenhöhe“. Zudem wurde er kurzerhand von seinem Lieblingsschüler getötet. Mutmaßte man noch in Episode VII, Rey sei eine Skywalker, so wurde dies – wenigstens zunächst – in VIII von der Hand gewiesen. Ihre Herkunft konnte kaum belangloser sein als es uns Rian Johnson hier erzählte. Und das Lichtschwert, welches im symbolischsten Cliffhanger aller Zeiten Luke überreicht wird, wird von diesem im „letzten Jedi“ achtlos weggeworfen. Der ganze achte Teil zelebriert im nostalgischen Gewand von VII, die Verachtung des filmischen Vorgängers. Er bietet Fanservice, aber mit einer Scheibe Zitrone und Salz. Viel Salz, denkt man an Crait…

Statt jedoch ein totaler Gegenentwurf zu werden, um wenigstens die Hater von „Erwachen“ abzuholen, gibt es merkwürdige Wendungen und Windungen im Nachfolger. Ja, Rey ist die Tochter von Schrotthändlern, aber es kann auch eine Lüge sein, die von Snoke erdacht wurde… Ja, es gibt eine „Beinahe – Verwandlung“ von Rey in Richtung dunkler Seite der Macht und angedeutete Liebe zwischen Kylo und Rey, aber am Ende ist alles wie am Ende von VII: Sie blieben Antagonisten. Ja, Yoda verbrennt den alten Baum mit den uralten Jedi-Texten, aber am Ende hat Rey sie doch im „Falken“ dabei: Exemplarisch für den Film, der so wirkt wie ein roter Ferrari, der an der Ampel immer wieder Gas und Bremse drückt, um Eindruck zu schinden, aber dann absäuft, wenn es grün wird.

Diese Ambivalenz des Films, weder eine „runde“ Fortzsetzung seines Vorgängers zu sein noch wirklich gewagt und konsequent neue Wege zu gehen, liegt vielen noch schwer im Magen. Es wird nicht besser dadurch, dass man den Film, wenn man ihn sieht, an manchen Stellen dennoch „toll“ findet. Es reicht für ein „gut“, aber nicht für ein „sehr gut“. Schon Yoda wusste, dass nur eindeutige Sichtweisen Erfolg bringen: „Tu es oder lass es. Es gibt kein versuchen.“ Das hätte sich Rian Johnson zu Herzen nehmen sollen, der vielleicht einfach zu viel erreichen wollte. Ein guter Film, aber keine gute Fortsetzung kam dabei heraus. Just my opinion. Viele sind dabei weniger gnädig und hassen den Film.

Am Ende von Episode V – „Das Imperium schlägt zurück“ – gab es eine klare Ansage: Vader ist Lukes Vater! Das hat gesessen und dann kam schon der Abspann. So hätte ich mir auch das Ende von „Die letzten Jedi“ erhofft. Aber das, womit der Film mich zurücklies war das Gefühl, dass die Story nicht wesentlich weiter kam. Keine Antworten, nur noch mehr Fragen – und das unangenehme Gefühl, dass die neuen „Macher“ von Star Wars vielleicht nicht mal einen Plan für diese Trilogie hatten, denn der Mittelteil einer Story soll ja – wie einst in der Schule gelernt – am meisten Inhalt bringen. War nicht so.

Was „Solo“ betrifft, jenen letzten Anthologiefilm, den so ziemlich jede/r im Nachhinein doch irgendwie gut fand, so patzte hier Disney ganz gewaltig, denn die Zuschauer waren längst daran gewöhnt zu Weihnachten einen Disney – Film zu sehen. „Solo“ nur etwa ein Viertel Jahr nach Episode VIII zu zeigen war einfach dumm. Disney-Chef Bob Iger gab zu, zu gierig gewesen zu sein. Daher muss das nicht weiter erläutert werden. Seltsam, dass sie nun die Anthologiefilme ganz sein lassen statt einfach nur weiterhin auf das Weihnachtsgeschäft zu hoffen; verstehe ich nicht, aber auch das ist ein anderes Thema.

Episode VIII (und weniger der Film „Solo“ als das ganze Gerede drumherum), das schlechte Marketing um „Solo“ und sein unüberlegter Veröffentlichungstermin, sorgten insgesamt für Unmut bei den Fans. „Die letzten Jedi“ hatte die Geschichte um Rey, Finn, Poe und Kylo nicht weiter gebracht. Die Story hatte nur im Schlamm gewühlt und nachdem dieser sich wieder setzte, sah alles fast so aus wie vorher. So what? Und genau das beschreibt – wie ich das sehe – die Stimmung, wenigstens meine Stimmung, vor „Der Aufstieg Skywalkers“.

Ich habe keine Erwartungen an den Film. Ein Gefühl von Gleichgültigkeit hat sich ergeben. Durchsetzt mit der Hoffnung darauf, dass es trotzdem ein ganz großes Ding wird, ein richtiger Oberhammer.

Äußerungen von J.J. Abrams (https://www.moviepilot.de/news/j-j-abrams-star-wars-8-hat-episode-9-nicht-ruiniert-1121022), der final trailer und die mit Charakteren bedruckten Coladosen bei Rewe (lol) ergaben bei mir aber dennoch genau das, worauf jede Rebellion basiert: Hoffnung 😉

Sherlock Holmes (die neuen Fälle) – Fall 43 – Der Sturm des Unheils

Dieses Hörspiel ragt leuchtend und schön aus der Serie um die „neuen Fälle“ hervor. Autor ist Marc Freund. Er war bereits verantwortlich für „Die Gesellschaft des Schreckens“, „Das Haus auf dem Hexenhügel“, „Die letzte Symphonie“ und viele andere bemerkenswerte Hörspiele der Reihe.

Anfangs wird man direkt von Holmes, Watson und Derek Brody angesprochen. Die drei Hauptfiguren des Hörspiels sind für sich schon ein tolles Gespann. Holmes und Watson sowieso, denn Rode und Groeger sind auch dieses Mal – wie immer – ein eingespieltes Team, aber auch Brody, gesprochen von Lutz Riedel, ist äußerst unterhaltsam. Er soll als Kronzeuge – selbst ehemaliger Anwalt von Carson – nun gegen diesen aussagen. Hierzu soll er in die Obhut von Inspektor Stout übergeben werden. Die Übergabe soll auf Burgh Island im dortigen Hotel stattfinden. Bis dahin sind Holmes und Watson für ihren Schützling verantwortlich. Dieser befürchtet an jeder Ecke getötet zu werden und klagt in jeder Szene, dass es vielleicht ja doch keine so gute Idee von ihm gewesen war, Kronzeuge zu werden…

Die Rahmenbedingungen des Hörspiels sind geradezu klassisch: Das Hotel auf der Insel ist umgeben von peitschendem Sturm und einer aufgebrachten See. So wird das Hotel zum besten Ort und zugleich zum schlechtesten, denn in der Tat wird schon bald eine Leiche gefunden. Zu allem Übel soll diese von einem Geist getötet worden sein…

(c) Romantruhe

Schon „Der Hund der Baskervilles“ von Sir Arthur Conan Doyle zeigte, dass die Mischung von gruseligen Elementen und brillanter Deduktionsarbeit die unterhaltsamsten Holmes-Geschichten hervorbringt. Nach ähnlichem Rezept ging hier Marc Freund vor. Dabei kommt er ganz ohne „Ekel“ aus. Keine verwesenden Leichen oder Schmeißfliegen, einfach nur Spannung pur.

Der im August verstorbene Helmut Krauss wirkt hier ebenfalls mit. Er ist Archibald Nettleford, ein harmloser Ornithologe. Bodo Wolf spricht – wie immer souverän und gut anzuhören – Charles Monroe, der gerade seine Arbeit im Hotel angenommen hat und es schon bald am Liebsten wieder verlassen würde. Jochen Schröder spricht einen etwas grummeligen, aber nicht ganz unsympathischen Inspektor Stout. In weiteren Rollen, jeweils überzeugend und solide gesprochen, sind mit dabei: Achim Buch, Ulrike Stürzbecher und Martin Kautz.

Die begleitende Musik von Stephan Eicke passt dieses Mal genau, wirkt nicht zu aufdringlich, sondern rundet das Hörspiel ab. Regie führte, wie immer, Gerd Naumann.

Lidia Beleninova sorgte wieder für ein hübsches Cover.

Für mich ist dies bisher der schönste Fall der Reihe, weil es – zumal wenn der Sturm gerade um das eigene Haus fegt – eine ungemein gemütlich-schaurige Atmosphäre erschafft.

Der einzige „Fehler“ der Hörspiels ist wohl der, dass es so schnell zu Ende ist. Tatsächlich geht Holmes mit einem Auftrag von der Insel nach London und da hätte es doch gepasst daraus eine 2CD zu machen. Dennoch: Wenn man am Ende eines Hörspiels gerne mehr desselben hätte, ist das kein schlechtes Zeichen für dessen Qualität. Gut gemacht!

Die Geschichte von Glas und Stein

Ein Bahngleis. Der Wind ist kalt. Jorgos zieht sich die Regenjacke etwas höher. Nutzlos. Züge kommen und gehen. Der Regen wallt auf. Er geht in die Halle. Menschen. In allen Größen. Grobe Gesichter, die ihn erschrecken, sanfte Gesichter, die er sofort sympathisch findet. Gelbe Regenjacken, ein Rollstuhl mit einem Kind darin. Die Reifen beklebt mit Spider Man Bildern. Verzweifelte Augenpaare. Ein junger Mann fragt, ob er etwas Kleingeld bekommen könnte. Jorogs schüttelt den Kopf, fühlt sich dabei mutlos und falsch. Dann steigt er wieder die Treppen hinauf. Bahnsteig 4. Er geht zwanzig Schritte bis zu der Bank. Gestern noch saß er hier mit Anke. Alles war möglich. Die Welt aus den Angeln reißen. Seine Sehnsucht war so hoffnungsvoll gewesen.

Er musste zurück denken. Als sie auf dem Dach saßen. „Mein Herz schlägt wie verrückt. Ich liebe dich, das weißt du doch?“ fragte sie ihn und er lies sich von seiner Leidenschaft hinreißen, küsste sie. Während sie miteinander schliefen, in dieser warmen Sommernacht, ganz in der Nähe des Schornsteins auf dem Dach, hörte er in sich ein Präludium von Johann Sebastian Bach, er dachte an die farbenfrohen Bilder von Monet und die flirrenden Werke von Vincent van Gogh, aber auch Werke von Rodin kamen ihm vor Augen, während er mit seinen Händen ihren Körper liebkoste. Sie wertschätzte. Sie ehrte. Frei fühlte er sich wie ein Vogel.

„Ich muss gar nichts tun!“ antwortete er wenig später seinem Vater, doch dieser regte sich auf: „Aus dir wird nichts werden, wenn du keinen Beruf ergreifst!“ Das weiß ich doch, Papa, hätte er ihm gerne gesagt, aber er konnte nicht. Weißt du nicht, wie es ist, wenn man sich so frei und glücklich fühlt wie ein Adler, der über das Land fliegt? Wenn das wahre Leben zum Traum wird?

Doch, ich weiß es, hätte dieser vielleicht gewantwortet. Aber als ich so träumte, kam der Krieg und verwandelte meinen Traum in einen Alptraum. Aber auch er konnte nichts sagen. Außer das, was schon sein Vater gesagt hatte, weil schon ihm die Worte gefehlt hatten. Du wirst auf der Straße landen!

Ohne Geld wird man auch nicht glücklich, hört er sich zu sich selbst sagen – oder hat er es nur gedacht? Neue Züge fahren im Bahngleis ein. Neue Menschen entsteigen den Anhängern. Wieder bunt gemischt.

Er setzt sich neben einen alten Mann, der Tauben füttert. „Gestern saß ich hier“, sagt er zu dem alten Mann. Der alte Mann lächelt ihn an. Er scheint taub, aber glücklich zu sein. „Ich kniete mich vor ihr nieder und reichte ihr den Ring.“ Er fühlt eine Träne. Der alte Mann legt eine alte Hand auf seine und sieht ihn an, wie einst sein Vater, in jenen stillen, seltenen Momenten, in denen sein Blick mehr sagte als tausend Worte.

Die Uhr tickte schwere Minuten. „Vater, ich wäre gerne ein besserer Sohn und wüsste gerne jetzt, was ich dir sagen sollte, aber mir fehlen die Worte.“ „Uns fehlten immer die Worte, nicht wahr?“ „Ja.“ Tränen. „Hast du Angst?“, fragte Jorgos. Wieder keine Worte. Ein Blick jedoch und Tränen, die auch dem Vater herunterliefen. Keine Umarmung. Warum nur keine Umarmung? Abschied – als wäre es nicht für immer.

„Sie lachte nur. Sie sprach von Spaß haben und nicht gleich heiraten.“ Der alte Mann sieht ihn an. Alle dachten immer, er sei geistig verwirrt. Und nun dieser Blick. „Kennst du die Geschichte von Glas und Stein?“, fragt der alte Mann. Er verneint. Der alte Mann erzählt. „Es waren einmal ein Mann und eine Frau. Sie konnten nicht sprechen und wollten sich etwas schenken, was ihre Gefühle ausdrückt, die sie füreinander empfanden. Die Frau wählte das Glas, weil ihre Gefühle so rein waren wie das Glas. Der Mann wählte einen Stein, weil seine Liebe so unzerstörbar war, wie ein Stein. Als sie sich ihre Geschenke zeigten, begannen sie beide zu weinen, denn sie erkannten, dass sie – bei aller Liebe – nie zueinander passen würden.“

Die Züge fahren weiter. Menschen sammeln sich an roten Ampeln und strömen weiter in ihrem gigantischen Mäuselabyrinth. Das Leben rollte weiter, der Fluß floß weiter. Kinder wurden weiter gezeugt und wurden weiter erzogen, Kriege wurden weiter geführt und Frieden ausgehandelt, „Kluge Leute“ redeten weiter dumm daher und der „Dummen“ Leute Klugheit blieb weiter verborgen, blieb weiter ungehört.

Er sitzt am Grab seines Vaters und erzählt ihm alles, was er ihm immer erzählen wollte. Er weint mit ihm, er lacht mit ihm. Dann steht sein Vater vor ihm. Geh jetzt. Es ist Zeit. Suche nicht nach den verlorenen Worten, sondern finde Neue für neue Menschen. Lebe, mein Sohn!

Der wundervolle Sonnenuntergang schien den ganzen Himmel in Brand gesetzt zu haben. Jorgos streckte sich und hatte das Gefühl, seine Seele würde bis zum Himmel reichen – und weiter. Dann lies er sich in die hohen Blumen fallen, die ihn umgaben.