Depardieu: „Frau zu verschenken“ und „Vatel“ (DVD bei Pidax)

Pidax hat u.a. seltene Filme mit Gerard Depardieu herausgegeben. „1492“ (schon hier besprochen), gehörte gewiss schon zu den bekannteren, aber bei Pidax erschienen u.a. auch die Filme „Frau zu verschenken“ (1978) und „Vatel“ (2000).

Die Filme zeigen Depardieus Wandlungsfähigkeit, auch im Laufe der Zeiten. Er wurde – wie ein guter Wein (der Vergleich würde dem Weinbauern Depardieu gefallen) – immer besser.

Aber auch zur Zeit von „Frau zu verschenken“ war er schon ein überzeugender Schauspieler. Dieser aus heutiger Sicht etwas abstruse Filme von Bertrand Blier erhielt seinerzeit sogar einen Oscar 1979 als „bester fremdsprachiger Film“.

Aber worum geht es?

Raoul und Solange sind kein besonders glückliches Ehepaar. Er versucht sie deshalb aus dem traurigen Alltag zu reißen, indem er ihr einen Liebhaber besorgt. Diesen findet Raoul in dem Sportlehrer Stéphane. Doch es nützt alles nichts: Obwohl Solange mit Stéphane ins Bett steigt, ändert sich nichts an ihrer Gemütslage. Dies geschieht erst, als sie in einem Feriencamp arbeitet und Christian kennenlernt, einen 13 Jahre alten Schuljungen. Er versteht es, ihr ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern …

"Frau zu verschenken" (c) PIdax

„Frau zu verschenken“ (c) Pidax

Der Film hat durchaus seinen eigenen Humor, wenn man etwa versucht, wie Raoul und Stephane sich über Solange unterhalten als wäre sie gar nicht anwesend. Oder wenn Raoul versucht, sie an Stephane zu „verschenken“, wie ein Möbelstück.

Gewiss mag Blier, wenn es schließlich zu einer (nur zaghaft angedeuteten, später berichteten) sexuellen Handlung zwischen dem 13jährigen und Solange kommt, die Unschuld der jugendlichen, „unberührten“ Liebe im Sinn gehabt haben (oder Ähnliches). Das mag sein. In unserer Zeit wirkt dies, bei aller guten Absicht, nicht mehr zeitgemäß und geht ein wenig nach hinten los. Man weiß heute einfach zu viel über Pädophilie (um die es hier nicht geht, aber es fühlt sich trotzdem nicht richtig an…) und vielleicht ist der moderne Zuschauer selbst durch dieses Wissen seiner Unschuld beraubt und kann diesen Film nicht mehr begreifen, wie er noch 1978 begriffen worden ist?

Wie dem auch sei: Ein Frühwerk mit dem noch recht jungen und schlanken Gerard Depardieu, Patrick Dewaere und Carole Laure in den Hauptrollen.

Weit mehr traf „Vatel“ meinen Geschmack. Der Film erschien im Jahre 2000.

Worum geht es?

Im April 1671 erhält François Vatel einen besonderen Auftrag von seinem Herrn, dem Prinzen von Condé. Als Küchen- und Haushofmeister soll er ein dreitägiges Fest organisieren, zu dem Ludwig XIV anreist. Der hochverschuldete Prinz erhofft sich durch die gediegenen Festlichkeiten die Gunst des Sonnenkönigs, aber auch den Zugang zu dessen Schatzkammer. Die drei Tage verlaufen jedoch anders als erwartet …

"Vatel" (c) Pidax

„Vatel“ (c) Pidax

Etwa 10 Jahre nach Depardieus großen Erfolg als Rostands berühmter „Cyrano“ spielte er hier also einen Küchen- und Haushofmeister. Dieser Film ist schon alleine daher sehenswert, weil man hier einmal zu sehen bekommt, wie unendlich das Bemühen seinerzeit war, dem „Sonnenkönig“ zu gefallen! Hier wurden keinerlei Kosten gescheut, um die nicht viel weniger kostspieligen Festtage in Szene zu setzen. Man lernt nebenher viel über damalige „Sitten und Gebräuche“, was in keinem Geschichtsbuch steht. 

Depardieu, inzwischen schon recht beleibt, spielt absolut souverän, das es Spaß macht, und mit Uma Thurman, die ihrerseits überzeugt, hat er eine ganz spezielle, feine „Chemie“, die einfach passt. Tim Roth mit Perrücke etc. … das passte ihm schon in „Rob Roy“. Er ist einfach der Typ dafür.

Vatel ist nicht nur irgendein bediensteter, der viel Fantasie und Kreativität aufbringt, um diese Festakte in Szene zu setzen: Er ist auch ein verantwortungsvoller Mann, dem seine Angestellten beinahe schon Familie ist, der sich kümmert und – wo nötig – auch beschützt.

Bei all dem Pomp, welches der König zu Gesicht bekommt, passieren im Schatten der „Spiele“ auch grausige Dinge bis hin zum Ende des Films…

Dem Fim „Vatel“ sind noch einige Extras beigefügt, darunter Interviews und Aufnahmen von Szenen, die gerade geprobt oder aus verschiedenen Sichtweisen gefilmt / aufgenommen wurden. Sehr interessant!

Während mich die „Frau zu verschenken“ etwas irritiert zurücklies, hinterlies mich „Vatel“ begeistert. Wie wenig wissen wir doch von jenen Zeiten! Absolut sehenswert und unterschätzt!

Bestellen kann man beide Filme bei Pidax.de…

1492 – Die Eroberung des Paradieses auf Blu – Ray

Als sich 1992 die Entdeckung Amerikas zum 500. Mal jährte, wurde diesem Ereignis mit zwei Kinofilmen gedacht. Der eine Film wurde unter anderem von Alexander Salkind (1921 – 1997) produziert, der auch die recht ikonischen Superman – Kinofilme mit dem 2004 verstorbenen Christopher Reeve, produzierte.

Es wird wohl kein Zufall sein, dass auch sein Film – wie „Superman – Der Kinofilm“ von 1978, mit mehr oder weniger bekannten Stars garniert daher kam: Tom Selleck, Marlon Brando, Rachel Ward, Benecio del Toro, Catherine Zeta – Jones kamen darin vor, während Georges Corrafaces den Christopher Columbus spielte. Der Film ist spannend, beinahe ein Mantel- und Degenfilm, und stellt Columbus vor Allem als Helden dar. Als großen Entdecker.

So sehr „Christopher Columbus – Der Entdecker“ seine Berechtigung hat, zumal der Film auch für jüngere Zuschauer geeignet ist, war es doch gut, dass Ridley Scott mit „1492 – Eroberung des Paradieses“ ein realistischeres Bild von Columbus und der genannten „Eroberung“ entwarf.

Gerard Depardieu war ohnehin schon ein großer Name, gerade erst 1990 verkörperte der außerordentlich arbeitsame Schauspieler „Cyrano von Bergerac“ im gleichnamigen, von Preisen überhäuften Film, nach dem Drama von Edmond Rostand.

Ridley Scott wählte sich mit ihm einen charismatischen Schauspieler aus, der zwar äußerlich nicht dem Stereotyp von Christopher Columbus entsprach (einem italienischen Seefahrer in kastilischen Diensten), jedoch den Menschen Columbus mehrdimensional darstellen konnte.

Columbus war Humanist. Er begegnete den indigenen Völkern seines entdeckten Kontinents mit Respekt und lernte sogar von ihnen, wie er es auch in seinen Logbucheintragungen beschrieb. Erst als der spanische Hof (die Königin wird von Sigourney Weaver gespielt, die Ridley Scott Fans bekannt sein dürfte, da sie die „Ripley“ in diversen Alien – Filmen gab) von der Möglichkeit erfuhr, in „Indien“ (in Wahrheit Amerika) könne es Gold geben, begann das grausames Fiasko seinen Lauf zu nehmen. Sollte das christliche Abendland den Ureinwohnern eigentlich Gutes bringen, wir kenne das heute aus unseren Geschichtsbüchern, brachte es in Wahrheit Verderben in mannigfaltiger Form.

So ist diese Verfilmung nichts für schwache Nerven. Was langsam und zunehmend euphorisch beginnt, weist ausgerechnet da Längen auf, wo das Paradies entweiht wird und blutige Grausamkeiten um sich greifen, bis man als Zuschauer selbst droht darin (geistig) unterzugehen.

Das Ende weiß mit einem Detail zu überraschen, nämlich dem, wie es dazu kam, dass Columbus nicht vergessen wurde, obschon er keinesfalls einen kürzeren Weg nach Indien gefunden hatte. Das wir ihn heute alle noch namentlich kennen, hat er nämlich seinem Sohn zu verdanken. Aber ich möchte nichts vorweg nehmen.

Dieser farbenprächtige Film mit der eindringlichen Musik von Vangelis ist anders als der erstgenannte: Kein Heldenepos, aber ein historisches Lehrstück von gigantischem Ausmaß. Gespart hat man hier an Nichts, wie es scheint, was erst recht auf Blu – Ray eindrucksvoll zu sehen ist.

Sehenswert und bei Pidax aktuell auf DVD und Blu-Ray erhältlich.

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